Bayern, Deutschland

Früher oft verpönt, heute klar im Trend: Ein Job bei einer Rüstungsfirma hat messbar an Beliebtheit gewonnen.

06.09.2025 - 04:30:38

Experte sieht dauerhaften Aufschwung der Rüstungsindustrie. Warum ein Arbeitsmarktexperte die Branche gar langfristig im Aufwind sieht.

Der Arbeitsmarktforscher Enzo Weber erwartet einen langanhaltenden Aufschwung der deutschen Rüstungsindustrie. Der Aufwärtstrend der Branche werde nachhaltig sein und absehbar auf viele Jahre weitergehen, sagte der Experte vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg der Deutschen Presse-Agentur.

Aufgrund der Ausnahme bei der Schuldenbremse für die Verteidigungsausgaben seien die Finanzierungsmöglichkeiten sichergestellt, sagte der IAB-Forschungsbereichsleiter für Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Laut einer Studie unter Beteiligung des IAB könnten bis zu 200.000 Jobs entstehen, wenn Deutschland seine Verteidigungsausgaben schuldenfinanziert von 2 auf 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigern würde.

Staat soll mit Mitteln Wettbewerb und Innovation schaffen

«Nun kommt es darauf an, ob nur Geld ausgegeben wird, oder auch eine industrielle Erneuerung gelingt», sagte Weber mit Blick auf die Finanzierungsmöglichkeiten des Bundes. Mit den Mitteln müsse der Staat auch Wettbewerb und Innovation schaffen und eine Trendwende in der Industrie anstoßen.

Im Gegensatz zur restlichen Industrie in Deutschland sieht Weber die Rüstungsbranche seit rund zwei Jahren im Aufwind mit deutlich steigenden Beschäftigungszahlen. Auch die Zahl der Stellenausschreibungen steige, während sie in der übrigen Industrie deutlich rückläufig sei.

Deutlich mehr Bewerber bei Rüstungsfirmen

Beim Rüstungskonzern Rheinmetall etwa sind die Bewerberzahlen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilte. Gab es 2021 noch rund 59.000 Bewerbungen aus Deutschland, waren es 2024 bereits 175.000. Allein in der ersten Hälfte dieses Jahres seien 120.000 Bewerbungen aus Deutschland eingegangen. 

Der Hersteller von Panzern und Flugabwehrsystemen hat demnach seit Jahresbeginn monatlich rund 500 Beschäftigte neu angestellt. Die meisten neuen Stellen seien mit knapp 2.000 im produktionsnahen Bereich sowie im IT-Sektor geschaffen worden. Gesucht würden derzeit vor allem Beschäftigte in den Bereichen Produktentwicklung und Produktion wie etwa Ingenieure oder Mechatroniker. 

Veränderte Wahrnehmung der Verteidigungsindustrie 

Auch der Augsburger Rüstungszulieferer Renk will die Zahl seiner Beschäftigten in den nächsten Jahren weiter steigern. Da sie die Effizienz der Produktion deutlich erhöht hätten, seien aber nicht so viele Beschäftigte gefordert, wie noch 2023 gedacht, teilte ein Sprecher mit. 

Steigende Bewerberzahlen für seine Rüstungssparte verzeichnet auch der Mischkonzern Diehl. In den vergangenen Jahren seien in der Konzernsparte Defence kontinuierlich mehrere Hundert Menschen eingestellt worden, teilte eine Sprecherin mit, 2024 seien es mehr als 1.000 gewesen. Die Einstellungen sollen in dieser Größenordnung weitergehen, der Trend werde 2026 anhalten. 

Das Unternehmen nimmt den Angaben nach einen Imagewandel der Rüstungsbranche bei Bewerbern und in großen Teilen der Gesellschaft wahr. Diehl produziert unter anderem das Luftabwehrsystems Iris-T, das auch in der Ukraine zum Einsatz kommt.

Strauchelnde Automobil- und Zuliefererindustrie bietet Potenzial

Potenzial für die Rüstungsindustrie sieht der Arbeitsmarktexperte Weber etwa bei den Beschäftigten der strauchelnden Automobil- und Zuliefererindustrie. Deren Fachkräfte seien attraktiv für Rüstungsunternehmen. «Durch Beratung, Vermittlung und gezielte Qualifizierung kann es gelingen, dass sie in einer für sie neuen Branche Fuß fassen.»

Die Rüstungsindustrie sei aber zu klein, um den Abwärtstrend der Industrie in Deutschland im Alleingang aufzuhalten. Derzeit seien in der Rüstungsindustrie im engeren Sinne rund 17.000 Menschen in Deutschland beschäftigt. «Damit sind Unternehmen gemeint, die Waffen und Munition oder Kampffahrzeuge herstellen und nicht reine Zulieferer etwa für Reifen oder Firmen, die zum Beispiel Kommunikationssysteme produzieren, die zivil und militärisch genutzt werden können.»

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Kein zweiter Sieg als Happy-End für Baum in Augsburg. Die Leistung passt, aber es fehlt das Glück im Abschluss. Manuel Baum beendet seinen Drei-Spiele-Job als Interimscoach in Augsburg ohne den angestrebten Heimsieg gegen Werder Bremen. (Politik, 20.12.2025 - 17:38) weiterlesen...

Bayern-Basketballer trennen sich von Erfolgscoach Herbert Nach acht Euroleague-Pleiten ziehen die Bayern Konsequenzen: Was hinter dem überraschenden Trainer-Aus von Gordon Herbert steckt – und wer jetzt die Verantwortung übernimmt. (Politik, 20.12.2025 - 17:12) weiterlesen...

Eberl schließt Wintereinkäufe aus: «Holen nichts Externes». Am 1. Januar öffnet das Transferfenster. Der Kader des FC Bayern benötigt nach einer starken ersten Saisonhälfte keinen Nachschub. Trotzdem wartet auf die Münchner Bosse einige Arbeit. Eberl schließt Wintereinkäufe aus: «Holen nichts Externes» (Politik, 20.12.2025 - 11:49) weiterlesen...

Kimmich muss passen: «Der Schmerz ist zu viel». Ein anderer Star kann dafür dabei sein beim Kampf um die Herbstmeisterschaft. Der FC Bayern muss im letzten Spiel des Jahres in Heidenheim auch auf Vielspieler Joshua Kimmich verzichten. (Politik, 20.12.2025 - 11:07) weiterlesen...

Amazon-Chef über Deutsche als «Kontrollfreaks». Denn eine Sache kontrollieren die Menschen hier offenbar besonders gern. Die Deutschen und ihre Päckchen - eine spezielle Beziehung, zumindest aus Sicht des Chefs von Amazon Deutschland. (Wirtschaft, 20.12.2025 - 00:01) weiterlesen...

Nürnberger Museum gibt NS-Raubkunst an Lion-Erben zurück. Eine Sache bleibt aber im Museum. Eine vergoldete Vase und ein Paravent - das Germanische Nationalmuseum gibt NS-Raubkunst an die Erben jüdischer Kunsthändler zurück. (Unterhaltung, 19.12.2025 - 17:18) weiterlesen...