Online-Handel in Deutschland weiter auf Wachstumskurs
06.06.2017 - 16:48:33Wenn man einen Motor für den deutschen Einzelhandel ausmachen kann, dann ist es seit einigen Jahren ohne Frage der E-Commerce-Bereich: Die jährlichen Wachstumszahlen liegen im zweistelligen Bereich, und immer mehr Händler setzen auf eine Multi-Channel-Strategie aus On- und Offline-Handel. Jetzt hat der Handelsverband Deutschland (HDE) im Rahmen des Online-Monitors neue Zahlen präsentiert.
Prognose: Auch 2017 zweistelliges Wachstum
Für 2017 wird dem Online-Monitor des HDE zufolge eine Umsatzsteigerung von rund 10 Prozent auf insgesamt 48,7 Milliarden Euro erwartet. Damit wird der Online-Handel fast 10 Prozent des gesamten deutschen Einzelhandels ausmachen, der dieser Prognose zufolge 2017 rund 493 Milliarden Euro erzielen soll. Stephan Tromp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des HDE, betont die große Bedeutung des Online-Geschäfts für den gesamten deutschen Einzelhandel: "Der Online-Handel bleibt Wachstumstreiber im deutschen Einzelhandel." Von Wachstumsgrenzen ist laut Tromp "keine Spur". Besonders große Anteile am gesamten Online-Umsatz verzeichnet das Segment Mode: Mit einem Umsatzanteil von 25,2 (11,1 Milliarden Euro) ist die Branche 2016 noch vor der Unterhaltungselektronik (24,9 Prozent) unangefochtener Spitzenreiter. Ähnlich hoch ist der Online-Anteil mit Blick auf den Umsatz der gesamten Modebranche: Am gesamten Modemarkt gemessen beträgt er immerhin 23,5 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 21,4 Prozent.
Multi-Channel-Strategie immer populärer
Dementsprechend steigen immer mehr Mode-Unternehmen in das Online-Geschäft ein und setzen – wie beispielsweise das aus dem schwäbischen Winterbach stammende Peter Hahn – auf eine Multi-Channel-Strategie aus Onlineshop und Filialnetz. Neben einem Online-Shop unterhält Peter Hahn vor allem in Südwestdeutschland und der Schweiz ein dichtes Filialnetz. Kai Falk, Sprecher des HDE, bestätigt bei heute.de: "Klassische Warenhäuser setzen zum Beispiel immer stärker auf eine Multi-Channel-Strategie - Online-Präsenz und Geschäfte vor Ort sind dabei eng miteinander verzahnt". Oftmals ist es beispielsweise möglich, online bestellte Ware im Ladengeschäft abzuholen und vor Ort anzuprobieren und eine Verkaufsberatung einzuholen – auf diese legen Kunden auch im digitalen Zeitalter noch großen Wert. Dieser Artikel zur Digitalisierung des Einzelhandels bringt die weiterhin gültigen Vorteile des stationären Handels auf den Punkt: Neben der sogenannten "Instant Gratification" – dem unmittelbaren Glücksgefühl nach einem Kauf – ist ein haptisches Ausprobieren ausschließlich in stationären Geschäften möglich.
Digitale Gemeinschaftsportale
Eine weitere Strategie für eine Verquickung von On- und Offline-Welt wurde bereits in Städten wie Wuppertal oder Güstrow entwickelt: Hier haben sich Händler zu einer Gemeinschaft mit gemeinsamer digitaler Dachmarke zusammengeschlossen, um ihren Standort zu stärken. Auch die Händler in Offenbach haben bereits ein entsprechendes Portal entwickelt: Über "OF Loves U" können kleinere Händler online ihre Sichtbarkeit erhöhen und digital auf sich aufmerksam machen, ohne eine eigene Web-Infrastruktur aufbauen zu müssen. Doch selbst wenn die Händler diesen Schritt in die digitale Welt unternehmen wollen: Oftmals fehlen schlichtweg die infrastrukturellen Voraussetzungen. Vor allem in kleineren Städten auf dem Land hinkt der Breitbandausbau noch hinterher – ein deutlicher Wettbewerbs- und Standortnachteil für Händler mit größeren digitalen Ambitionen. Schnelles und stabiles Internet ist für stationäre Händler aber noch aus einem anderen Grund wichtig. Denn immer mehr zieht auch digitale Technik in die Läden vor Ort ein: In einem Concept Store von Alexander Bach ist es beispielsweise möglich, Kleidung anzuprobieren und sich dabei filmen zu lassen. So sieht man sich anschließend über einen digitalen Laufsteg spazieren und kann direkt via Social-Media-Anbindung Freunde und Familie nach ihrer Meinung zum neuen Outfit fragen. Solche Möglichkeiten sind längst keine Science-Fiction mehr, sondern konsequente Weiterentwicklung eines kombinierten On- und Offline-Einkaufens, die den stationären Handel in Zukunft noch mehr prägen könnte. Bildrechte: Flickr Symbolbild Shopping Stephanie Kraus CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten