Im Mai dieses Jahres sind die Aktienmärkte der Schwellenländer massiv eingebrochen.
Börsen der Schwelleländer bleiben riskant!. Seit dann haben sie sich wieder deutlich erholt. Eine soeben erschienene Studie der südafrikanischen Investmentgesellschaft Investec Asset Management liefert interessante Schlüsse.
Die „Carry Trades“ und die Leistungsbilanzdefizite der Schwellenländer wurden von der Finanzwelt als auslösende Faktoren für die hefte Kurskorrektur weit unterschätzt. „Carry Trades“ sind Transaktionen, bei denen institutionelle Investoren in Niedrigzinsländern wie den USA, Europa und vor allem Japan Kapital leihen und dieses Geld an den höherverzinslichen Märkten der Schwellenländer investieren.
Einbruch in Istanbul
Die Erwartung höherer Zinsen in den USA hatte im Mai plötzlich zu einem starken Abfluss dieses Anlagegeldes aus den „Carry Trades“ geführt und damit zur Korrektur an den Aktienbörsen der Emerging Markets beigetragen. Die abrupte Wechselkursabwertung eingerechnet, brach der türkische Aktienmarkt im Mai um 29 Prozent ein, die wichtigsten lateinamerikanischen Märkte korrigierten um 16 bis 19 Prozent, osteuropäische Börsen gaben um gut 12 Prozent nach und in Asien waren die Minuszeichen zwischen 6 bis 14 Prozent.
Indien im Fokus
Eine interessante Erkenntnis: Es kamen diejenigen Schwellenländer am meisten unter Druck, die ein Leistungsbilanzdefizit aufwiesen und/oder Exporteure von Rohstoffen sind. Dies traf auf die meisten lateinamerikanischen und osteuropäischen Länder, aber nicht auf die asiatischen Staaten zu. Eine Ausnahme war Brasilien, dessen Leitindex mit einem Verlust von 16 Prozent kräftig einbrach, obwohl Brasilien einen Leistungsbilanzüberschuss aufweist. In Asien wurde Indien am schärfsten von der Korrektur betroffen. Der Grund: Indien verfügt im Gegensatz zu fast allen anderen asiatischen Ländern über ein Leistungsbilanzdefizit.
Keinen „Free Lunch“
Einen schlüssigeren Hinweis auf das Ausmass der Korrektur bietet eine Analyse der „Carry Trades“, gekoppelt mit dem Ausmass des Leistungsbilanzdefizits eines Landes. Die sich ergebende Abhängigkeit eines Landes vom ausländischen Kapitalzufluss stand im Mai in direkter Korrelation zum Ausmass der Kurskorrektur. Wir lernen daraus: Billiges Geld aufnehmen und es zu höheren Zinsen anlegen, bringt nicht automatisch fortlaufende Gewinne. Man merke sich die alte Börsenregel: Es gibt keinen „Free Lunch“.
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| 22.08.06 09:43 Uhr