Apple, Millionen

Apple muss 98,6 Millionen Euro Bußgeld in Italien zahlen

25.12.2025 - 13:39:12

Italiens Wettbewerbsbehörde hat Apple wegen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung zu einer Rekordstrafe verurteilt. Der Vorwurf: Das Unternehmen benutzt Datenschutz als Vorwand, um Konkurrenten zu benachteiligen.

Die Autorità Garante della Concorrenza e del Mercato (AGCM) verhängte diese Woche eine Geldbuße in Höhe von 98,6 Millionen Euro. Kern der Entscheidung ist die Kritik an Apples umstrittenem App Tracking Transparency (ATT)-System. Die Behörde wirft dem Tech-Riesen vor, mit dem Feature Drittentwickler diskriminierend zu behandeln und gleichzeitig das eigene Werbegeschäft zu schützen.

Im Zentrum des Streits steht die ATT-Abfrage, die Apple 2021 mit iOS 14.5 einführte. Sie verlangt von Apps eine explizite Erlaubnis der Nutzer, um deren Aktivitäten über verschiedene Apps hinweg verfolgen zu dürfen. Laut italienischer Behörde schafft dies eine unfaire Hürde.

Die Untersuchung ergab: Während Drittentwickler sowohl die datenschutzrechtlich vorgeschriebene Einwilligung (GDPR) als auch die separate ATT-Abfrage einholen müssen, gilt diese Doppelbelastung nicht für Apple selbst. „Apple hat einseitig eine Bürde für Entwickler auferlegt, die es für sich selbst nicht anwendet“, so die AGCM. Die eigenen Apps und Werbedienste des Konzerns seien von der ATT-Pflicht ausgenommen.

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Das Ergebnis? Wettbewerber im mobilen Werbemarkt werden behindert, während Apple sein eigenes, wachsendes Werbegeschäft abschirmen kann. Die Behörde sieht darin einen klaren Verstoß gegen Wettbewerbsregeln.

Apple kündigt Berufung an

Apple wies die Vorwürfe umgehend zurück und kündigte Berufung an. Ein Unternehmenssprecher betonte: „Wir sind überzeugt, dass Privatsphäre ein grundlegendes Menschenrecht ist.“ Die ATT-Funktion gebe Nutzern eine klare Wahl und gelte gleichermaßen für alle Entwickler.

Der Konzern argumentiert, die eigenen Apps zeigten die Abfrage nicht, weil sie Nutzer nicht in der Weise verfolgten, die den Prompt auslösen würde. Doch Regulierer sehen dies zunehmend als semantische Schlupflücke. Sie vermuten, Apple konsolidiere Daten innerhalb seines „walled garden“, ohne sich den gleichen Hürden zu stellen.

Teil einer europaweiten Regulierungsoffensive

Die italienische Strafe ist kein Einzelfall. Sie folgt einem ähnlichen Bußgeld in Frankreich. Dort musste Apple im März 2025 150 Millionen Euro zahlen – mit vergleichbarer Begründung. Experten deuten diese aufeinanderfolgenden Strafen als klare Botschaft der EU-Behörden.

„Das Argument, Privatsphäre rechtfertige alles, verliert bei Kartellbehörden an Zugkraft“, erklärt Digitalmarkt-Analystin Elena Rossi. „Die Regulierer schauen nun unter die Haube dieser Datenschutzfunktionen, um zu prüfen, ob sie wirklich neutral sind oder die Dominanz der Plattform zementieren.“

Folgen für den App-Markt

Das Urteil hat erhebliche Auswirkungen auf die App-Wirtschaft, besonders für kostenlose Spiele und werbefinanzierte Dienste. Sollte die Entscheidung vor Gericht Bestand haben, könnte Apple gezwungen werden, das Einwilligungsverfahren auf iOS-Geräten in Italien neu zu gestalten. Entwickler könnten dann den Genehmigungsprozess vereinfachen.

Die Strafe ist ein deutliches Warnsignal an alle Gatekeeper-Plattformen. Mit der fortschreitenden Durchsetzung des Digital Markets Act (DMA) und nationalen Wettbewerbsgesetzen wird der regulatorische Druck auf Tech-Giganten in Europa weiter zunehmen.

Die 98,6 Millionen Euro sind für Apple finanziell verkraftbar. Die strategische Bedrohung wiegt jedoch schwerer: Die Kernbotschaft, dass strenge Datenschutzfeatures als illegaler Machtmissbrauch eingestuft werden können, stellt ein gefährliches Präzedenzurteil für den Konzern dar. Apple hat nun 60 Tage Zeit, die Strafe zu zahlen – der Rechtsstreit könnte sich jedoch über Jahre hinziehen.

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