Russland als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten?
Rebound Potential fast ausgeschöpft +++Moskauer Börse bleibt Top-Performer mit +45%+++Notenbanken überraschen die Welt-Finanzmärkte+++ in unsicheren Zeiten auch auf Anleihen und Immobilien in Russland setzen+++
Der Russische Aktienmarkt hat die herben Kursverluste im Mai/Juni schon wieder fast ganz wettgemacht. Mit einem Plus von 45% zählt die Moskauer Börse weiterhin zu den Top-Performern unter den Weltbörsen - wie schon im letzten Jahr mit einem Plus von 80% auf USD-Basis und etwa 100% auf Euro-Basis. Das Rebound-Potential ist nach dem Kurseinbruch im Mai/Juni um 30% und den Kursavancen im Juli/August um über 20% damit schon fast ausgeschöpft. Was dürfen wir die nächsten Wochen erwarten? Ende August läuft das Ultimatum für den Iran aus. Dipolomatische Lösungen lassen auf sich warten. Am 11. September werden wir wieder daran erinnert werden, dass sinnlose Terroranschläge über Nacht die Finanzwelt in Unordnung bringen können. Wir können von Glück sagen, dass die Geheimdienste (auch in England) und das Bundeskriminalamt bisher so wachsam gewesen sind, sonst hätten wir – ausgehend von Terroranschlägen in England und in Deutschland - schon jetzt eine ganz andere Stimmungslage an den Weltbörsen. Solange der Libanonkonflikt nicht beigelegt ist und auch der Irak ein Pulverfass bleibt, müssen wir leider damit rechnen, dass es über Nacht wieder Schreckensereignisse geben kann, die auch die Finanzwelt aufhorchen lässt. Zudem steht Hurrikan-Saison in den USA unmittelbar bevor, was den Ölpreis beeinflussen könnte. Die Chinesische Notenbank dreht jetzt auch erstmals merklich an der Zinsschraube und versucht, eine Überhitzung in China zu vermeiden. In Deutschland dürfen wir uns schon über ein Wachstum von mageren 2% freuen. Die Monate September und Oktober sind ohnehin Monate, wo es ratsam ist, nach einem sicheren Hafen auf stürmischer See zu suchen. So paradox es klingen mag: für mich könnte Russland trotz der Kurskapriolen in den Monaten Mai bis August so ein „sicherer Hafen“ sein und zwar weniger im Aktien- als vielmehr im Anleihen- und Immobilienbereich. Aktien reagieren sehr sensibel, wenn Liquidität entzogen wird. So waren die Kursverluste an der Moskauer Börse im Mai/Juni von über 30% mit die Höchsten auf der Welt, nur weil US-Notenbankchef Bernanke drohte, die Zinsschraube zu überdrehen. Aber auch die Notenbanken werden immer mehr zu einer unkalkulierbaren Größe. So hat die japanische Notenbank im Mai dem Markt 200 Mrd. USD an Liquidität entzogen. Nun soll die japanische Notenbank sogar mit weiteren 200 Mrd. USD in den Rohstoffmärkten interveniert und damit auch einen weiteren Anstieg des Ölpreises verhindert haben. Die japanische und chinesische Notenbank haben mit zusammen 1,4 Billionen US-Dollar eine sehr wirksame „Kriegskasse“ aufgebaut, die sie aber auch zur unkalkulierbaren Größe auf den Welt-Finanzmärkten machen können. Russland hat übrigens mittlerweile mit über 250 Mrd. USD die viertgrößten Währungsreserven der Welt – weit mehr als die USA. Der Haushalt ist aufgrund der Petro-Dollar schon seit Jahren positiv und die Pariser Club-Schulden wurden Ende August im Volumen von 22 Mrd. USD vorzeitig zurückgezahlt. Die Auslandsanleihen hat S&P vor kurzem mit einem „BBB+“ geadelt, so dass auch ausländische Institutionelle russische Anleihen vermehrt ins Depot nehmen können. Der Rubel wurde am 1. Juli konvertierbar gemacht, was auch Rubelanleihen interessant werden lässt. Solange der Ölpreis und mithin die Exportüberschüsse so hoch bleiben, sollte der Rubel – trotz hoher Inflation im zweistelligen Bereich – eine relativ starke Währung bleiben. Anleihen der Russischen Föderation erbringen auf USD-Basis und Rubel-Basis eine Rendite von 6-7% und Unternehmensleihen von guter Bonität sogar von 7-9%. Im Mai/Juni hat sich der Spread zu US-Anleihen oder Bundesanleihen wieder ein wenig ausgeweitet, der zuvor enorm zusammengeschrumpft war; gerade in Krisenphasen, die nicht in Russland ihre Ursache haben, lohnt es sich auch weiterhin russische Anleihen mit ins Boot zu nehmen. Der Rendite-Spread ist zwar längst nicht mehr so lohnend wie noch vor einigen Jahren, aber dafür hat sich die Bonität Russland als Schuldnerland auch wesentlich verbessert und die der USA wesentlich verschlechtert. Neben russischen Anleihen sollte der Anleger auch einen Blick auf Immobilieanlagen in Russland werfen, wo sich immer noch zweistellige Immobilienrenditen darstellen lassen. Sogar die durch angebliche Geldwäscheaktivitäten vom Bundeskriminalamt lahm gelegte St. Petersburg Immobiliengesellschaft (SPAG, Kurs 5,07 €) ist in Anbetracht der zu erwartenden Geldströme im Oktober eine konservative Anlage geworden. Der Kurs der SPAG hat sich trotz der schweren Anschuldigungen im Kurs seit 2003 von 0,5 auf 5,0 Euro verzehnfacht. Der Anleger darf nun bis Ende des Jahres durch den Verkauf des größten Projektes „Shopping-Center am Newsky Prospekt (NIC)“an die finnische Kaufhauskette Stockmann für 25,5 Mio. Euro nach dem HV-Beschluss vom 9. Juni 2006 eine Ausschüttung von 4,9 € erwarten. Dies vor Augen können die stürmischen Winde im September/Oktober gerne kommen…!
Hinweis: Am 15. September 2006 wird der Autor Andreas Männicke im Rahmen der Börsen-Seminarreihe von Trading-house.net einen Vortrag in Frankfurt/M über die „Handelsmöglichkeiten in Osteuropa“ halten. Rechtzeitige Anmeldung ist unter www.trading-house.net aufgrund der begrenzten Plätze zu empfehlen. Das nächste ESI-Ostbörsen/Rohstoff-Seminar „Go East!“ wird am 18. Oktober 2006 in Frankfurt/M. um 18.00 Uhr stattfinden. Infos und Anmeldung unter www.eaststock.de
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| 27.08.06 22:59 Uhr