Nach der Festnahme eines mutmaßlichen Drahtziehers bei der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee soll zügig über dessen Auslieferung nach Deutschland entschieden werden.
22.08.2025 - 16:55:59Italien will bald über Auslieferung von Ukrainer entscheiden
Die italienische Justiz setzte als Termin für eine Entscheidung über den Ukrainer den 3. September an. Der Haftbefehl gegen den 49 Jahre alten Serhij K. wurde von einer Richterin in der norditalienischen Stadt Bologna bestätigt.
Bei dem Haftprüfungstermin wies der Mann die Vorwürfe zurück. Er behauptete, in der Zeit der Anschläge auf die Pipelines im September 2022 in der Ukraine gewesen zu sein. Zugleich wehrte er sich dagegen, nach Deutschland überstellt zu werden. Die Bundesanwaltschaft wirft dem Ukrainer gemeinschaftliches Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage vor. Deshalb soll er in Deutschland vor Gericht gestellt werden.
"Spiegel": Ehemaliger Agent des ukrainischen Geheimdienstes
Nach Erkenntnissen der deutschen Behörden gehörte der Ukrainer zu einer Gruppe, die im September 2022 nahe der Ostseeinsel Bornholm Sprengsätze an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 platzierte. Nun wurde er in der Nacht zum Donnerstag im Hinterland des Badeorts Rimini an der italienischen Adria-Küste festgenommen. Bis zur Entscheidung über seine Auslieferung sitzt er in Italien in Untersuchungshaft.
Nach Informationen des Magazins "Der Spiegel" soll der Mann ein ehemaliger Agent des ukrainischen Geheimdienstes SBU sein. Offenbar besitze er mehrere Pässe mit verschiedenen Identitäten. K. wurde in der Gemeinde San Clemente im Hinterland von Rimini gefasst, wo er seit Beginn der Woche mit seiner Frau und zwei Kindern im Alter von sechs und neun Jahren Ferien verbrachte. Die italienischen Behörden prüfen, ob er möglicherweise an Anschlägen auf Schiffe im Mittelmeer beteiligt war.
Urlaub mit Familie in Italien
Auf die Spur des Mannes stießen die Carabinieri durch den Abgleich von Meldedaten: In Italien muss jeder Urlauber bei der Anmeldung im Hotel oder in der Ferienwohnung seine Papiere abgeben. Bei der Rückkehr von einem Tagesausflug mit der Familie in seine Unterkunft wurde er dann festgenommen. Nach Angaben der Polizei leistete der Mann keinerlei Widerstand. Offenbar war er in den vergangenen Jahren bereits mehrfach außerhalb der Ukraine unterwegs.
Der Anschlag hatte weltweit Schlagzeilen gemacht. Mehrere Sprengungen beschädigten die beiden Pipelines so sehr, dass kein Gas mehr durchgeleitet werden konnte. An drei der insgesamt vier Leitungen wurden Lecks entdeckt. Durch Nord Stream 1 floss zuvor russisches Erdgas nach Deutschland. Nord Stream 2 war infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine noch nicht in Betrieb.