Mehr als 80 Prozent der Deutschen wollen Unternehmen von öffentlichen Aufträgen ausschließen, die Arbeitnehmer unterbezahlen oder Gewerkschaften zerschlagen.
04.03.2025 - 00:00:00Deutliche Mehrheit für Tariftreue bei öffentlichen Aufträgen
Zu diesem Ergebnis kommt eine europaweite Umfrage der europäischen Gewerkschaft UNI Europa, über die die Zeitungen des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" berichten. Demnach sprechen sich 81 Prozent der befragten Deutschen und europaweit 83 Prozent der Befragten für einen Ausschluss aus. Darüber hinaus gaben drei von vier deutschen Bürgern (74 Prozent) an, dass Behörden bei öffentlichen Aufträgen Unternehmen mit Tarifverträgen den Vorzug geben sollten.
"Diese Ergebnisse sind ein dringender Aufruf zum Handeln. Die Europäische Kommission sollte auf die europäischen Wähler hören: Öffentliche Gelder sollten hochwertige Arbeitsplätze unterstützen, nicht Unternehmen, die den fairen Wettbewerb untergraben und Gewerkschaften zerschlagen", sagte Oliver Roethig, Regionalsekretär von UNI Europa, dem RND. "In Europa beobachten wir, dass immer mehr Unternehmen gewerkschaftsfeindliche Taktiken nach amerikanischem Vorbild anwenden", warnte er.
Weiter sagte Roethig: "Fast drei Viertel der europäischen Bürgerinnen und Bürger wollen ein öffentliches Auftragswesen, das die Löhne und Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer durch Tarifverträge stärkt. Die bevorstehende Reform des öffentlichen Auftragswesens durch die Europäische Kommission sollte diese Forderung beherzigen."
Der Umfrage zufolge wünschen sich europaweit 65 Prozent der Befragten, dass öffentliche Aufträge auf der Grundlage von Preis, Qualität, ökologischen und sozialen Kriterien vergeben werden.
Von diesen Kriterien haben Löhne und Arbeitsbedingungen die höchste Priorität, wobei 46,4 Prozent der Befragten angaben, dass dies einen höheren Preis rechtfertigen würde. Der Anteil der Bürger, die möchten, dass bei öffentlichen Ausschreibungen nicht nur der Preis berücksichtigt wird, ist seit einer ähnlichen Umfrage im Jahr 2011 deutlich von 52 Prozent auf 65 Prozent gestiegen. Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Opinea durchgeführt. Es wurden Antworten von über 6.080 Befragten aus sechs europäischen Ländern gesammelt: Tschechien, Frankreich, Deutschland, Irland, Polen und Spanien.