4-Tage-Woche: Nur 0,12 Prozent der Stellenanzeigen bieten sie an
24.11.2025 - 07:40:12Nur 0,12 Prozent der Unternehmen bieten die 4-Tage-Woche an, obwohl zwei Drittel der Beschäftigten flexible Modelle fordern. Der Fachkräftemangel und die Rückkehr-ins-Büro-Welle bremsen die Entwicklung.
Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit wird größer. Während 65 Prozent der Beschäftigten flexible Arbeitszeiten erwarten, stagniert das Angebot drastisch – und die “Rückkehr-ins-Büro”-Welle verschärft die Lage.
Es ist ein Montag der Kontraste auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Arbeitnehmer fordern lautstark mehr Flexibilität, doch die erhoffte Arbeitszeitreduzierung bleibt aus. Die Fronten verhärten sich: Auf der einen Seite steht der Wunsch nach “New Work”, auf der anderen die betriebswirtschaftliche Forderung nach Präsenz.
Die ernüchternden Zahlen: 0,12 Prozent
Eine aktuelle Analyse der Bertelsmann Stiftung wirkt wie eine kalte Dusche. In nur 0,12 Prozent aller Stellenanzeigen wird mit einer 4-Tage-Woche geworben. Die Diskrepanz könnte kaum größer sein: Während Pilotprojekte in Großbritannien und Island positive Effekte auf Produktivität und Wohlbefinden nachwiesen, zögern deutsche Unternehmen massiv.
Zwei Hauptgründe bremsen die Entwicklung:
- Anhaltender Fachkräftemangel: Betriebe fürchten, das Pensum bei reduzierter Arbeitszeit nicht bewältigen zu können.
- Die “Rückkehr-ins-Büro”-Welle: Inspiriert durch Tech-Giganten wie Amazon setzen auch mittelständische Unternehmen wieder auf Präsenzkultur statt flexible Reduzierung.
Zeit schlägt Gehalt
Die Stimmung auf Arbeitnehmerseite ist eindeutig: Für die Mehrheit ist Zeit mittlerweile wertvoller als Geld. Der Personaldienstleister Randstad bestätigt diese Entwicklung in seiner Jahresanalyse. 83 Prozent der Beschäftigten weltweit setzen “Work-Life-Balance” auf Platz eins ihrer Prioritätenliste – noch vor der Gehaltshöhe.
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Burnout als Treiber
Die Forderung nach Grenzen ist keine bloße Befindlichkeit. Krankenkassen wie die Pronova BKK warnen: Deutschland befindet sich im “Dauerstress-Modus”. Die Burnout-Gefahr hat sich im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit signifikant erhöht.
Besonders alarmierend: Unter 30-Jährige fühlen sich überdurchschnittlich von Überlastung bedroht. Die Forderung nach Arbeitszeitreduzierung ist hier als präventive Gesundheitsmaßnahme zu verstehen. Reagieren Unternehmen nicht, droht eine weitere Zunahme psychisch bedingter Fehltage – ein Milliardenproblem für die Wirtschaft.
Was gilt rechtlich?
Viele Arbeitnehmer wissen nicht, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen einen Rechtsanspruch auf Teilzeit haben. Die wichtigsten Eckdaten:
- Betriebsgröße: Mehr als 15 Mitarbeiter
- Wartezeit: Arbeitsverhältnis länger als sechs Monate
- Ankündigungsfrist: Drei Monate vor Beginn der Reduzierung
Dieser gesetzliche Hebel wird 2025 so häufig genutzt wie nie zuvor – oft gegen den Willen der Arbeitgeber. Das Konfliktpotenzial in den Betrieben steigt.
Der Amazon-Effekt spaltet die Wirtschaft
Die Entscheidung von Amazon, ab Januar 2025 die 5-Tage-Woche im Büro wieder verpflichtend zu machen, sandte Schockwellen durch die Corporate-Welt. CEO Andy Jassy begründete dies mit besserer Zusammenarbeit und Innovationskraft.
Fast ein Jahr später zeigt sich ein gemischtes Bild. Während einige Konzerne dem Beispiel folgten, nutzen andere – insbesondere im Mittelstand und Tech-Sektor – flexible Modelle gezielt als Recruiting-Vorteil. Da nur 0,12 Prozent der Firmen die 4-Tage-Woche aktiv bewerben, haben diese wenigen einen massiven Wettbewerbsvorteil im Kampf um Talente.
Die Flexibilisierung wird zum Machtkampf
Die romantische Phase der “New Work”-Diskussion ist vorbei. Der harte Verteilungskampf um Zeit hat begonnen. Was kommt in den nächsten Monaten?
Zunahme rechtlicher Auseinandersetzungen: Da Unternehmen freiwillig kaum Angebote machen, werden Arbeitnehmer verstärkt ihren gesetzlichen Teilzeitanspruch einklagen.
Politische Debatte: Angesichts der Bundestagswahl wird das Thema Arbeitszeitgesetz wieder auf die Agenda rücken. Gewerkschaften fordern ein “Recht auf Nichterreichbarkeit” nach australischem Vorbild.
Hybride Kompromisse: Statt starrer 4-Tage-Wochen könnten sich Modelle durchsetzen, die fünf Arbeitstage mit extrem flexiblen Kernarbeitszeiten kombinieren.
Die Arbeitswelt 2025 ist zerrissen. Arbeitnehmer schützen ihre mentale Gesundheit so konsequent wie nie zuvor, während die Wirtschaft auf die Bremse tritt. Wer Grenzen setzen will, muss seine Rechte kennen – und bereit sein, sie einzufordern.
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