Elektromobilität, Deutschland

Frankfurt - Die "Antriebswende" stagniert derzeit in Deutschland.

27.03.2025 - 07:15:00

Elektromobilität weltweit: Deutschland bremst, China gibt Vollgas, USA und Frankreich dazwischen. Doch das Trendbarometer Elektromobilität der Management- und Technologieberatung BearingPoint zeigt, dass es auch hierzulande Wachstumspotenziale gibt. China wird seinem Ruf als Vorreiter der Elektromobilität erneut gerecht - und das nicht nur als günstiger Produktionsstandort, sondern zunehmend auch als weltweiter Leitmarkt für batterieelektrische Antriebe.

Welche Rückschlüsse lassen sich auf das Kauf- und Nutzungsverhalten beim Thema Elektromobilität vor dem Hintergrund herausfordernder ökonomischer Rahmenbedingungen, verschärfter Handelskonflikte und multipler geopolitischer Krisen ziehen? Wie bedingen sich Mentalitätsunterschiede und Markenpräferenzen im zwischenstaatlichen Vergleich? Nachdem die Management- und Technologieberatung BearingPoint in ihrem ersten Trendbarometer Elektromobilität zu Jahresbeginn 2025 bereits Marktgeschehen und Markenpräferenzen in der Bundesrepublik genauer unter die Lupe genommen hatte, wurde die Umfrage nun erstmals auch über Deutschland hinaus in weiteren relevanten Märkten durchgeführt.

Die Vergleichswerte für die Bundesrepublik, Frankreich, die USA und China offenbaren markante Unterschiede, aber auch überraschende Gemeinsamkeiten. Das gilt sowohl für die bevorzugten Automarken als auch für die Beweggründe, die für oder gegen Elektromobilität sprechen. In jedem Land zeichnen sich dabei klare Schwerpunkte ab. Zudem unterscheiden sich die Erfahrungen der Menschen mit E-Autos teils erheblich.

Deutschland bei Umsetzung der Antriebswende mit Nachholbedarf

Mit Blick auf eine konsequente Umsetzung der Antriebswende zögern Fahrzeugkäuferinnen und -käufer in Deutschland aktuell - noch - am meisten. Sogar in den Vereinigten Staaten, wo die Anteile bei den Neuzulassungen im Jahr 2024 noch weit niedriger lagen als in Deutschland (7,6 Prozent BEV, also "Battery Electric Vehicle" Anteil in den USA vs. 13,5 Prozent in Deutschland), geben wesentlich mehr Befragte an, dass ihr nächstes Auto ein Elektroauto sein wird.

Die erhobenen Daten lassen auf dem deutschen Markt durchaus ein signifikantes Wachstumspotenzial der Elektromobilität erkennen. Der Blick auf die kommenden Jahre verfestigt beim Automotive-Team von BearingPoint die Erwartung, dass sich die Stagnation des vergangenen Jahres in der Folge des Stopps staatlicher Förderungen wieder ins Positive wenden könnte. Treiber dieser Trendwende sind ein verstärkter Preiskampf der Hersteller, günstigere E-Automodelle, neue staatliche Anreize und Förderprogramme sowie regulatorische Rahmenbedingungen auf EU-Ebene.

Ganz weit vorne im Rennen um eine möglichst weitgehende Antriebswende ist und bleibt der chinesische Markt: China hebt sich nicht nur als bedeutender Produktions- sowie Absatzmarkt hervor, sondern spielt auch eine führende Rolle bei der Praxiserfahrung mit Elektroautos. Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, bereits ein batterieelektrisches Fahrzeug (BEV) gefahren zu sein - ein Wert, der im internationalen Vergleich etwa doppelt so hoch ist wie in den drei anderen von BearingPoint untersuchten Märkten. In Deutschland liegt dieser Anteil bei lediglich 26 Prozent.

Auch bei der Kaufabsicht zeigt China eine klare Spitzenposition: 73 Prozent der Befragten beabsichtigen als nächstes Fahrzeug ein E-Auto zu erwerben. Im Gegensatz dazu herrscht in Deutschland eine spürbar höhere Skepsis. Nur 21 Prozent aller befragten Personen in Deutschland äußerten die Absicht, ihr nächstes Fahrzeug elektrisch zu kaufen. Die USA und Frankreich liegen mit ihren Werten zwischen China und Deutschland.

Wie heimische Marken die Kundschaft elektrisieren: Kaufverhalten und die nationalstaatliche Brille

Über die Grenzen der analysierten Länder hinweg geben viele Kundinnen und Kunden eine hohe Akzeptanz für ihre jeweils lokal verankerten Marken an. So bekunden annähernd 80 Prozent der Befragten in China, dass ein Fahrzeug eines chinesischen Herstellers für sie infrage kommt. Klar auf Platz eins liegt dabei BYD mit knapp 50 Prozent Zustimmung. In Deutschland und den USA sind es jeweils etwa zwei Drittel der Befragten, die eine lokal verankerte Marke in Betracht ziehen, wobei in Deutschland E-Autos aus dem Volkswagen-Konzern (inkl. Audi und Porsche) mit 66 Prozent die Spitzenposition belegen und in den USA Tesla mit 44 Prozent. In Frankreich liegt der Anteil der heimischen Marken bei über 50 Prozent und ist damit fast viermal so hoch wie der Anteil der französischen Marken Peugeot, Citroën und Renault in den anderen Märkten.

Manuel Schuler, globaler Leiter Automotive bei BearingPoint, gibt sich trotz des Aufholbedarfs auf dem deutschen Automobilmarkt optimistisch und stellt fest: "Wir sind überzeugt, dass die Antriebswende hin zur Elektromobilität sich weltweit mit großer Mehrheit in den kommenden Jahren durchsetzen wird. Unser erstes Trendbarometer im Ländervergleich zeigt hier nochmals deutlich, wie weit der chinesische Markt bei der Antriebswende vorne liegt. Über viele Länder hinweg zeigen sich starke lokale Markenpräferenzen, die vor allem auf Vertrauen in lokal verankerte Hersteller basieren. Ob diese mittelfristig bestehen bleiben, ist ungewiss. In Deutschland gewinnen chinesische Marken an Bedeutung, während in China Tesla weiterhin hoch im Kurs steht - nicht zuletzt, weil die Marke als Synonym für Elektromobilität gilt. Gleichzeitig deuten erste Entwicklungen darauf hin, dass Teslas Dominanz in einigen Märkten nachlässt, ein Trend, der sich in Deutschland bereits abzeichnet. Autohersteller sollten grundsätzlich beachten: Noch nie war der Markt so dynamisch wie jetzt und Marken, die heute noch hoch im Kurs stehen, können sich morgen schon im Abwärtstrend befinden."

Preis, Reichweite, Infrastruktur: entscheidungsrelevante Kriterien im Vergleich

Hohe Preise sind in vielen Märkten der wesentliche Hinderungsgrund für eine E-Auto Anschaffung, oder anders formuliert: Bezahlbare Elektroautos sind ein wesentlicher Treiber der Elektromobilität. China zeigt, dass preisgünstige Elektrofahrzeuge durchaus wesentliche Impulse am Markt setzen können, da dort bereits eine Vielzahl kostengünstiger Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb erhältlich sind.

Während in China nur 12 Prozent der Befragten den (zu hohen) Preis als Hauptgrund gegen den E-Auto-Kauf angeben, sind es in Deutschland, Frankreich und USA laut Trendbarometer-Daten mehr als ein Drittel der Befragten. Im Gegenzug rücken in China technische Aspekte der Antriebswende für eine Entscheidung nach vorne, wozu vor allem Reichweite und Ladeinfrastruktur zählen. Interessant ist, dass deutlich mehr Chinesinnen und Chinesen als Hinderungsgrund "Warten auf neue Technologien" sowie Wertverlust angeben. "Das deutet darauf hin, dass der Automarkt in China einen schnelleren Takt als beispielsweise in Deutschland hat, also bereits eher in Richtung Lebenszyklus eines Smartphones geht, wo nach ein bis zwei Jahren die aktuellen Modelle schon wieder veraltet sind. Insbesondere für die traditionellen Hersteller ist dies ein immer wichtiger werdender Aspekt: Es braucht nicht nur immer kürzer werdende Entwicklungszyklen, um am Markt mitzuhalten. Auch danach müssen Autos insbesondere über die Weiterentwicklung ihrer Software aktuell und attraktiv für die Kundinnen und Kunden gehalten werden", kommentiert Manuel Schuler.

Käuferinnen und Käufer von batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugen hingegen sind sich jedoch über alle für das neue Trendbarometer Elektromobilität untersuchten Märkte hinweg einig: Ökologische Aspekte und die niedrigeren Unterhalts- und Servicekosten sind die wichtigsten Gründe, die zu einer Kaufentscheidung führen. Auffallend ist allerdings, dass in Deutschland der Umweltaspekt mit Abstand am stärksten ausgeprägt ist, während in China wiederum die im Vergleich zum Verbrenner geringeren Unterhalts- und Servicekosten den mit Abstand stärksten Kaufgrund für ein E-Auto darstellen. Und auch steuerliche Vorteile werden hier häufig als Grund angegeben. Zudem werden in China das Fahrverhalten und der Innovationsgeist häufiger als Kaufgrund für ein E-Auto genannt als in den anderen untersuchten Ländern. Dies lässt darauf schließen, dass chinesische Verbraucherinnen und Verbraucher ein starkes Interesse an neuen Technologien haben, wobei Elektromobilität vor allem als wegweisender Teil des technologischen Fortschritts angesehen wird.

Manuel Schuler resümiert: "Die Elektromobilität steht an einem Wendepunkt und ihre Zukunft wird von mehreren Schlüsselfaktoren beeinflusst. Einerseits ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur ein entscheidendes Element, um die Akzeptanz zu steigern. Märkte wie China zeigen, wie ein gut ausgebautes Netz das Wachstum beschleunigen kann. Andererseits bleibt der Preis ein Hindernis, insbesondere in den westlichen Märkten, wobei preisgünstige Modelle in Kombination mit steuerlichen Vorteilen in China eine wachsende Nachfrage anstoßen. Technologie spielt ebenfalls eine zentrale Rolle: Die Weiterentwicklung von Batterien und Ladeverfahren wird die Reichweitenangst verringern und die Nutzererfahrung nachhaltig verbessern. Obwohl die geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein nicht zu unterschätzender Faktor sind, bin ich dennoch überzeugt, dass die Elektromobilität sich international durchsetzen wird, auch wenn die Entwicklungswege in den einzelnen Märkten unterschiedlich verlaufen."

Über die Umfrage

Das Trendbarometer Elektromobilität wurde erstmals im internationalen Vergleich durchgeführt. Im Auftrag von BearingPoint hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Januar 2025 insgesamt über 8.000 Personen in vier Ländern befragt: Deutschland (2.024), China (2.055), Frankreich (2.052) und USA (2.050). Die Fragen bezogen sich auf das vergangene, gegenwärtige und zukünftige (Kauf-)Verhalten sowie auf grundlegende Einstellungen und Erfahrungen im Bereich der Elektromobilität. Die Erhebung wurde nach Alter, Geschlecht und Region quotiert, und die Ergebnisse wurden entsprechend gewichtet. Die Ergebnisse dieser Befragung sind repräsentativ für die Wohnbevölkerung ab 18 Jahren in Deutschland, China, Frankreich und den USA.

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