Israel, Rafah-Angriff

Israels verheerender Luftangriff in Rafah ruft den Weltsicherheitsrat auf den Plan.

28.05.2024 - 04:45:57

Israel hält nach Rafah-Angriff an Kriegsziel fest. Hat das Land die «rote Linie» der USA verletzt? Die News im Überblick.

  • Bei einem Angriff auf ein Lager für Vertriebene in Rafah sind nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde mindestens 45 Menschen getötet worden. - Foto: Abed Rahim Khatib/dpa

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  • Das israelische Militär hat bei der Attacke auf ein Lager für Vertriebene nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde mindestens 45 Menschen getötet. - Foto: Abed Rahim Khatib/dpa

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  • Rauchschwaden steigen nach einer Explosion im Gazastreifen auf. - Foto: Leo Correa/AP/dpa

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Bei einem Angriff auf ein Lager für Vertriebene in Rafah sind nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde mindestens 45 Menschen getötet worden. - Foto: Abed Rahim Khatib/dpaDas israelische Militär hat bei der Attacke auf ein Lager für Vertriebene nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde mindestens 45 Menschen getötet. - Foto: Abed Rahim Khatib/dpaRauchschwaden steigen nach einer Explosion im Gazastreifen auf. - Foto: Leo Correa/AP/dpa

Während Israels Führung ungeachtet des weltweiten Entsetzens über den verheerenden Luftangriff mit etlichen Todesopfern in einem Flüchtlingslager in Rafah an ihren Kriegszielen festhält, soll der Weltsicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Diplomaten aus dem mächtigsten Gremium der Vereinten Nationen berichteten, das Treffen sei für heute 21.30 Uhr MESZ angesetzt.

Ein Sprecher des US-Außenministeriums bezeichnete die Bilder aus dem Zeltlager für Vertriebene im südlichen Gazastreifen als «herzzerreißend». Man arbeite mit der israelischen Armee und Partnern vor Ort zusammen, um die Umstände des Luftangriffs zu klären. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach im Parlament von einem «tragischen» Vorfall, aus dem man lernen werde. Zugleich betonte er nach Angaben seines Büros jedoch: «Ich werde nicht nachgeben oder kapitulieren. Ich werde den Krieg nicht beenden, bevor wir alle unsere Ziele erreicht haben.»

USA betonen Israels Recht, gegen die Hamas vorzugehen

Das israelische Militär hatte bei der Attacke auf ein Lager für Vertriebene nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde mindestens 45 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Bei den meisten Toten handelt es sich demnach um Frauen und Minderjährige. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte Israels Vorgehen und forderte: «Dieser Horror muss aufhören.»

Ein Sprecher des US-Außenministeriums betonte auf Nachfrage der dpa, Israel habe das Recht, gegen die Islamisten der Hamas vorzugehen. Den vorliegenden Informationen zufolge seien bei dem Angriff zwei ranghohe Terroristen getötet worden. «Aber wie wir bereits deutlich gemacht haben, muss Israel alle möglichen Vorkehrungen treffen, um die Zivilbevölkerung zu schützen», sagte er. Und in diesem Fall seien Dutzende unschuldige Palästinenser getötet worden.

Bericht: Feuer wohl durch Granatsplitter entstanden

Israelische Beamte hätten der verbündeten US-Regierung erklärt, sie glaubten, dass nach dem Luftangriff ein 100 Meter entfernter Treibstofftank möglicherweise durch Granatsplitter Feuer gefangen habe, zitierte der Sender «ABC News» einen US-Beamten. Dadurch habe ein Zelt Feuer gefangen, was wiederum zu dem verheerenden Brand in dem Lager geführt habe. Den USA lägen jedoch keine eindeutigen Informationen hierzu vor.

In sozialen Medien kursierten nach dem Luftangriff verstörende Videos, die zeigen, wie verkohlte Leichen aus brennenden Zelten geborgen werden. Israels Armee hatte mitgeteilt, Vorkehrungen getroffen zu haben, um das Risiko für Zivilisten zu verringern. So sei bei dem Angriff präzise Munition eingesetzt und das Gebiet aus der Luft überwacht worden.

US-Regierung will Angriff noch nicht bewerten

Unterdessen sagten zwei US-Beamte dem Nachrichtenportal «Axios», die Regierung von US-Präsident Joe Biden prüfe noch, ob der tödliche Luftangriff eine Verletzung der von Biden proklamierten «roten Linie» darstelle. Biden hatte Israel unlängst gedroht, die Lieferung einiger US-Waffen auszusetzen, sollte Israels Armee in dicht besiedelte Stadtzentren in Rafah eindringen.

Die US-Regierung lehnt eine große israelische Bodenoffensive in der an Ägypten grenzenden Stadt ab, hatte zuletzt jedoch erklärt, die Einsätze dort hätten bislang nicht das Ausmaß erreicht, vor dem sie gewarnt habe. Die Frage, ob das Außenministerium die Situation nach dem jüngsten Luftangriff weiterhin so bewerte, beantwortete der Sprecher nicht.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass es im Zusammenhang mit dem Angriff einen Fehler der israelischen Seite gegeben habe. Derzeit liefen in Israel Untersuchungen, ob es sich um einen gezielten Angriff gehandelt habe, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. «Auf alle Fälle ist ein Fehler passiert, das kann man jetzt schon sagen», fügte er hinzu.

«Der Schluss, ob das ein Kriegsverbrechen ist im Sinne des Völkerrechtes, das ist etwas, was man Juristen überlassen muss, die die genauen Sachverhalte kennen.» Die Maxime laute: «Erst mal untersuchen, was genau passiert ist und dann urteilen. Und nicht anhand von Bildern sofort ein Urteil fällen.»

Berichte: Israels Bodentruppen dringen weiter nach Rafah vor

Israelische Bodentruppen sind nach Augenzeugenberichten aus Rafah tiefer in die Stadt im Süden des Gazastreifens vorgedrungen. Demnach wurden am Dienstag Truppen auch im Stadtzentrum gesichtet. Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete unter Berufung auf Quellen in Rafah, es seien in dem Stadtviertel Tal al-Sultan israelische Panzer im Einsatz. Dort seien Bodentruppen bisher nicht gewesen. Vonseiten der israelischen Armee gab es zunächst keine Bestätigung dieser Berichte. 

@ dpa.de