Auch wenn eine Einigung im Zollkonflikt zwischen den USA und der EU noch fehlt: Der Zollschock scheint erst einmal verdaut, die Hoffnung auf Einigung dominiert.
21.07.2025 - 10:45:01Börse Frankfurt-News: Wochenausblick: Finanzmärkte hängen von Trump ab
Diese Woche stehen viele Quartalsberichte zur Veröffentlichung an.
21. Juli 2025. Nach dem Zollschock vor gut einer Woche ist wieder Ruhe eingekehrt an den Börsen. In Summe sei die Marktstimmung trotz geopolitischer Unsicherheiten von Optimismus geprägt, gespeist aus der Hoffnung auf eine Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU, erklärt LBBW-Analyst Andreas da Graça. "Die Mehrheit der Marktteilnehmer scheint demnach an eine Eskalation des Konflikts nicht zu glauben und setzt auf Verhandlungen."
Am Montagmorgen steht der DAX bei 24.313 Punkten. Am Freitag war der Index im frühen Handel nahe an das jüngste Allzeithoch von 24.639 Zähler herangerückt. Zu Handelsschluss waren es aber wieder nur knapp 24.290 Punkte. Auch der Europa-Index Stoxx Europe 600 bleibt mit aktuell 547 Punkten ein Stück unter seinem historischen Hoch von 564 Punkten. S&P 500 und die Nasdaq-Indizes erreichten am Freitag neue Rekordhochs, schlossen aber ebenfalls etwas schwächer. "Das bisherige Ausbleiben deutlicher ökonomischer Schäden durch die höheren Importzölle, eine bis dato solide Berichtssaison, ein stabiler Arbeitsmarkt und weiterhin konsumfreudige US-Verbraucher stützen die hohen Bewertungen von US-Aktien", erklärt die Deutsche Bank. Zudem werde darauf gesetzt, dass die US-Notenbank früher oder später mit Zinssenkungen beginne.
"Erholung trotz Trump eigentlich gutes Zeichen"
Der Auftakt der Berichtssaison über das zweite Quartal verlief nach Einschätzung von Helaba-Analystin Claudia Windt positiv. Die Erholung trotz Trump sei zudem eigentlich ein gutes Zeichen. "Am Ende hängen die Finanzmärkte aber auch davon ab, welchem Thema sich Donald Trump als Nächstes widmet."
Nach Einschätzung von Burkhard Fehling von der Commerzbank dürften die Aktienmärkte in Europa und in den USA auch in der neuen Woche größtenteils auf Rekordniveaus handeln. "Besser als erwartet ausfallende Unternehmensergebnisse und Makrodaten könnten nochmals zu Rekordständen führen", erklärt er. Allerdings sei das Aufwärtspotenzial nach den teilweise kräftigen Aufschlägen seit Anfang April 2025 und nicht mehr günstigen Bewertungsniveaus begrenzt.
Technik: "Konsolidierung Basis für nächsten Schub"
Charttechnisch konnte der DAX am 10. Juli bis in den überkauften Bereich über das obere Bollinger-Band auf einen neuen Höchststand steigen, wie die Charttechniker der DZ Bank feststellen. Nun könne der Index eine Konsolidierung vollziehen, die wiederum Basis für den nächsten Trendschub legen könne. In diesem Szenario markiere das Verlaufshoch vom 18. Juli bei 24.497 Punkten die erste Hürde, das Allzeithoch vom 10. Juli bei 24.647 Punkten die zweite.
Viele Quartalsberichte - und EZB-Sitzung
In den ersten Tagen der neuen Woche stehen keine wichtigen Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an, erst ab Donnerstag sieht es anders aus. Gleichzeitig geht die US-Berichtssaison weiter, unter anderem mit Zahlen von Coca-Cola, General Motors, Tesla, Alphabet und IBM. Hierzulande nimmt die Berichtssaison Fahrt auf mit Zahlen von Sartorius, SAP, Deutsche Bank, MTU, Deutsche Börse und Volkswagen.
Keine große Überraschung wird von der EZB-Sitzung am Donnerstag erwartet, der letzten vor der Sommerpause. "Die jüngsten ?"ußerungen von Seiten der Ratsvertreter signalisieren eine abwartende Haltung", erklärt Christian Reicherter von der DZ Bank. Über das weitere geldpolitische Vorgehen nach der Sommerpause gebe es aber durchaus unterschiedliche Ansichten. Die DZ Bank rechnet nach der Sommerpause mit einem Lockerungsschritt von 25 Basispunkten - dem dann letzten.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Dienstag, 22. Juli14.30 Uhr. USA: Rede von Fed-Chef Jerome Powell. Nach Einschätzung der Deutschen Bank wird sich Powell wohl nicht zu den Spannungen zwischen ihm und US-Präsident Donald Trump äußern. Gehofft werde aber auf Signale zur künftigen Leitzinsentwicklung.
Donnerstag, 24. Juli9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Juli. Für Deutschland rechnet die DekaBank mit Zuwächsen, sowohl für das verarbeitende Gewerbe als auch die Dienstleistungen.
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Juli. Im Euroraum dürfte der kombinierte Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor im Juli auf der Stelle treten, meint die Commerzbank. Die Zolldrohungen durch Donald Trump und die damit einhergehende Unsicherheit hätten wohl insbesondere in der Industrie die Stimmung getrübt und damit die weitere Aufhellung verhindert.
14.15 Uhr. Eurozone: EZB-Zinsentscheid. Mit einem Zinsschritt wird nicht gerechnet.
Freitag, 25. Juli10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex Juli. Die Stimmungsaufhellung geht weiter, zunehmend getragen von der Einschätzung der gegenwärtigen Lage, meint die DekaBank. Auch die Erwartungen hinsichtlich der künftigen Geschäftstätigkeit würden sich wohl verbessern.
von: Anna-Maria Borse, 21. Juli 2025, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)