WASHINGTON - Kamala Harris hat den Gouverneur des Bundesstaats Minnesota, Tim Walz, als ihren Vizekandidaten für die US-Präsidentschaftswahl im November auserkoren.
06.08.2024 - 17:39:03Harris wählt Tim Walz als ihren Vizekandidaten aus
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WASHINGTON (dpa-AFX) - Kamala Harris hat den Gouverneur des Bundesstaats Minnesota, Tim Walz, als ihren Vizekandidaten für die US-Präsidentschaftswahl im November auserkoren. Das teilte die Demokratin über die Plattform X und bei Instagram mit. "Was mich an Tim beeindruckt, ist seine tiefe Überzeugung, für Familien der Mittelschicht zu kämpfen", schrieb Harris. Am Dienstagabend (Ortszeit) wollte das Duo erstmals gemeinsam auftreten und wird im Anschluss eine Blitz-Wahlkampftour durch die politisch besonders umkämpften Bundesstaaten machen.
Es sei "die Ehre seines Lebens", ein Team mit Harris zu bilden, schrieb Walz auf X. "Ich bin voll dabei." Der 60 Jahre alte Walz ist seit 2019 Gouverneur des Bundesstaats Minnesota und saß vorher lange als Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Vor seiner politischen Laufbahn war er Lehrer. Der zweifache Vater hat kein starkes nationales Profil, ist aber bekannt für seine bodenständige und direkte Art, politische Botschaften zu transportieren.
Harris ging auf Walz' familiären Hintergrund ein und pries dessen politische Erfolge an. "Wir werden ein großartiges Team sein", schrieb sie weiter. "Wir werden diese Wahl gewinnen."
Die 59-jährige Harris wird bei der Wahl am 5. November gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump antreten. Der 78-Jährige wiederum hat sich als Vizekandidaten den Senator J.D. Vance aus dem Bundesstaat Ohio an seine Seite geholt, der in den vergangenen Wochen jedoch einen holprigen Start hinlegte.
Das Wahlkampfteam der beiden Republikaner reagierte harsch auf die Vize-Entscheidung der Gegenseite und bezeichnete Walz in einer E-Mail als "radikalen Linken". Das Duo Harris-Walz sei "der Alptraum eines jeden Amerikaners".
Linker Flügel bei Demokraten erfreut
In der Debatte darum, wen Harris als ihren Vize auswählen sollte, wurde Walz besonders vom linken Flügel der Demokraten favorisiert.
Walz' Ernennung kommentierte der bekannte linke, aber parteilose Senator Bernie Sanders mit lobenden Worten: "Als Gouverneur hat er für Arbeiterfamilien in Minnesota abgeliefert. Als Vizepräsident wird er für Arbeiterfamilien in den USA abliefern."
Kein einfaches Amt
Das Amt des Vizepräsidenten ist generell kein einfaches: Aufgabe des Stellvertreters ist es, die Politik des Präsidenten anzupreisen und zu vertreten, gleichzeitig eigene Akzente zu setzen, ohne aber dem Chef die Schau zu stehlen, keine Patzer zu machen, ohne aber selbst zu sehr zu glänzen. Harris selbst konnte auf dem Posten - als Vize des demokratischen Amtsinhabers Joe Biden - in den vergangenen dreieinhalb Jahren nicht punkten und blieb eher blass. Sie war als erste Frau, erste Schwarze und erste Amerikanerin mit indischen Wurzeln in der US-Geschichte auf das Vizepräsidentenamt aufgerückt.
Im Juli war sie schließlich in einer dramatischen Wende zur Frontfrau der Demokraten geworden, nachdem sich Biden aus dem Wahlkampf zurückgezogen hatte. Der 81-Jährige war wegen seines Alters und Zweifeln an seiner mentalen Fitness in den eigenen Reihen unter Druck geraten und hatte schließlich seinen Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen verkündet. Biden schlug direkt bei seinem Ausstieg seine Stellvertreterin als Ersatzkandidatin vor, und die Partei versammelte sich im Eiltempo hinter ihr. Bei einer Online-Abstimmung bekam sie eine überwältigende Mehrheit der Delegiertenstimmen.
Blitzwahlkampf steht unmittelbar bevor
Vom 19. bis 22. August kommen die Demokraten zu einem großen Parteitag in Chicago zusammen. Harris' offizielle Nominierung hätte eigentlich dort stattgefunden, wurde aus bürokratischen Gründen aber vorgezogen und digital abgewickelt. Die Versammlung in Chicago dürfte die Partei nun vor allem nutzen, um Harris und ihren neuen Vize mit viel Show und Pomp zu zelebrieren und Schwung für den weiteren Wahlkampf zu geben.
Vor dem Parteitag planen Harris und Walz in den kommenden Tagen eine Blitz-Wahlkampftour durch die sieben am meisten umkämpften Bundesstaaten: Pennsylvania, Wisconsin, Michigan, North Carolina, Georgia, Arizona und Nevada. In diesen sogenannten Swing States steht nicht schon vorab fest, ob aus Tradition der Kandidat der Republikaner oder der Demokraten siegen wird. Deshalb sind diese Bundesstaaten wahlentscheidend./trö/DP/men