COVID-19, Impstoffe

Sichere Lieferung von COVID-19-Impfstoffen durch finnisches Start-Up-Unternehmen

25.03.2021 - 22:15:00

Neue Technologien und globale Kooperationen sind erforderlich, um ein schnelles Impfen zu gewährleisten.

 
Quelle: pixabay.com

Nach dem kurzzeitigen Impfstopp des Vakzins von Astrazeneca gibt die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) Entwarnung. Nach einer eingehenden Untersuchung ist das Mittel seit letztem Donnerstag wieder frei gegeben. Neben Ländern wie Frankreich, Spanien, Italien und Portugal hatte zuletzt auch Deutschland verkündet, die Impfungen auszusetzen.

Die jüngsten guten Nachrichten über den Impfstoff von Astrazeneca lenken jedoch nicht von den vorhandenen Herausforderungen ab: Wie kann der Impfstoff an Milliarden von Menschen weltweit verteilt und verabreicht werden? Die erfolgreiche Erfindung eines Impfstoffs scheint nur der Anfang von einer ganzen Reihe von weiteren Herausforderungen zu sein.

Eine faire Verteilung der Vakzine ist besonders schwierig, da die Impfstoffe bei extrem kalten Temperaturen gelagert werden müssen. Für eine erfolgreiche Wirkung des Impfstoffs sind die enthaltenen Fettmoleküle von großer Bedeutung. Diese werden bei erhöhten Umgebungstemperaturen schnell abgebaut. So muss der Moderna-Impfstoff bei -20 Grad gekühlt werden, was nicht viel kälter als der durchschnittliche Gefrierschrank ist. Der Pfizer-Impfstoff hingegen muss bei -70 Grad gelagert werden, zumindest bei einer langfristigen Aufbewahrung.

Die Logistik-Industrie steht vor seiner größten Herausforderungen

Wenn es um COVID-19-Impfstoffe geht, haben viele Teile der Welt Schwierigkeiten, die logistischen Anforderungen der Kühlkette zu erfüllen. Moderna- und Pfizer-Impfstoffe müssen bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt gelagert werden und sind auf eine intakte Kühlkette angewiesen, um letztendlich auch verabreicht werden zu können. Reiche Industrieländer verfügen über die Ressourcen und die spezielle Ausrüstung für Transportfahrzeuge, um eine gut entwickelte Kühlkette für den Transport von Impfstoffen aufzubauen. Dies bedeutet andersherum, dass ärmere Länder benachteiligt sind und derzeit nur bedingten Zugriff auf COVID-19-Impfstoffe erhalten.

Viele Menschen in anderen Teilen der Welt mit begrenzten Ressourcen sind einem höheren Risiko für COVID-19 ausgesetzt. Es zeigt auch die Notwendigkeit, einen stabilen, einfacheren und schnelleren Weg für den Transport von COVID-19-Impfstoffen zu finden, um die Bevölkerung auf der ganzen Welt vor dem Virus zu schützen. Aus diesem Grund ist es wichtig, ein wirksames System zu haben, das die Verteilung von Impfstoffen an jedem Ort kontrolliert.

Neben dem Transport ist die Lagerzeit für Impfstoffe ebenfalls eine Herausforderung, wobei einige Vakzine eine ständige Überwachung für fast 6 Monate erfordern. Traditionell werden Produkte, die unter solch kalten Bedingungen gelagert werden müssen, mit Trockeneisboxen transportiert, wobei Sensoren für die Überwachung des Zustands und Datenlogger in der Box platziert sind. Hierbei gibt es jedoch einige Probleme. Methoden zur aktiven Messung von Daten während des Transports per Flugzeug können nicht angewandt werden, da sie mit Fluginstrumenten interferieren. Andere Methoden haben sich auch nicht als sicher und effektiv erwiesen, da sie einer speziellen Hardware bedürfen, was teuer ist, oder mit Problemen bei der Datenübertragung und der Batterielaufzeit aufgefallen sind.

Pharmaunternehmen müssen zusammen mit Organisationen des öffentlichen Gesundheitswesens weltweit sicherstellen, dass der Impfstoff sicher und unbeschädigt ankommt. Dies erfordert wiederum den Zugriff auf zuverlässige Daten darüber, ob Impfstoffe kompromittiert wurden, um die Verabreichung unbrauchbarer Impfstoffe zu vermeiden.

Angesichts dieser Hindernisse prognostiziert die Deutsche Post DHL, dass zwei Drittel der Weltbevölkerung wahrscheinlich keinen einfachen Zugang zu COVID-19-Impfstoffen haben werden. Weiter errechnet das Unternehmen, dass geschätzte 10 Milliarden Dosen in den nächsten zwei Jahren transportiert werden müssen. Der Transport wird bis zu 200.000 Palettensendungen und 15.000 Flüge umfassen.

Entwicklung innovativer Technologien zur Sicherung der Kühlketten

«Die alte Kühlketteninfrastruktur kann sowohl den bestehenden Bedarf an temperaturgesteuerter Logistik als auch den durch die COVID-19-Impfstoffe verursachten Anstieg nicht aufrechterhalten», sagt Niko Polvinen, COO von Logmore, einem finnischen Start-Up-Unternehmen welches eine neue QR-Technologie zum sicheren Transport von Impfstoffen entwickelt hat. In einer neuen Kooperation zwischen dem weltweit führenden Logistikkonzern DHL und Logmore kommt diese neu entwickelte Technologie nun zum Einsatz. Allein im März sollen 7 Millionen COVID-19-Impfstoffe weltweit ausgeliefert werden.

Die Temperaturüberwachung von Lebens- und Arzneimitteln ist für die globale Logistik von entscheidender Bedeutung. So hat Logmore, mit Logmore Dry Ice, ein neues Produkt auf den Markt gebracht, um den Schutz des COVID-19-Impfstoffs während des Transports zu gewährleisten. Es überwacht zahlreiche Zustandsmetriken wie Temperatur, Feuchtigkeit, Licht, Stöße und Neigung während des Transports. Dafür wird ein neuartiges System dynamischer QR-Codes verwendet, um diese Daten zu synchronisieren und mit Hilfe von einem Smartphone abzurufen. Bei jeder neuen Messung wird der QR-Code aktualisiert.

Pharmaunternehmen benötigen diese Daten auch, um verspätete Impfstofflieferungen schnell retten zu können, bevor sie nicht mehr brauchbar sind. Durch genaue Benachrichtigungen über eine kompromittierte Sendung können sich die Gesundheitsbehörden zudem auf die Integrität des Impfstoffs verlassen.

«Logistikunternehmen sind begrenzt in ihrem Handeln. Mit dem COVID-Impfstoff setzt die Welt auf eine effektive Kommunikation mit Regierungsbehörden und Organisationen des öffentlichen Gesundheitswesens», sagte Logmore’s CEO Janne Juhala in einem Interview. «Überprüfbare Daten über die Zustände jeder Sendung sorgen also für eine dringend benötigte Ebene an Verantwortlichkeit», meint er weiterhin.

Da die Welt bereits damit begonnen hat, Impfstoffe an Distributionszentren zu liefern, wird es von entscheidender Bedeutung sein, die Lieferkette zuverlässig, transparent und erschwinglich zu halten. Aus diesem Grund haben sich DHL und Logmore zusammengeschlossen. Die Zusammenarbeit beginnt mit der Überwachung der Impfstofftemperaturen und wird in den kommenden Monaten auf alle Kontinente ausgedehnt. Angesteuert werden auch wichtige Stützpunkte in Südost-Asien.

Globale Kooperationen sind dringend erforderlich

Aufgrund der oben beschriebenen logistischen Herausforderungen des Transports und der Lagerung von COVID-19-Impstoffen sind globale Kooperationen, wie die zwischen DHL und Logmore, dringend notwendig. Ein effektives Netzwerk an Kooperationspartnern weltweit entlastet Regierungen und hilft dabei, die Lieferketten intakt zu halten. Die Pandemie zeigt, dass wir auf solch enorme Herausforderungen nicht vorbereitet sind. Kooperationen sollten sowohl öffentlich-private Partnerschaften als auch nur private Partnerschaften umfassen. Der Aufbau eines Partnerschaftsnetzwerks im Vorfeld eines globalen Gesundheitsnotfalls ist wichtig, um eine zeitnahe und effektive Reaktion zu ermöglichen.