Sogenannte, Mikroapartments

Sogenannte Mikroapartments sind kleine Wohnungen mit großer Zukunft

03.09.2019 - 09:13:19

Die Menschen werden immer mobiler, die Arbeit immer flexibler. Kurzfristig eine bezahlbare Wohnung zu bekommen, ist gerade in Großstädten oftmals utopisch. Daher erfreuen sich sogenannte Mikroapartments wachsender Beliebtheit. Die Kleinstwohnungen auf Zeit richten sich hauptsächlich an Studierende, doch in Zukunft werden sie auch für andere Gruppen interessant.


Insbesondere in Großstädten ist der Markt für kleine Wohnungen heiß umkämpft: Singles, Studierende, Berufspendler, Geschäftsreisende - sie alle suchen nach einer bezahlbaren Unterkunft, gern in zentraler Lage. In diese Lücke stoßen Mikroapartments. Dabei handelt es sich um Klein(st)wohnungen mit 20 bis 25 Quadratmeter Grundfläche, inklusive Küchenzeile und Badezimmer, die überwiegend an Studierende vermietet werden. Daneben gibt es auch Angebote mit mehr als 35 Quadratmetern. Sie sind etwas teurer und richten sich vorwiegend an Young Professionals und Berufspendler, die unterhalb der Woche eine Unterkunft benötigen.

Die meisten Mikroapartments befinden sich daher in Metropolen und Universitätsstädten. Eine gute innerstädtische Lage und eine hervorragende Anbindung an den Nahverkehr sind dabei gegeben. Auch die Infrastruktur stimmt: Ärzte, Supermärkte und Restaurants befinden sich in der Nähe, in vielen Fällen gut zu Fuß zu erreichen. Die Wohnungen sind meist möbliert, manchmal sogar voll ausgestattet. Im Fachjargon nennt man solche Apartments "löffelfertig" - mit dem Koffer einziehen und loswohnen, heißt die Devise. Separate Verträge, etwa für Internet oder Strom, muss man nicht abschließen. Die "All-in-Miete" beinhaltet Highspeed-WLAN, Warmwasser und andere Betriebskosten. Manchmal sogar die Bettwäsche.

Die Betreiber vermieten die Wohnungen aber nicht nur, sondern bieten einen umfassenden Service. Ein Concierge, der bei Bedarf Päckchen entgegennimmt, gehört schon zum guten Ton. Ein zentraler Waschraum mit Waschmaschinen ebenfalls. Doch da solche Wohnungen hauptsächlich von der Generation der Digital Natives nachgefragt werden, müssen die Betreiber den Service immer mehr erweitern. So wird der Community-Gedanke immer wichtiger, das gleiche gilt für Nachhaltigkeit. Viele Betreiber ergänzen ihr Angebot um Eventküchen, gemeinsame Veranstaltungen, Learning Lounges und Carsharing-Angebote. Wie gut diese Angebote außerhalb des studentischen Wohnens angenommen werden, muss sich noch zeigen.

Eines ist aber gewiss: Auch wenn der Markt für Mikroapartments noch recht jung und seine Herkunft aus dem Umfeld privater Studentenwohnheime gut erkennbar ist, so nimmt die wirtschaftliche Bedeutung von Kleinstwohnungen rasant zu. Beispielsweise sollen deutschlandweit bis 2020 über 7.500 Serviced Apartments errichtet werden, knapp 2.200 davon allein in München. Anders als Mikroapartments für Studierende und Young Professionals richten sich die Serviced Apartments an Geschäftsleute, die nur ein paar Tage in einer Stadt verbringen. Und an Unternehmen auf der Suche nach einer kurzfristigen Unterkunft für Projektmitarbeiter.

Als Investitionsobjekt werden die Mikroapartments ebenfalls immer interessanter. Im Jahr 2018 betrug das gesamte Transaktionsvolumen für Mikroapartments bereits rund 1,5 Milliarden Euro. Dies bedeutet eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr, wie der Immobiliendienstleister Cushman & Wakefield ermittelt hat. Zu den größten Deals der letzten Jahre zählten beispielsweise das Reserl in München (70 Mio. Euro), das Neon Wood in Berlin (65 Mio. Euro) und das Uninest Navale in Hamburg (50 Mio. Euro). Nach Großbritannien ist Deutschland mittlerweile europaweit der zweitwichtigste Markt für Mikroapartments.

In Zukunft könnten Mikroapartments für weitere Zielgruppen interessant werden. Neben der Wohnungsknappheit sind dafür der demographische Wandel und der gesellschaftliche Trend zur Singlewohnung verantwortlich. Aktuelle Hochrechnungen des Statistischen Bundesamtes (PDF) gehen davon aus, dass der Anteil von Ein-Personen-Haushalten bis zum Jahr 2035 auf 44 Prozent steigen wird. Im Jahr 2000 betrug er noch 36 Prozent. Auch Senioren, die sich im Alter keine große Wohnung mehr leisten können (oder wollen), könnten sich immer stärker für Mikroapartments interessieren.