Israel, Huthi-Attacke

Israel sieht die Huthi-Miliz als Teil der iranischen «Achse des Bösen».

21.07.2024 - 14:10:13

Israel greift nach Huthi-Attacke in Tel Aviv im Jemen an. Der Iran wiederum warnt den Erzfeind nach dem Angriff auf einen Hafen im Jemen vor einem regionalen Krieg.

  • Der Iran wirft seinem Erzfeind Israel «gefährliches Abenteurertum» vor. - Foto: Uncredited/AP/dpa

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  • Israels Regierungschef Netanjahu sieht den Iran hinter den Angriffen der Huthi-Miliz. (Archivbild) - Foto: Ohad Zwigenberg/AP/dpa

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  • Kritiker werfen Netanjahu vor, ein Abkommen sabotieren zu wollen.  - Foto: Leo Correa/AP

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  • Zum ersten Mal seit vergangenem Jahr soll es am Dienstag wieder ein Treffen zwischen Netanjahu und US-Präsident Biden geben. (Archivbild) - Foto: Avi Ohayon/GPO/dpa

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Der Iran wirft seinem Erzfeind Israel «gefährliches Abenteurertum» vor. - Foto: Uncredited/AP/dpaIsraels Regierungschef Netanjahu sieht den Iran hinter den Angriffen der Huthi-Miliz. (Archivbild) - Foto: Ohad Zwigenberg/AP/dpaKritiker werfen Netanjahu vor, ein Abkommen sabotieren zu wollen.  - Foto: Leo Correa/APZum ersten Mal seit vergangenem Jahr soll es am Dienstag wieder ein Treffen zwischen Netanjahu und US-Präsident Biden geben. (Archivbild) - Foto: Avi Ohayon/GPO/dpa

Ein israelischer Luftangriff im Jemen als Reaktion auf eine tödliche Drohnenattacke der proiranischen Huthi-Miliz in Tel Aviv hat Sorgen vor einem regionalen Krieg weiter angeheizt. Mindestens sechs Menschen wurden in der Hafenstadt Hudaida getötet und mehr als 80 weitere verletzt, wie die von der Miliz kontrollierte Gesundheitsbehörde dem Fernsehsender Al-Masirah zufolge mitteilte. Drei Menschen würden zudem vermisst. Der Sender zeigte auch Bilder von Verletzten nach dem Angriff, bei dem große Teile des strategisch wichtigen Hafens am Roten Meer in Flammen aufgingen.

Israel reagierte mit dem Angriff, an dem mehrere Kampfjets beteiligt waren, auf das Einschlagen einer aus dem Jemen kommenden Kampfdrohne im Zentrum von Tel Aviv. Dabei waren am Freitag ein Mann getötet und acht weitere Menschen verletzt worden.

Nach dem überraschenden Angriff in Hudaida fing Israels Raketenabwehr nach Militärangaben eine Boden-Boden-Rakete ab, die sich vom Jemen aus Israel genähert habe. Zuvor sei im Raum der südisraelischen Hafenstadt Eilat Raketenalarm ausgelöst worden.

Israelische Medien werteten die Attacke im mehr als 1700 Kilometer entfernten Hudaida auch als eine Botschaft an den Erzfeind Iran. Immer wieder war über einen möglichen Angriff der israelischen Luftwaffe auf die Atomanlagen im nur wenig weiter entfernten Iran spekuliert worden.

Israel und der Iran warnen sich gegenseitig

Der Iran und Israel sprachen gegenseitig Warnungen aus. Israels «gefährliches Abenteurertum» könne einen regionalen Krieg auslösen, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach dagegen vom Abwehrkampf gegen Irans «Terrorachse».

«Jetzt ist es an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft die Sanktionen gegen den Iran maximiert», forderte der israelische Außenminister Israel Katz auf der Plattform X. Der Iran unterstütze, trainiere und finanziere die Huthi als «Teil seines regionalen Netzwerks von Terrororganisationen, die Israel angreifen wollen».

Israel und seine Unterstützer wie die USA würden für «unvorhersehbare und gefährliche Folgen» des Gaza-Kriegs und Angriffe auf den Jemen «direkt verantwortlich sein», warnte der Sprecher des iranischen Außenministeriums.

Guterres besorgt über Gefahr einer Eskalation

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich «zutiefst besorgt über die Gefahr einer weiteren Eskalation in der Region». Er rief «zur äußersten Zurückhaltung» auf. Huthi-Sprecher hatten einen israelischen Angriff gegen «zivile Einrichtungen» im Jemen bestätigt. Ziele seien Öl- und Stromanlagen gewesen.

Netanjahu: Wir erreichen Feinde überall

Israels Regierungschef Netanjahu sagte: «Von Beginn des Krieges an habe ich deutlich gemacht, dass Israel gegen alle vorgehen wird, die uns angreifen.» Der Gegenschlag im Jemen «macht unseren Feinden klar, dass es keinen Ort gibt, den der lange Arm Israels nicht erreichen wird», sagte Netanjahu.

Es sei die Antwort «auf Hunderte Attacken der letzten Monate auf Israel» gewesen, erklärte die israelische Armee. Über den Hafen von Hudaida seien Waffen aus dem Iran in das Land gelangt, sagte auch Netanjahu. Wie die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah-Miliz im Libanon sei die Huthi-Miliz im Jemen ein integraler Bestandteil der iranischen «Achse des Bösen».

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober hat sich der jahrzehntealte Konflikt zwischen Israel und dem Iran dramatisch zugespitzt. Israel sieht sich nach Angriffen von Milizen, die mit dem Iran verbündet sind, an gleich mehreren Fronten unter Beschuss. Seit der iranischen Revolution von 1979 gelten Israel und die USA als Erzfeinde des Landes. Netanjahu nannte den Iran in der Vergangenheit ebenfalls den «wichtigsten Feind».

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sprach derweil mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant über Israels Antwort auf den Drohnenangriff der Huthi-Miliz in Tel Aviv, wie ein Sprecher des Pentagon in der Nacht mitteilte. Israels Schlag sei auf monatelange Angriffe der Huthi gegen den Staat Israel hin erfolgt. Austin bekräftigte «das eiserne Bekenntnis der Vereinigten Staaten zur Sicherheit Israels und zum Recht Israels auf Selbstverteidigung».

Netanjahu trifft Biden am Dienstag

Netanjahu trifft nach Angaben seines Büros am Dienstagmittag (Ortszeit) den US-Präsidenten Joe Biden. Zuletzt waren Biden und Netanjahu im vergangenen Herbst in Tel Aviv persönlich zusammengekommen, kurz nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober.

Bei dem Gespräch soll es nach Medienberichten vor allem um die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und eine Freilassung der Geiseln im Gegenzug für die Freilassung palästinensischer Häftlinge gehen. In Israel war Kritik an der Auslandsreise Netanjahus laut geworden. Demonstranten hatten gefordert, er dürfte das Land erst nach einer Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln verlassen.

Am Mittwoch will Israels Regierungschef vor den beiden Kammern des US-Kongresses eine Rede zu Israels militärischem Vorgehen im Gazastreifen halten.

Erneut Demonstrationen in Israel gegen Netanjahu

Unterdessen demonstrierten in Israel erneut Tausende von Menschen gegen die Regierung von Netanjahu und für ein sofortiges Abkommen im Gaza-Krieg zur Freilassung der Geiseln. Vor dem Abflug Netanjahus in die USA hielten Demonstranten in Jerusalem Transparente mit der Aufschrift hoch: «Kein Flug ohne Abkommen».

Auf einer der wöchentlichen Kundgebungen sagte einer der Teilnehmer, dessen eigener Enkel bei dem Terrorangriff der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober nach Gaza verschleppt und laut der Zeitung kürzlich vom Militär für tot erklärt worden war: «Nur ein Ende des Krieges wird die Geiseln nach Hause bringen.»

Seit Monaten laufen indirekte Gespräche zwischen Israel und der Hamas, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln. Sie kreisen um einen dreistufigen Plan, der den Austausch der noch rund 120 im Gazastreifen von der Hamas festgehaltenen Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen sowie Wege hin zu einer dauerhaften Waffenruhe vorsieht.

Huthi: Bereiten uns auf langen Krieg vor

Der Militärsprecher der Huthi-Miliz im Jemen, Jahja Sari, sagte unterdessen, man bereite sich auf einen «langen Krieg» mit Israel vor. Die Miliz greift seit Monaten Handelsschiffe in der Region an, die angeblich Bezug zu Israel haben. Sie handelt nach eigener Darstellung aus Solidarität mit den Palästinensern im Gaza-Krieg. Sie attackiert auch immer wieder Ziele in Israel. Die meisten Geschosse wurden abgewehrt. 

Im Jemen tobt seit Jahren ein Bürgerkrieg. Zudem herrscht eine schwere humanitäre Krise, in der etwa 80 Prozent der Bevölkerung auf irgendeine Form von Hilfe angewiesen sind. Über den Hafen von Hudaida am Roten Meer kommen nach UN-Angaben etwa 70 Prozent aller Importe und 80 Prozent aller humanitären Hilfsgüter in das Land.

@ dpa.de