Rente mit 63 - Mehr Anträge als erwartet
28.05.2018 - 13:56:31Als sich die Bundesregierung dazu entschloss, Arbeitnehmern weiterhin die Rente mit 63 zur Verfügung zu stellen, wenn diese dazu bereit waren, Abschläge hinzunehmen, war nicht klar, wie viele diesen Dienst in Anspruch nehmen würden. Nur vier Jahre später liegt die Zahl der Anträge schon bei einer Million und damit um 25 Prozent höher als erwartet.
Ein Grund für das Angebot der Regierung, wie es zur damaligen Zeit für Arbeitnehmer geschaffen wurde, war die lange Rentendebatte. Viel wurde darüber diskutiert, ob es überhaupt möglich sei, bis zum 67. Lebensjahr zu arbeiten. Und vor allem die Differenzen, die dabei zwischen unterschiedlichen Berufen gemacht werden müssen, erweisen sich im Rahmen der Argumentation als wesentliches Problem. Während es in einem Büro durchaus möglich sein kann, bis ins höhere Alter aktiv zu bleiben, fallen besonders körperlich anstrengende Berufe nicht in diese Kategorie. Hier ist es für Arbeitnehmer oft schon Jahre zuvor notwendig, die Reißleine zu ziehen und dadurch den alltäglichen Belastungen zu entkommen.
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Im Rahmen der aktuellen Diskussion wird auch auf die Notwendigkeit der persönlichen Absicherung verwiesen. Für jeden Arbeitnehmer ist es von großer Bedeutung, das eigene Einkommen sicher zu wissen, mit dem zum Beispiel eine Familie versorgt werden soll. Gleichsam geht es um die Frage, wie ein krankheitsbedingtes Ausscheiden aus dem Beruf kompensiert werden kann. Aktuell präsentiert sich allein die Berufsunfähigkeitsversicherung als adäquates Mittel, um dieser Gefahr zu begegnen. Je früher sie abgeschlossen wird, desto niedriger sind zudem die Beiträge, die dafür zu entrichten sind.
Was steckt hinter der Rente mit 63?
Tatsächlich wurde das Modell der Rente mit 63 von vielen Experten gelobt, als es schließlich im Juli 2014 in Kraft trat. Wer sich als Arbeitnehmer rechtzeitig entschloss, einen Antrag zu stellen, konnte sich auf diese Weise schon früher in die Rente verabschieden. Sollte dieser Schritt nicht mit finanziellen Einbußen verbunden sind, so sind mindestens 45 Arbeitsjahre als Beitragszahler vorzuweisen. Für die infrage kommenden Personen wäre es demnach notwendig gewesen, bereits im Alter von maximal 18 Jahren in die Berufswelt eingestiegen zu sein.
Der Bund selbst sieht mit dem neuen Konzept sogleich höheren Kosten ins Auge. Denn einerseits fallen bis zu vier weitere Beitragsjahre und die damit verbundenen Summen weg, die weiter eingezahlt worden wären. Zudem kommt es schon in diesem Zeitraum zur Auszahlung des vollen Rentenniveaus, was die Belastungen für den Staat weiter steigen lässt. Inzwischen belaufen sich demnach die Kosten, die mit dem Konzept der Rente mit 63 in Kauf genommen wurden, auf 1,7 Milliarden Euro im Monat. Sollten in den kommenden Jahren noch weitere Arbeitnehmer hinzukommen, die das Modell in Anspruch nehmen möchten, so könnte diese Summe weiter steigen.
Eine Möglichkeit der Regulation
Bereits bei der Verabschiedung des Gesetzes haben sich die Verantwortlichen dafür entschieden, die Altersgrenze der aktuellen Regelung sukzessive zu erhöhen. Die Jahrgänge ab 1965 können aus diesem Grund erst in einem Alter von 65 Jahren ohne weitere Abschläge in Rente gehen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass die finanziellen Belastungen weiter ansteigen, denen sich der Staat durch diesen Schritt aussetzte.
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Experten sind weiterhin der Meinung, die wirtschaftlichen Probleme, die sich bei der Finanzierung des entgegenkommenden Gesetzentwurfes zeigen, seien nur das Symptom tieferliegender Probleme. Tatsächlich wird die Zahl der Beitragszahler in den kommenden Jahren drastisch sinken. Auf der anderen Seite stehen derweil immer mehr Senioren, welche ein Recht darauf haben, ihre Beiträge nun zu erhalten.
Zahlreiche Plädoyers konzentrieren sich aus diesem Grund auf das österreichische Rentenmodell. Dort sind die Planer bereits vor Jahrzehnten dazu übergegangen, das Kollektiv zu stärken. Aus diesem Grund sind es nicht nur Arbeitnehmer, welche in die Rentenkasse einzahlen und damit ihre finanzielle Grundlage bilden. Auch Beamte und Selbstständige haben kein eigenständiges Modell zur Verfügung. Da auf diese Weise oftmals hohe Rentenbeiträge in die Kassen fließen, konnte auf diese Weise ein höheres Rentenniveau erreicht werden, das für deutsche Verhältnisse inzwischen fast utopisch anmutet. Weiterhin sanken die Verwaltungskosten deutlich, wodurch sich ebenfalls ein Vorteil auf der Seite der Empfänger ergibt.
Eine gesellschaftliche Debatte
Natürlich sorgten die jüngsten Diskussionen rund um die Rente mit 63 für Aufsehen. Doch eine Welle der Empörung wurde durch die Meldung nicht ausgelöst. Dies liegt wohl darin begründet, dass für Arbeitnehmer, die ihre Beitragszahlungen über 45 Jahre hinweg aufrechterhalten konnten, durchaus ein Recht darauf besteht, nun den Nutzen aus ihrer erbrachten Leistung zu ziehen. Die aktuellen Diskussionen richten sich demnach weniger auf die aktuellen Verhältnisse, die kritisch bewertet werden müssen. Vielmehr ist es an der Stelle notwendig, neue Konzepte für die Finanzierung zu schaffen, wie sie auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten als tragfähig und sicher bezeichnet werden können. Unter diesen Voraussetzungen wird es möglich sein, aktuell vorherrschende Probleme zu überwinden und die Rente vergleichsweise sicher in die Zukunft zu leiten.