Im Zollkonflikt mit den USA gibt EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis keine Entwarnung.
11.04.2025 - 14:05:55EU-Wirtschaftskommissar: Konflikt mit USA 'unsichere Situation'
Erst vor wenigen Tagen seien Zölle in Höhe von 20 Prozent gegen die EU angekündigt worden, jetzt werde für 90 Tage angekündigt, dass es Zölle in Höhe von 10 Prozent sein werden, sagte Dombrovskis bei einem Treffen der EU-Finanzminister in Warschau. Diese kämen zusätzlich zu bereits erhobenen Zöllen auf unter anderem Aluminium und Autos. "Es ist also eine sehr unbeständige und unsichere Situation."
Der Zollkonflikt hätte negative makroökonomische Auswirkungen auf die EU- und US-Wirtschaft, sagte Dombrovskis, "und zwar auf die US-Wirtschaft in größerem Umfang als auf die EU". Die EU sei daher bereit, mit den USA zusammenzuarbeiten und konstruktive, für beide Seiten akzeptable Lösungen zu finden.
Gleichzeitig werde die EU die wirtschaftlichen Interessen ihrer Wirtschaft und Unternehmen verteidigen, wenn es notwendig und keine Bewegung von der US-Seite erkennbar sei. "Aber das ist nicht unsere erste Wahl, denn wir sehen diese Zölle als schädlich für die EU-Wirtschaft, wir sehen sie als schädlich für die US-Wirtschaft und für die globale Wirtschaft."
EU-Kommission rechnet mit Sinken der Wirtschaftskraft
Sollten - wie von US-Präsident Donald Trump vor wenigen Tagen angekündigt - Zölle in Höhe von 20 Prozent gegen die EU in Kraft treten, rechnet die EU-Kommission mit einem Sinken ihrer Wirtschaftskraft um etwa 0,2 Prozent bis 2027. Wenn die Zölle als dauerhaft angesehen oder weitere Gegenmaßnahmen ergriffen werden, wären die wirtschaftlichen Folgen für die EU mit bis zu minus 0,5 bis 0,6 Prozent negativer, sagte Dombrovskis in Warschau. "Natürlich können unsere Modellsimulationen angesichts der außerordentlichen Ungewissheit und der sich rasch ändernden Zollentscheidungen nicht völlig präzise sein, aber sie zeigen den allgemeinen Trend, dass Zölle der Wirtschaft und dem Wohlstand schaden."
Für die USA rechnet die Brüsseler Behörde mit stärkeren Folgen und erwartet ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts aus in Höhe von 0,8 Prozent bis 1,4 Prozent bis 2027. Bei dauerhaften Zöllen rechnet die EU mit einem Rückgang in Höhe von 3,1 Prozent bis 3,3 Prozent in den USA.
Jüngst hatte US-Präsident Donald Trump nach großen Turbulenzen an den Aktien- und Finanzmärkten überraschend entschieden, vielen Staaten 90 Tage lang eine Pause von bestimmten Zöllen zu gewähren.
Donohoe: Euroraum widerstandsfähig
Der Präsident der Eurogruppe, der Ire Paschal Donohoe, sagte in Warschau, die Eurozone befinde sich noch in einer sehr stabilen Position. Alle Minister, die die verschiedenen Volkswirtschaften der Eurozone verträten, arbeiteten eng zusammen, um eine koordinierte Reaktion auf die Geschehnisse zu gewährleisten. "Ich bin nach wie vor sehr, sehr zuversichtlich, dass die wirtschaftlichen Grundlagen des Euroraums widerstandsfähig und stark sind", sagte Donohoe.