Modernes Facility Management: Eine Dienstleistung im Wandel
22.06.2022 - 11:00:00Die Digitalisierung ist im Facility Management bereits angekommen und es werden hier Begriffe wie Computer Aided Facility Management (CAFM), Internet of Things (IoT), Building Information Modelling (BIM) und Big Data verwendet. Durch die Implementierung neuer Technologien sollen Prozesse vereinfacht und Kosten optimiert werden.
Zudem soll das Facility Management nachvollziehbarer werden. Die neuen Technologien werden auch eingesetzt, um die Lebensqualität der Menschen zu erhöhen sowie eine höhere Sicherheit zu gewährleisten. Auch wenn es bereits zahlreiche neue Technologien gibt, beschäftigen sich noch nicht alle Facility Manager mit diesen Möglichkeiten. Das Facility Management befindet sich im Wandel und es ist noch lange nicht das volle Potenzial ausgeschöpft. Wir wollen genauer betrachten, welche Umgestaltungen in der Zukunft noch zu erwarten sind.
Das ist die Ausgangssituation
Im Allgemeinen wird das Facility Management in erster Linie als Kostenfaktor betrachtet. Man übersieht dabei oft, dass dieser Bereich das Kerngeschäft unterstützt und oftmals überhaupt erst möglich macht. So herrschen in diesem Bereich auch die kostenorientierten Kennzahlen vor. Man rechnet beispielsweise aus, wie hoch die Kosten pro Jahr und pro Quadratmeter sind oder wie viel ein Arbeitsplatz kostet. Dabei wird häufig übersehen, wie hoch der Nutzen beziehungsweise Mehrwert ist, den das Facility Management einem Unternehmen oder einer Organisation bringen kann. Häufig wird es wie folgt gesehen:
- Facility Management hat lediglich eine Verwalterfunktion für Dienstleistungen und Immobilien.
- Zumeist ist das Facility Management in einer eigenen Abteilung organisiert und wer dort als Facility Manager arbeitet, hat keine oder nur sehr geringe Chancen, Zugang zum oberen Management zu erhalten.
- In der Unternehmensstrategie kommt das Facility Management kaum bis gar nicht vor. Eventuell findet es noch Erwähnung, wenn es um die Minimierung des Energieverbrauchs geht oder andere Ressourcen geschont werden sollen.
Wichtig zu wissen: In Bezug auf die Beschäftigtenzahl befindet sich die Facility-Management-Branche weltweit auf dem dritten Platz aller Wirtschaftsbranchen. Damit kommt das es noch vor der Bauindustrie. Auf die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und den Bekanntheitsgrad hat sich diese Tatsache jedoch noch nicht ausgewirkt.
Seinen Anfang nahm das Facility Management in den 1950er Jahren. Es wurde in US-amerikanischen Büros sowie in der Airline-Industrie eingeführt und sollte der Produktivitätssteigerung, der Instandhaltung sowie der Betriebsführung dienen. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich aus diesem Bereich eine eigene Branche entwickelt. In den 1970er Jahren wurde in Michigan das Facility Management Institute (FMI) gegründet. Auch die Wissenschaft interessierte sich nun vermehrt für den Bereich. 1980 wurde dann die National Facility Management Association (NFMA) gegründet. 1982 wurde aus der National Facility Management Association (NFMA) die International Facility Management Association (IFMA).
Der klassische Ansatz geht wohl auf das Symposium "Facilities Impact on Productivity" zurück. Dieses Symposium wurde gegen Ende der 1970er Jahre von der Herman Miller Corporation durchgeführt. An diesem Symposium nahmen Unternehmen und Organisationen teil und für viele war es neu, dass Einrichtungen und räumliche Ausstattung einen Einfluss auf das Erreichen der Unternehmensziele haben sollten. Zudem muss gesagt werden, dass der Begriff Facility Management sowohl in den vergangenen Jahrzehnten als auch jetzt noch sehr unterschiedlich interpretiert wird. Die Wissenschaft findet dafür eine andere Definition als das beispielsweise häufig in der Praxis gehandhabt wird. Fragt man zehn Menschen auf der Straße nach dem Begriff Facility Management, wird man wahrscheinlich zehn unterschiedliche Antworten erhalten. Auch interessant ist die Frage, worin Unternehmen den Nutzen sehen. In der Regel wird der Nutzen des Facility Managements allein auf die sichtbaren Leistungen wie die tägliche Reinigung, die Wartung der technischen Anlagen sowie die Bewachung der Anlage reduziert. Nur selten wird der ganzheitliche Ansatz betrachtet. Hier gibt es also noch Entwicklungspotenzial und auch innerhalb der Branche sind einige Veränderungen zu erwarten.
Technologien im Facility Management
Für den Bereich Facility Management wurden zahlreiche Applikationen und Systeme entwickelt, welche dazu beitragen können, Prozesse zu vereinfachen und die Effizienz zu erhöhen. Hierbei fällt auf, dass jedes Produkt eine oder maximal zwei Kerntätigkeiten dieser Branche berücksichtigt. Es gibt bislang noch kein Produkt, das alle Aspekte und Tätigkeitsbereiche in sich vereint. Es gibt allerdings für die unterschiedlichen Bereiche smarte Lösungen. So wird sich der klassische Instandhalter vermutlich in Zukunft mit Apps und Cloud-Lösungen zu helfen wissen. Neue Technologien werden auch in dieser Branche zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Computer Aided Facility Management für eine bessere Nachvollziehbarkeit
Beim Computer Aided Facility Management werden verschiedene Prozesse durch Computer unterstützt. Zum Einsatz kommen hier Planungs- und Steuerungselemente, die die aktuelle Situation abbilden und gleichzeitig einen Überblick über die Vergangenheit geben können. Im besten Fall können sie auch die zukünftige Entwicklung bis zu einem gewissen Grad abbilden. Diese Planungs- und Steuerungssysteme kommen häufig zum Einsatz, wenn es um das technische Gebäude- und Flächenmanagement geht. Man kann damit beispielsweise Flächen grafisch und numerisch darstellen lassen und diese auswerten. Zudem können technische Daten von Aufzügen, Heizungen sowie Lüftungsanlagen gesammelt und es können Wartungs- und Inspektionsintervalle festgelegt werden. Diese Systeme können auch für die Reinigung sowie das Management von Umzügen und Verträgen genutzt werden. Ein großer Vorteil dieser Systeme ist, dass Daten zentral gesammelt werden und Kosten besser zugeordnet werden können.
Digitalisierung in der Reinigungsbranche
Die Digitalisierung ist auch in der Reinigungsbranche nicht mehr wegzudenken. Hier bietet das Internet of Things (IoT) ein großes Potenzial, um Prozesse zu optimieren. So werden beispielsweise Papierhandtuchbehälter, Seifenspender und Abfalleimer mit Sensoren ausgestattet. Das verhindert, dass die Reinigungskraft beispielsweise jeden Seifenspender prüfen muss. Hier kann wertvolle Zeit gespart werden. Für die Toiletten kann ein Türöffnungszähler installiert werden. Die Daten über den Füllstand des Seifenspenders beziehungsweise Abfalleimers werden den Mitarbeitenden direkt auf dem Tablet oder Smartphone präsentiert. Dadurch kann man auch Müllsäcke sowie Verbrauchsmaterial einsparen. Zudem kann das System Reinigungspläne und Reinigungstouren auf Basis der gesammelten Daten erstellen. Die Software kann Mitarbeitende auch auf Räume mit erhöhtem Reinigungsbedarf hinweisen. Auch Reinigungsroboter und Drohnen sollen den Reinigungsaufwand und die damit verbundenen Kosten weiter reduzieren. Für schwer zugängliche Bereiche wurden bereits Reinigungsroboter eingesetzt.
Hart- und Grünflächen sowie Dächer können durch Drohnen kontrolliert werden. Grünflächen haben eine enorme Bedeutung für die Umgebung und die Menschen, die in dieser Umgebung wohnen und arbeiten. Aus diesem Grund spielt auch das Grünflächenmanagement eine wichtige Rolle beim Facility Management. Es werden zudem Drohnen entwickelt, die die Fenster- und Fassadenreinigung übernehmen können.
Ambient Assisted Living für eine bessere Lebensqualität
Das Ambient Assisted Living ist ein weiterer Bereich, in welchem das IoT zum Einsatz kommt. Hier werden Technologien eingesetzt, die Menschen die selbstständige Bewältigung des Alltags erleichtern sollen. Die Umgebung älterer und eingeschränkter Menschen, die Hilfe im Alltag brauchen, wird mit Trackern und Sensoren ausgestattet. Diese sammeln Daten, werten sie aus und lösen bei Bedarf einen Alarm aus. Durch Sensoren in Teppichen ist es beispielsweise auch möglich, das Licht in der Nacht zu steuern. Bewegt sich ein Bewohner bei Dunkelheit durch die Wohnung, werden die Räume automatisch erhellt. Im Bereich AAL sind noch viele weitere Entwicklungen und Formen der Nutzung denkbar.
Facility Manager werden Datenmanager
Die Kompetenzen und Aufgabengebiete von Facility Managern befinden sich ebenfalls im Wandel. Dank der neuen Technologien werden Prozesse automatisiert und Ressourcen viel effizienter eingesetzt. Das heißt aber nicht, dass man keine Facility Manager mehr braucht. Im Gegenteil, der Arbeitsumfang hat sich nicht reduziert, nur verlagert. Facility Manager und Reinigungskräfte und andere der Branche werden sich verstärkt mit den neuen Technologien auseinandersetzen und diese in ihr tägliches Geschäft integrieren müssen.
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