Steigendes Zinsniveau: Auswirkungen auf Ratenkredite?
13.10.2021 - 10:30:00Quelle: pixabay.com
Vor etwa vier Monaten passierte etwas, was Menschen, die sich mit den Kapitalmärkten auseinandersetzen, kaum noch für möglich gehalten hatten: Die Zinsen stiegen zwar nicht rasant, aber merklich. Die berechtigte Frage ist nun, ob damit auch langfristig eine Zinswende kommt und die Zinsen auf Kredite aller Art in Zukunft wieder steigen.
Historisch niedriges Zinsniveau der letzten Jahre
Tatsächlich sind die Kreditzinsen, an die wir uns in den vergangenen fünf Jahren gewöhnt haben, im langfristigen Vergleich eher die Ausnahme denn die Regel. So wie man vor vielen Jahren noch mit Bundesanleihen fünf Prozent Rendite machen konnte, so war es vor 20 Jahren üblich, sich als Bauherr für sechs Prozent Geld leihen zu müssen, in den 1980ern waren die Zinssätze sogar zweistellig. Um nur einzelne Beispiele zu nennen.
Seit der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 sind die Zinsen am Markt kontinuierlich gesunken. Während Sparer seit einigen Jahren förmlich zuschauen können, wie die Konditionen bei Tagesgeld und Festgeld immer schlechter werden und die Kaufkraft ihres Gelds schwindet, können Schuldner sich als Gewinner des Zinstiefs sehen und sofern ihre Einkünfte zumindest teilweise an die Teuerung angepasst werden, auch einer steigenden Inflation gelassen entgegenblicken.
Aber trotz der momentanen, noch sehr moderaten Erhöhung der Zinsen am Markt gehen Experten nicht davon aus, dass dies nun der Startschuss einer langfristigen fundamentalen Zinswende ist. Höhere Zinsen würden die pandemiegeplagten Volkswirtschaften weiter in Nöte bringen, entsprechend haben die Zentralbanken absolut kein Interesse daran, durch ihre Geldpolitik das Zinsniveau kurz- und mittelfristig wesentlich anzuheben.
Dennoch: Die leicht steigenden Zinsen für Baufinanzierungen sind zumindest eine Erinnerung daran, dass das aktuelle Zinsniveau historisch betrachtet, nicht die Regel ist. Und langfristig auch wieder ein anderes, deutlich höheres, Zinsniveau erreicht werden könnte. Dementsprechend macht es aus Sicht der Kreditnehmer auf jeden Fall Sinn, bei einem Neuabschluss sich das derzeitige Zinsniveau möglichst lange zu sichern. Also sprich eine längere Zinsbindung einzugehen.
Aber auch bei kurzfristigen Ratenkrediten macht es Sinn, die Zinsen am Markt im Auge zu behalten und vor Vertragsabschluss zu vergleichen. Die Zinsen für Ratenkredite sind in den vergangenen Jahren zwar ebenfalls stark gesunken und befinden sich nach wie vor auf einem kontinuierlich tiefen Niveau. Aber auch hier kann es bei den einzelnen Anbietern zu moderaten Zinsanpassungen nach oben kommen. Dennoch profitieren auch die Kreditnehmer bei Ratenkrediten von dem historisch niedrigen Zinsniveau.
Dem entgegen gibt es aber eine Gruppe, die bedeutend weniger von den niedrigen Zinsen profitiert. Nämlich diejenigen, die ihren Dispo-Kredit über das Girokonto in Anspruch nehmen. Zwar ist der kurzfristige Kredit, den Banken ihren Kunden gewähren, in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt auch um rund zwei Prozentpunkte gesunken, doch Kunden sollten eher zu einem Ratenkredit greifen, statt dauerhaft einen Dispo-Kredit in Anspruch zu nehmen.
Nichtsdestotrotz steht wohl derzeit (noch) keine langfristige und nachhaltige Zinswende bevor. Man kann davon ausgehen, dass Kreditnehmer auch weiterhin größtenteils von dem niedrigen Zinsumfeld profitieren. Gleichzeitig aber die Sparer auch weiterhin keine nennenswerte Guthabenverzinsung erwarten dürfen.