Während sich Israels Militär auf die Einnahme der Stadt Gaza vorbereitet, unternehmen Vermittler laut Medienberichten neue Anstrengungen zur Beendigung des Krieges.
12.08.2025 - 06:00:04Neue Bemühungen um Waffenruhe im Gaza-Krieg
Neben den USA bemühten sich auch Katar und Ägypten intensiv um eine Wiederaufnahme der indirekten Gespräche zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas, berichteten israelische Medien. Der US-Geschäftsmann Bishara Bahbah, der in den vergangenen Monaten an Kontakten zwischen den USA und der Hamas beteiligt war, rief beide Kriegsparteien zur sofortigen Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.
Eine Ausweitung des Krieges werde nur die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen erhöhen und das Leben der Geiseln in der Gewalt der Hamas gefährden, sagte Bahbah im Gespräch mit der "Jerusalem Post". Er gilt als Vertrauter von US-Präsident Donald Trump. "Israel befindet sich in einer Situation, in der es nicht sein will", sagte Bahbah der Zeitung. "Die israelische Öffentlichkeit möchte nicht sehen, dass israelische Soldaten im Gazastreifen getötet werden. Und die Lage für die Palästinenser ist unhaltbar."
Trump: Erinnert euch an den 7. Oktober
Israels neuer Kriegsplan sieht laut Ministerpräsident Benjamin Netanjahu neben der Einnahme der Stadt Gaza auch die Zerschlagung der Hamas in den zentralen Flüchtlingslagern des Gazastreifens vor. "Angesichts der Weigerung der Hamas, ihre Waffen niederzulegen, bleibt Israel keine andere Wahl, als den Job zu Ende zu bringen und die Niederlage der Hamas abzuschließen", hatte Netanjahu am Sonntag ausländischen Journalisten gesagt. Dies sei "der beste Weg, den Krieg zu beenden - und der beste Weg, ihn rasch zu beenden".
US-Präsident Trump sagte nach Angaben des US-Nachrichtenportals "Axios", er glaube nicht, dass die Hamas "in der derzeitigen Situation die Geiseln freilassen wird". In einem kurzen Telefoninterview mit "Axios" habe sich Trump zwar nicht dazu äußern wollen, ob er Israels geplante Ausweitung des Krieges unterstütze. Trump scheine jedoch Netanjahus Argumentation zuzustimmen, dass mehr militärischer Druck auf die Hamas erforderlich sei, schreibt "Axios".
In Anspielung auf das Massaker der Hamas und anderer Terrorgruppen am 7. Oktober 2023 in Israel sagte Trump dem Portal: "Erinnert euch an den 7. Oktober, erinnert euch an den 7. Oktober". Dabei waren etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt worden. Es war der Auslöser des Krieges. Seither wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza mehr als 61.000 Menschen getötet. Die kaum überprüfbare Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.
Berichte: Netanjahu zu keinem Teilabkommen bereit
Netanjahu ist israelischen Medienberichten zufolge zu Verhandlungen über ein Abkommen nur bereit, wenn es die Freilassung aller im Gazastreifen noch verbliebenen Geiseln beinhaltet und den Krieg zu den israelischen Bedingungen beendet. Dazu gehört, dass die Hamas die Waffen niederlegt. Laut "Axios" arbeiten Katar und die USA an einem neuen Vorschlag für ein solches umfassendes Abkommen zur Freilassung der Geiseln und einer Beendigung des Krieges. Hierzu habe sich der US-Sondergesandte Steve Witkoff kürzlich mit Katars Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman Al Thani getroffen.
Der US-Geschäftsmann Bahbah warnte jedoch im Gespräch mit dem israelischen Fernsehsender i24 News, dass Verhandlungen über ein umfassendes Abkommen Monate dauern könnten. Es sei unrealistisch, während der laufenden Kämpfe diesbezüglich mit Fortschritten zu rechnen, wurde Bahbah zitiert. Stattdessen plädiere er für eine 60-tägige Waffenruhe. "Dies würde Leben retten, die Geiseln vor weiterer Gefährdung bewahren und die Voraussetzungen für echten Fortschritt schaffen", zitierte ihn der Sender. Ein Vorschlag für eine solche 60-tägige Waffenruhe lag bereits zuvor auf dem Tisch, doch indirekte Verhandlungen darüber gerieten zuletzt in die Sackgasse.
EU verurteilt Tötung von Al-Dschasira-Journalist
Die EU verurteilte unterdessen die Tötung des Korrespondenten des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira sowie vier weiterer Mitarbeiter durch die israelischen Streitkräfte im Gazastreifen. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas teilte zudem mit, man nehme den israelischen Vorwurf zur Kenntnis, dass es sich bei der Gruppe um Hamas-Terroristen handelte. "Aber in solchen Fällen müssen im Sinne der Rechtsstaatlichkeit eindeutige Beweise vorgelegt werden", forderte die Estin. Israels Militär hatte nach Angaben des arabischen Senders den Korrespondenten Anas al-Scharif und seine Kollegen bei einem gezielten Luftangriff auf ein Zelt für Journalisten in der Stadt Gaza getötet.
Israels Militär bestätigte den Tod von al-Scharif. Der 28-Jährige habe sich als Al-Dschasira-Journalist ausgegeben, aber eine Terrorzelle der islamistischen Hamas angeführt. Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen wurde außerdem ein freier Journalist getötet, insgesamt betrage die Zahl der Toten damit sechs. Kallas drang nach einer Videokonferenz der EU-Außenminister zudem auf mehr Unterstützung für die notleidenden Menschen im abgeriegelten Gazastreifen. Es kämen zwar mehr Hilfsgüter an, doch der Bedarf sei noch viel größer. "Wir fordern Israel dringend auf, mehr Lastwagen zuzulassen und eine bessere Verteilung der Hilfe zu ermöglichen."