Ukraine, Russland

Soldatenmangel und russische Drohnenüberlegenheit setzen der Ukraine nicht nur an der Ostfront, sondern auch im Süden zu.

11.11.2025 - 18:59:58

Ukrainische Südfront gerät ins Wanken. Wie das den Verlauf der Kämpfe im Gebiet Saporischschja beeinflusst.

Nach Rückschlägen in der Ostukraine gerät die ukrainische Armee auch an der Südfront im Gebiet Saporischschja immer stärker unter Druck. An den Frontabschnitten Olexandriwka und Huljajpole würden «seit mehreren Tagen intensive Kämpfe toben», teilte die Heeresgruppe Süd bei Facebook mit. Mittels des Einsatzes von «allen vorhandenen Waffenarten» würden die ukrainischen Truppen zurückgedrängt.

Die Armee habe sich daher aus den Orten Nowouspeniwske, Nowe, Ochotnytsche, Uspeniwka und Nowomykolajiwka nordöstlich der Stadt Huljajpole zurückziehen müssen. Schwer umkämpft seien außerdem die Orte Jablukowe, Riwnopillja und Solodke. Der Rückzugsbefehl sei nach der «faktischen Zerstörung aller Unterstände und Befestigungen» nach intensivem Artilleriebeschuss erfolgt. Dabei seien etwa 2.000 Geschosse auf die ukrainischen Stellungen niedergegangen. Den ukrainischen Angaben nach ist damit ein Rückzug um etwa zehn Kilometer erfolgt.

Russisches Zwischenziel: Huljajpole

Ziel der russischen Angriffsbemühungen ist es demnach, die Kleinstadt Huljajpole von Osten her zu erobern. Zusätzlich sollen nördlicher liegende Nachschubrouten abgeschnitten werden, die nach Pokrowske im angrenzenden Gebiet Dnipropetrowsk führen. Die nur noch etwas mehr als zehn Kilometer von der Frontlinie entfernte Siedlung wird bereits regelmäßig von russischen Drohnen und Gleitbomben angegriffen.

Zuvor hatten Militärbeobachter über einen russischen Durchbruch an diesem Frontabschnitt berichtet und die russische Armee die Eroberung mehrerer Orte für sich reklamiert. Als Ursache für die russischen Erfolge werden die zunehmende Ausdünnung der ukrainischen Linien aufgrund eines gravierenden Soldatenmangels und eine massive russische Drohnenüberlegenheit angesehen. 

Ukrainischer Soldatenmangel wegen zunehmender Fahnenflucht

Im Oktober wurde mit über 20.000 bei der Staatsanwaltschaft registrierten Fällen ein neuer Rekordwert bei Fahnenflucht und unerlaubtem Fernbleiben von der Truppe festgestellt. Die Dunkelziffer soll um einiges höher liegen. Gleichzeitig werden täglich neue Aufnahmen von Zwangsrekrutierungen im ukrainischen Hinterland in soziale Netzwerke gestellt. Diese scheitern oft am Widerstand der Betroffenen und Solidarisierungen von zufälligen Passanten. Nach älteren Angaben vom Juli kann Kiew monatlich bis zu 30.000 neue Soldaten einziehen.

Die ukrainischen Streitkräfte haben dabei früheren offiziellen Auskünften zufolge gut eine Million Mann unter Waffen. Nur etwas mehr als 200.000 sollen entlang der über 1.200 Kilometer langen Frontlinie im Einsatz sein. Auf russischer Seite sind hingegen nach Angaben aus Moskau und Kiew zwischen 600.000 und 700.000 Soldaten in der Ukraine eingesetzt. Wie viele unmittelbar an der Front kämpfen, ist dabei unbekannt. Der Kreml konnte bisher jedoch auch aufgrund hoher Geldzahlungen eine Generalmobilmachung ähnlich wie beim ukrainischen Kriegsgegner vermeiden. 

Die Ukraine wehrt sich seit mehr als dreieinhalb Jahren gegen eine russische Invasion. Insbesondere in den ostukrainischen Gebieten Charkiw und Donezk weichen die ukrainischen Streitkräfte unter russischem Druck seit Monaten langsam, aber stetig zurück.

@ dpa.de

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