Kurzfristig liquide für Wertpapierkäufe – sind Blitzkredite wirklich eine Option?
01.04.2022 - 11:47:50Die Anzahl der Aktienbesitzer ist deutschlandweit weiter auf dem Vormarsch. 2021 besaßen ca. 17 % der Bevölkerung Wertpapiere, ca. 12,07 Millionen Bundesbürger. Für den Kauf von Wertpapieren ist nicht immer viel Budget erforderlich. Aber macht das wirklich Sinn, beim Abwärtstrend ohne Eigenkapital mithilfe von Blitzkrediten zu kaufen?
Aktien immer häufiger als Altersvorsorge
Deutsche entscheiden sich immer häufiger für den Kauf von Anteilsscheinen für den langfristigen Vermögensaufbau. Waren 2010 noch 12,9 % der Bundesbürger (ab 14 Jahren) in Wertpapiere investiert, hat sich die Zahl bis 2021 um mehr als 5 Prozentpunkte gesteigert.
Auffällig: Immer öfter wagen sich auch unerfahrene Investoren auf das Börsenparkett und sichern sich Unternehmensanteile zu günstigen Konditionen. Gerät beispielsweise der DAX unter Druck (etwa durch wenig versprechende Konjunkturprognosen oder Inflationsangst), zeigt sich das meist deutlich in den Wertpapierkursen, u. a. durch Kursrücksetzer oder das Einläuten eines Abwärtstrends. Clevere Investoren nutzen die Gunst der Stunde, um zu günstigen Konditionen Wertpapiere zu kaufen. Doch was, wenn die eigenen liquiden Mittel dafür nicht ausreichen? Blitzschnell einen Kredit ausgezahlt bekommen ist heutzutage vor allem über verschiedene Onlineportale in wenigen Minuten möglich. Bonität vorausgesetzt ,wird die gewünschte Darlehenssumme häufig sogar innerhalb weniger Stunden transferiert.
Aktieninvestment auf Kredit – wirklich sinnvoll?
Ist das Darlehen zur Wertpapierfinanzierung wirklich sinnvoll oder zahlen Investoren am Ende drauf? Aktien mit finanzierten Mitteln zu erwerben, hat Vor- und Nachteile. Für den Wertpapierkauf mit Darlehen spricht eine außergewöhnlich gute, für Investoren lukrative Marktsituation. Zunächst haben Investoren mehr Kapital, um sich Unternehmensanteile zu sichern. Eine höhere Wertpapieranzahl bedeutet auch eine potenziell höhere Dividendenzahlung. Damit das Darlehen wirklich die gewünschten Vorzüge für den Wertpapierkauf bringt, muss es zu Top-Konditionen bereitgestellt werden (u. a. besonders attraktive Zinsen, den Verzicht auf Bearbeitungsgebühren usw.).
Am Beispiel der Amazon Aktie zeigt sich, dass der Kauf zum richtigen Zeitpunkt tatsächlich eine schnelle Rendite sogar mit Darlehensberücksichtigung einbringen kann. Von 2015 bis ca. 2020 schaffte es die Aktie ein Wachstum von mehr als 420 % zu erzielen. Wer vor dem enormen Aufwärtstrend Wertpapiere für 10.000 Euro erwarb, konnte sich über einen Aktienwert (Vorsteuerabzug) von 42.000 Euro freuen. Hätten Investoren für den Wertpapierkauf ein Darlehen von 10.000 Euro aufgenommen, wäre das Darlehen mit satten Gewinnen amortisiert. Besonders profitabel sind Wertpapierkäufe via Darlehen vor allem dann, wenn der Abwärtstrend kurz vor der Trendumkehr steht.
Den Abwärtstrend richtig erkennen: So geht es
Den richtigen Investitionszeitpunkt zu erkennen, ist vor allem für weniger ambitionierte Trader nicht leicht. Schließlich entwickelt der Markt, abhängig von den Branchen, häufig eine ganz eigene Dynamik. Entscheidend ist: Ein Abwärtstrend dauert immer an. Zeigt sich im Kursverlauf ein Verlust, sollten kluge Investoren zunächst abwarten, ob es sich um einen klassischen Rücksetzer oder tatsächlich um einen ausgeprägten Abwärtstrend handelt. Letzter fällt auch mehrere Stunden bzw. im besten Fall Tage.
Politische, wirtschaftliche oder fiskalpolitische Entscheidungen können Wertpapiertrends unter Druck setzen; zu einem Kursverfall führen. Ersichtlich ist dieser Dominoeffekt nicht nur an lokalen, sondern (häufig zeitlich verzögert) an internationalen Börsenplätzen. Konnte sich der asiatische Markt beispielsweise lange gegen den Abwärtstrend bei Energie, Industrieerzen und landwirtschaftliche Erzeugnisse stemmen, mussten sich die Asien-Pazifik-Börsen Anfang März 2022 doch dem Trend geschlagen geben und verloren enorm.
Dass der Markt seine eigene Dynamik besitzt, zeigt der Blick auf die australischen Börsenplätze zum gleichen Zeitpunkt. Da Down Under als Energie-Exporteur gilt, profitiert das Land von der weltweiten Entwicklung. Vor allem die politischen Spannungen in Europa und die damit verbundenen Unsicherheiten zu Energielieferungen sorgen dafür, dass die Wachstumsrate in Australien für 2022 äußerst positiv prognostiziert wird. Ganz anders hingegen die Wachstumsrate in Deutschland. Experten gehen davon aus, dass verursacht durch politische und wirtschaftliche Spannungen eine deutliche Reduktion der Wachstumsrate eintritt.
Die Folge für deutsche Unternehmen ist noch unklar. Doch die Börsenplätze zeigen, dass allein die verunsichernden Prognosen eine temporär ausgeprägte Volatilität bei den Kursen verursachen. Für neue Investoren eine gute Möglichkeit, sich die angeschlagenen Titel näher anzuschauen und auf Abwärtstrends zu konzentrieren. Sobald sich eine Trendumkehr abzeichnet, könnte der richtige Kaufzeitpunkt gekommen sein.
Tipp: Wertpapiere nur mit solider Anlagestrategie auf Kredit erwerben
Experten in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben es schon längst herausgefunden: Schulden können krank machen. Schlaflose Nächte aus Angst, das Darlehen nicht zurückzahlen zu können – der enorme Druck lastet auf vielen Kreditnehmern mit häufig ungeahnten folgen. Getrieben von der Angst, mit den Zahlungen Rückstand zu geraten, arbeiten viele Darlehensnehmer viel mehr, sparen an Urlauben und kleinen Auszeiten. Die Folgen sind körperliche Erschöpfung, Kopfschmerzen oder eine höhere Anfälligkeit für Infekte.
Wer als Neueinsteiger in den Wertpapiermarkt investieren möchte, sollte sich diesem Druck (zunächst) noch nicht aussetzen. Stattdessen lieber langsam mit eigenem Kapital sukzessive am Vermögensaufbau arbeiten. Nur, wer dem psychischen Druck der schwankenden Kurse und der Darlehensverpflichtungen standhält, sollte sich bewusst dazu entscheiden. Wichtig auch: stets eine Exit-Strategie haben.
Teil der Exit-Strategie kann es beispielsweise sein, bereits erworbene Finanzprodukte zu veräußern. Aber Vorsicht, dies sollte nur geschehen, wenn der Markt Gewinne zulässt.
Wertpapierkredit als Alternative?
Viele Depotanbieter stellen einen Wertpapierkredit zur Verfügung. Wer bereits in Aktien investiert ist und diese im Depot vorhält, kann auf Basis dieser Werte einen Kredit beantragen. Als Sicherheit werden die Titel bis zur vollständigen Rückzahlung an den Kreditgeber übertragen.
Die Wertpapierkredite gibt es, abhängig vom Aktiengegenwert, in flexiblen Höhen. So ist ein Darlehen von 1.000 Euro bis mehr als 75.000 Euro möglich. Voraussetzung immer: Die im Depot gehaltenen Aktien müssen diesen Wert widerspiegeln. Dafür dürfen sich Depotinhaber auf günstige Zinskonditionen freuen. Im Vergleich zu anderen Darlehensarten sind Wertpapierkredite häufig um einige Prozentpunkte günstiger. Ein weiterer Vorteil: Sie stehen vergleichsweise schnell zur Verfügung. Da die Titel im Depot enthalten und deren Wert dort klar ersichtlich ist, fällt die Bewertung bzw. Entscheidung für den Antrag häufig schneller.
Ein weiterer Vorteil beim Wertpapierkredit: Die Zinsen werden tatsächlich nur auf das beanspruchte Kapital berechnet. Investoren können sich theoretisch einen Wertpapierkredit-Rahmen einräumen lassen und diesen, wenn sich günstige Konditionen für den Aktienkauf ergeben, flexibel ausnutzen. Auch bei der Rückzahlung zeigen sich viele Darlehensgeber flexibel