Biometrie-Pflicht stürzt Flughäfen in internationales Chaos
22.12.2025 - 05:12:12Die Ära des Passfotos aus Papier ist vorbei. Während die USA eine flächendeckende Gesichtserkennung für Ausreisende einführen, kämpfen europäische Flughäfen mit Systemabstürzen und langen Schlangen. Der globale Umstieg auf biometrische Identifikation verursacht massive Reibungsverluste.
Ab dem 26. Dezember gilt in den USA eine verschärfte Ausreiseregel: Alle Nicht-US-Bürger – einschließlich Green-Card-Inhaber – müssen sich an Flughäfen, Seehäfen und Landgrenzen einem verpflichtenden Gesichtsscan unterziehen. Die US-Heimatschutzbehörde (DHS) setzt damit einen Auftrag des Kongresses um, der auf Empfehlungen der 9/11-Kommission zurückgeht. Bislang konnten Ausländer das Land ohne biometrische Erfassung verlassen.
„Reisende, die den Scan verweigern, wird der Boarding verweigert“, warnte der Visadienstleister VisaHQ am vergangenen Freitag. Die Regelung tritt in einer der verkehrsreichsten Reisewochen des Jahres in Kraft. Kritiker sprechen daher von einer „Christmas Mandate“. US-Bürger sind von der Pflicht ausgenommen und können eine manuelle Überprüfung verlangen.
Die DHS begründet den Schritt mit der Notwendigkeit, Visum-Überziehungen präziser zu erfassen und Identitätsbetrug zu verhindern. Für Geschäftsreisende und Privatpersonen bedeutet die neue Praxis jedoch eine spürbare Verschärfung der Grenzkontrollen unmittelbar nach den Feiertagen.
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Europa: EES-System stößt an Grenzen und verursacht Staus
Während die USA ihren Rollout vorbereiten, zeigt sich in der Europäischen Union bereits das praktische Scheitern der Theorie. Das EU-Ein-/Ausreisesystem (EES), das Fingerabdrücke und Gesichtsscans von Drittstaatsangehörigen vorschreibt, hat am vergangenen Wochenende zu erheblichen Störungen geführt.
Am Freitag, dem 19. Dezember, legte ein Systemabsturz am Flughafen Prag die Passkontrolle lahm. Nicht-EU-Reisende standen bis zu drei Stunden in Schlangen, verpassten Anschlussflüge und sorgten für weitreichende Verspätungen. Grenzbeamte mussten auf langsamere manuelle Verfahren zurückgreifen.
Die Probleme sind kontinental. Der Flughafenverband ACI Europe warnte am Sonntag, die EES-Abfertigung dauere an Drehkreuzen wie Helsinki-Vantaa bis zu 55 Minuten länger. Der finnische Betreiber Finavia riet Nicht-EU-Passagieren, drei Stunden vor Abflug einzutreffen – pünktlich zur Hochsaison für Lapland-Reisen.
„Die theoretische Effizienz digitaler Grenzen kollidiert mit dem physischen Ansturm von Urlaubsreisenden“, kommentiert ein Branchenanalyst. Die Vorfälle in Prag und Helsinki gelten als Warnsignal für die US-Einführung in dieser Woche.
Deutschland als Vorreiter: Papierfotos sind Geschichte
Nicht nur an den Grenzen, auch bei der Beantragung von Ausweisdokumenten schreitet die digitale Revolution voran. Seit Juli 2025 akzeptieren deutsche Behörden keine Papierfotos mehr für Pässe oder Personalausweise.
Das sogenannte „Mai-2025/2026-Mandat“ schreibt vor, dass alle Fotos digital vor Ort in den Bürgerämtern aufgenommen oder über zertifizierte, verschlüsselte Cloud-Systeme von Fotostudios übermittelt werden müssen. Die Regelung soll „Morphing“ verhindern – das Verschmelzen zweier Gesichter zu einem Foto, um einem Dokument von mehreren Personen nutzbar zu machen.
„Papierfotos sind ein Relikt der Vergangenheit. Die Zukunft ist verschlüsselt, cloudbasiert und an der Quelle verifiziert“, heißt es in einer aktuellen Analyse. Dieses „deutsche Modell“ könnte zum EU-Standard werden.
Globale Kettenreaktion: Griechenland bis Südafrika ziehen nach
Die Umstellung auf biometrische Identitäten ist ein weltweiter Trend, der sich aktuell beschleunigt.
- Griechenland bestätigte am 21. Dezember, dass neue biometrische ID-Karten mit digitalen Fotos und Fingerabdrücken ab August 2026 für EU-Reisen verpflichtend werden.
- Südafrika plant für 2026 ein „Smart ID“-System, das den gesamten Antragsprozess online verlagern und Vor-Ort-Termine überflüssig machen soll.
- Selbst die Malediven kündigten am 20. Dezember Smartcards an, die in eine nationale Digital-Identity-Plattform integriert werden.
Analyse: Die Ära des „Biometrie-Flaschenhalses“ hat begonnen
Die Gleichzeitigkeit dieser Entwicklungen markiert 2025 als Wendepunkt. Die versprochene Bequemlichkeit digitaler Identitäten wird derzeit von massiven Implementierungsproblemen überschattet.
„Wir betreten eine Phase der Reibung“, sagt die Reisesicherheitsberaterin Dr. Elena Kogan. „Regierungen priorisieren die Sicherheitsvorteile unverfälschbarer digitaler Identitäten, aber die Übergangskosten zahlen Reisende mit Zeit und Frust.“
Für den Digitalisierungssektor eröffnet dies ein riesiges Geschäftsfeld. Die Nachfrage nach zertifizierten digitalen Upload-Stationen und robuster Biometrie-Hardware explodiert. Unternehmen, die eine ausfallsichere Identitätsinfrastruktur liefern können, finden 2026 einen hungrigen Markt vor.
Der Fokus liegt nun auf dem 26. Dezember in den USA. Bewältigt das System den Ansturm ohne die in Europa beobachteten Abstürze, wäre der aggressive Zeitplan der DHS gerechtfertigt. Kommt es jedoch zu langen Schlangen an Flughäfen wie JFK oder LAX, dürfte eine Überprüfung der Umsetzungsgeschwindigkeit biometrischer Pflichten folgen.
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