Aixtron Aktie: Rally im Check

Nach einem Kursplus von rund 70 Prozent seit Oktober kühlt sich die Stimmung bei Aixtron ab. MWB Research nimmt seine Kaufempfehlung zurück, während institutionelle Investoren wie Goldman Sachs ihre Positionen feinjustieren. Zugleich zeigen die jüngsten Quartalszahlen ein gemischtes Bild – belastet vom schwächeren Markt, aber mit deutlich besserem Cashflow.

MWB wird vorsichtiger – Bewertung ausgereizt

MWB-Analyst Abed Jarad hat die Aktie von „Kaufen“ auf „Halten“ abgestuft. Hintergrund ist vor allem die starke Rally seit dem Oktobertief. Aus seiner Sicht hat der Titel den fairen Wert weitgehend erreicht.

• Kursziel MWB: unverändert 18 Euro
• Begründung: starke Kursperformance, KI-getriebene Erwartungshaltung
• Langfristiger Ausblick: Story bleibt intakt, kurzfristig begrenztes Potenzial

Die KI-Euphorie im Halbleitersektor hat den Kurs deutlich nach oben getrieben. Jarad sieht die fundamentale Perspektive zwar weiter positiv, geht aber davon aus, dass der Markt einen großen Teil dieser Erwartungen bereits eingepreist hat.

Charttechnisch spiegelt sich das in einem Kurs nahe am MWB-Kursziel wider: Heute schloss die Aktie bei 17,75 Euro. Seit Jahresbeginn steht dennoch ein deutliches Plus von gut 19 Prozent zu Buche. Von ihrem 52‑Wochen-Hoch bei 19,54 Euro ist sie aktuell knapp 9 Prozent entfernt.

Institutionelle Investoren bleiben engagiert

Parallel zur Einstufungsänderung bei MWB gab es Meldungen zu Stimmrechtsverschiebungen. Besonders auffällig: Bewegungen bei Goldman Sachs.

• Aktueller Stimmrechtsanteil Goldman Sachs: 7,20 %
• Direkte Stimmrechte: Rückgang von 2,15 % auf 1,84 %
• Über Finanzinstrumente: Anstieg auf 5,36 %
• Anpassungen erfolgten zwischen dem 2. und 4. Dezember

Die Gesamtposition bleibt damit hoch. Die leichte Umschichtung von direkten Aktien hin zu derivativen Instrumenten zeigt eine veränderte Struktur, aber keinen Ausstieg. Für den Markt ist das ein Signal, dass große Adressen trotz kurzfristiger Bewertungsfragen engagiert bleiben.

Geschäftszahlen: Druck auf Umsatz, starkes Cashflow-Comeback

Die am 30. Oktober vorgelegten Q3-Zahlen zeichnen ein differenziertes Bild. Operativ steht Aixtron vor einer Nachfrageschwäche, gleichzeitig hat sich die finanzielle Qualität verbessert.

Die wichtigsten Eckdaten:

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• Umsatz Q3/2025: 119,6 Mio. Euro (–23 % zum Vorjahr)
• EBIT-Marge: 13 % (Vorjahr: 24 %)
• Free Cashflow 9M/2025: 110,3 Mio. Euro (Vorjahr: –58,0 Mio. Euro)
• Jahresprognose Umsatz: 530–565 Mio. Euro (zuvor 530–600 Mio. Euro)

Der Rückgang bei Umsatz und Marge zeigt klar, dass die erhoffte Nachfrageerholung im dritten Quartal noch nicht eingesetzt hat. CEO Felix Grawert hatte das entsprechend betont. Gleichzeitig sticht die deutliche Verbesserung beim Free Cashflow heraus: Statt eines hohen Abflusses im Vorjahr steht nun ein dreistelliger Millionenbetrag im Plus. Das verschafft finanziellen Spielraum, auch bei schwächerer Auslastung.

Die leicht eingeengte Umsatzprognose signalisiert Vorsicht, ohne dass das Management einen grundlegenden Bruch in der Geschäftsentwicklung sieht. Die Plattformen seien laut Grawert gut positioniert, um von der KI-getriebenen Transformation der Halbleiterbranche zu profitieren.

Marktbild: Überkauft nach starkem Lauf

Der jüngste Kursverlauf unterstreicht die Spannung zwischen fundamentalem Tempo und Kursentwicklung. Die Aktie liegt deutlich über ihren gleitenden Durchschnitten:

• 50-Tage-Durchschnitt: 16,09 Euro (Aktie rund 10 % darüber)
• 200-Tage-Durchschnitt: 13,90 Euro (Aktie knapp 28 % darüber)

Trotz der kleinen Tagesveränderung von –0,08 % heute signalisiert der RSI mit 25,1 eine bereits stark gelaufene Bewegung, die anfällig für Konsolidierungen ist. Auf 12‑Monats-Sicht liegt der Kurs dennoch knapp 16 % im Plus, der Abstand zum 52‑Wochen-Tief bei 9,13 Euro beträgt fast 94 %.

Fazit: Zwischen Bewertungslimit und KI-Perspektive

Unterm Strich prallen bei Aixtron derzeit zwei Entwicklungen aufeinander: Auf der einen Seite ein Kurs, der nach einer starken Rally nahe an den zentralen Kurszielen wie den 18 Euro von MWB notiert und kurzfristig wenig Luft nach oben lässt. Auf der anderen Seite ein Geschäftsmodell, das laut Management gut in die anstehende KI-Investitionswelle der Halbleiterindustrie eingebettet ist, auch wenn sich die Nachfrageerholung im laufenden Jahr verzögert.

Für die weitere Entwicklung dürften zwei Faktoren entscheidend sein: Ob sich in den kommenden Quartalen eine spürbare Belebung der Nachfrage in den Zahlen niederschlägt – und ob der Markt bereit ist, die aktuelle Bewertung auch dann zu halten, wenn das Wachstumstempo zunächst moderat bleibt.

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