Frankfurt-News, Powell

Trotz geopolitischer Schlagzeilen verharren DAX-Aktien im Seitwärtstrend.

21.08.2025 - 09:29:53

Börse Frankfurt-News: Was plant Powell? (Marktstimmung)

Anlegerinnen und Anleger nehmen Gewinne mit bzw. hedgen ihre Positionen. Kein schlechter Ausgangspunkt für die kommenden Tage, wertet Goldberg.

21. August 2025. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Angesichts der vielen wichtigen politischen Ereignisse, die sich seit unserer vergangenen Stimmungserhebung zugetragen haben, hätte man durchaus mehr Volatilität am Aktienmarkt erwarten können. Aber das Treffen zwischen den Präsidenten der USA und Russland in Alaska sowie der darauf folgende Gipfel der USA mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäischen Staats- und Regierungschefs sorgten bestenfalls zeitweise für etwas DAX-Optimismus. Am Ende produzierte das Börsen-Barometer allerdings nur eine Handelsbandbreite von etwas mehr als 1,5 Prozent - eine so enge Sentiment-Woche gab es zuletzt vor und um Weihnachten des Vorjahres.

Nun könnte man natürlich mit der Urlaubszeit argumentieren, in der die Handelsaktivitäten mitunter in ruhigeren Bahnen verlaufen, aber beispielsweise 2024 verlief das Börsengeschehen während der Sommerwochen deutlich lebhafter als zurzeit. Einiges spricht dafür, dass sich viele Händler mittlerweile dermaßen daran gewöhnt haben, dass vor allen Dingen aus den USA permanent Neues verkündet wird, dass sie dieses Trommelfeuer an Informationen nur noch mit einem müden Achselzucken quittieren. Zumal sich die meisten dieser Nachrichten kurze Zeit später wieder relativieren.

Traditionelles Treffen im Tal

Vielleicht aber konzentriert sich das Interesse der Akteure bereits auf das wichtige Notenbank- Symposium in Jackson Hole, einem im Bundesstaat Wyoming gelegenen Tal inmitten der Rocky Mountains, wo sich ab morgen führende ?-konomen, Zentralbanker und Regierungsvertreter wie in jedem Jahr versammeln werden. Auch wenn bei diesem Treffen keine geldpolitischen Entscheidungen gefällt werden, wäre es nicht das erste Mal, dass der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, in seiner Rede mit einer Überraschung aufwartet.

Zumindest scheinen sich einige der von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont darauf eingestellt zu haben. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 10 Punkte auf einen neuen Stand von -13 gefallen. Dabei wurden bullishe Engagements vielfach mit Gewinn aufgelöst - 10 Prozent aller Befragten gaben diese Position auf und zwei Drittel der Wechselwilligen drehten ihre Meinung direkt um 180 Grad von bullish auf bearish, das verbleibende Drittel wechselte zu den neutral gestimmten Investoren.

Auch bei den Privatanlegern hat sich die Stimmung deutlich verschlechtert. Dass unser Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel allerdings gleich um 19 Punkte auf einen neuen Stand von -7 fällt, geht vornehmlich auf Anlegende zurück, die wir über Social Media befragen. Erneut fällt in dieser Untergruppe, die sich bislang in diesem Jahr eher als besonders bullish gezeigt hatte, der deutliche Stimmungsumschwung zum Negativen auf. Die übrigen Privatanleger, ohnehin zuletzt recht pessimistisch gestimmt, nahmen dagegen eher kleinere Positionsveränderungen vor - der Sentiment-Index in dieser Gruppe liegt bei -22 und ist um 5 Punkte gefallen.

Lieber nichts anbrennen lassen

Mit der heutigen Befragung hat sich die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren deutlich verringert. Beiden Gruppen ist eine gewisse Vorsicht angesichts des bevorstehenden Ereignisrisikos "Jackson Hole" anzumerken. In vielen Fällen ist es aber nicht nur zu Gewinnmitnahmen auf bullishe Engagements gekommen, sondern auch zu Absicherungen gegen fallende Kurse. Idealerweise werden diese Positionen im Zuge eines möglichen DAX-Rückgangs wieder aufgelöst, wobei wir erste größere Nachfrage aus diesen Quellen bei 23.850/900 DAX-Zählern erwarten. Diese Nachfrage würde allerdings nicht ausreichen, um größeren internationalen Kapitalabflüssen zu trotzen.

Gleichzeitig hat sich die Nachfragesituation an der Oberseite so weit verbessert, dass die bisherigen Hürden (vornehmlich zwischen 24.500 und 24.600 DAX Zählern) leichter als zuvor zu überwinden sein dürften. Insgesamt hat sich also die Ausgangssituation für den DAX gegenüber der Vorwoche etwas verbessert.

von Joachim Goldberg

21. August 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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