AgeTech-Markt: 120 Milliarden Euro bis 2030
14.09.2025 - 07:46:02Die digitale Kluft schließt Senioren von essentiellen Dienstleistungen aus, während gleichzeitig der AgeTech-Markt auf 120 Milliarden Euro bis 2030 wächst. Lösungen wie benutzerfreundliche Technik und Schulungen gewinnen an Bedeutung.
Die Digitalisierung lässt Senioren zurück. Während Banken, Krankenkassen und sogar die Nachbarschaftskommunikation immer mehr online stattfindet, kämpft ein Großteil der älteren Bevölkerung mit der technischen Wende. Neue Studien zeigen: Die sogenannte „graue digitale Kluft“ wird zum gesellschaftlichen Problem – aber auch zur Marktchance.
Eine aktuelle AARP-Studie bringt das Dilemma auf den Punkt: Zwei Drittel der über 50-Jährigen schätzen Technologie, doch 59 Prozent fühlen sich von den Entwicklern vergessen. Das Ergebnis? Millionen Menschen bleiben von essentiellen Diensten ausgeschlossen, während gleichzeitig ein Milliardenmarkt entsteht.
Mehr als nur fehlende Fähigkeiten
Die Hürden gehen weit über mangelnde Computerkenntnisse hinaus. Viele Senioren wuchsen schlicht ohne Internet auf – eine ganze Generation lernt nun im Nachhinein, was für andere selbstverständlich ist.
Körperliche Einschränkungen verschärfen das Problem: Schlechtere Sicht macht kleine Bildschirme zur Qual, nachlassende Feinmotorik erschwert die Bedienung. Dazu kommen psychologische Barrieren – die Angst vor Fehlern, Sorge um Online-Betrug oder schlicht die Überforderung durch komplexe Benutzeroberflächen.
Ausgeschlossen vom digitalen Leben
Die Folgen sind drastisch. Sozial isoliert, weil Familie und Freunde über WhatsApp und Videocalls kommunizieren. Wirtschaftlich benachteiligt, weil Online-Banking und E-Commerce bessere Konditionen bieten. Am kritischsten: der Gesundheitsbereich.
Telemedizin und digitale Patientenakten werden Standard – doch wer nicht digital unterwegs ist, bleibt außen vor. Die Corona-Pandemie hat diesen Graben schonungslos offengelegt: Termine online buchen, Videosprechstunden nutzen, Laborwerte abrufen – alles unmöglich ohne digitale Kompetenz.
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120-Milliarden-Euro-Markt entsteht
Paradox: Gerade ältere Amerikaner zeigen wachsendes Interesse an Technik fürs Zuhause. 80 Prozent besitzen laut einer Studie von AARP und Consumer Technology Association bereits mindestens ein unterstützendes Gerät, über die Hälfte plant weitere Käufe.
Der „AgeTech“-Markt explodiert förmlich – Prognose bis 2030: 120 Milliarden Euro weltweit. Gefragt sind vor allem intelligente Gesundheitsgeräte: vernetzte Notrufsysteme, digitale Hörgeräte, automatische Blutdruckmessgeräte.
Doch Experten warnen: Nur benutzerfreundliche, bezahlbare und zuverlässige Lösungen haben eine Chance.
Neue Programme gegen die Spaltung
Politik und Zivilgesellschaft reagieren. Diese Woche eröffnete Baltimore zusammen mit Intel und NWN ein KI-Computerlabor – speziell für benachteiligte Jugendliche und Senioren. In einer Stadt, wo über ein Viertel der Haushalte keinen Internetanschluss hat, ein wichtiges Signal.
Organisationen wie das National Council on Aging fördern mit Millionenbeträgen digitale Bildungsprogramme. Das Konzept: Geduldige, maßgeschneiderte Schulungen in vertrauter Umgebung. Keine Theorie, sondern praktische Hilfe – vom ersten Smartphone-Anruf bis zur Videosprechstunde.
Universal Design als Lösung
Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Nutzern. Experten fordern „Universal Design“ – Technik, die von Anfang an für alle Alter und Fähigkeiten funktioniert.
Konkret bedeutet das: größere Schriften, kontrastreiche Farben, intuitive Navigation, robuste Sicherheitsfeatures. Eine Studie vom Februar 2025 zeigt: Gerade bei KI-gestützten Gesundheitsanwendungen wollen Seniore Unterstützung, nicht Ersatz für menschlichen Kontakt – und absolute Datensicherheit.
Vom Anwender zum Nutznießer
Die Zukunft liegt in echter digitaler Befähigung, nicht nur in Geräteschulungen. Kanada macht es vor: Das Programm „New Horizons for Seniors“ fördert gezielt Projekte für digitale Seniorenkompetenz.
Für die Tech-Industrie winkt ein Milliardenmarkt – aber nur mit echtem Verständnis für ältere Nutzer. Die Message ist klar: Digitale Teilhabe im Alter ist keine Luxusfrage, sondern eine Gerechtigkeitsfrage des 21. Jahrhunderts.