(ergänzt um COP28-Bezug)DUBAI / READING - Alarmierende Fakten zur Halbzeit der Weltklimakonferenz: 2023 war global gesehen laut dem EU-Klimawandeldienst Copernicus das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.
06.12.2023 - 11:40:062023 bisher wärmstes Jahr - Klimagipfel ringt um Aus für Öl, Gas
(ergänzt um COP28-Bezug)
DUBAI/READING (dpa-AFX) - Alarmierende Fakten zur Halbzeit der Weltklimakonferenz: 2023 war global gesehen laut dem EU-Klimawandeldienst Copernicus das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Es sei praktisch ausgeschlossen, dass der Dezember daran noch etwas ändere, teilte Copernicus am Mittwoch mit. Auf dem seit vergangener Woche laufenden UN-Treffen in Dubai (COP28) sagte Klimastaatssekretärin Jennifer Morgan, Deutschland streite weiter für ein "ambitioniertes Gesamtpaket". Dazu gehöre auch der unter den knapp 200 Staaten noch stark umstrittene schrittweise Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl.
Laut Copernicus lagen die globalen Durchschnittstemperaturen 1,46 Grad über dem vorindustriellen Referenzzeitraum von 1850 bis 1900. 2023 sei bislang 0,13 Grad wärmer gewesen als die ersten elf Monate des bisherigen Rekordjahrs 2016. Morgan sagte, um die Erderhitzung wie 2015 in Paris beschlossen auf Dauer unter 1,5 Grad zu halten, müsse der weltweite Ausstieg von Treibhausgasen schnell sinken - um 43 Prozent bis 2030.
Zum Verhandlungsstand sagte Morgan, es gebe ein "gemischtes Bild" und noch lägen alle ehrgeizigen Optionen auf dem Tisch. Die Knackpunkte wie der Ausstieg aus den fossilen Energien würden nach einem Pausentag ab Freitag auch auf Ministerebene angesprochen. "Ein gutes Ergebnis ist möglich, aber es wird nicht einfach." Nach Informationen von Umweltverbänden stemmen sich unter anderem der Ölstaat Saudi-Arabien und Indien, das stark auf Kohle setzt, gegen eine Verpflichtung zum Ausstieg aus allen fossilen Energien.
Zur Zahl von gut 2400 Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas auf der COP28 sagte Morgan, dies zeige, wie "nah dran" die Welt an einem Beschluss sei, das Aus für fossile Energien zu besiegeln.
Die ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate sagte, niemand solle sich von glitzernden Ankündigungen auf der Konferenz mit ihren rund 97 000 Teilnehmern ablenken lassen. Um Schäden und Verluste gerade in armen Staaten zu begrenzen, müssten alle neuen Projekte zur Produktion von Kohle, Gas und Öl gestoppt werden. Der Erfolg der COP28 zeige sich darin, nicht an Reden auf großen Bühnen. Auch die Klimaaktivistin Luisa Neubauer von Fridays for Future forderte erneut, die Konferenz müsse einen Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl förmlich beschließen.
Das UN-Treffen soll am Dienstag enden. In den vergangenen Jahren sind Klimakonferenzen aber immer in die Verlängerung gegangen.
Dass das Jahr 2023 einen Rekord bei den Durchschnittstemperaturen aufstellt, war zuvor vermutet worden. So sprach die US-Klimabehörde NOAA Mitte November von einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 99 Prozent, dass das Jahr das wärmste seit 1850 werde. Gänzlich festgelegt hatte sich aber keine der relevanten Institutionen.
Und mit der Erhitzung des Planeten geht es auch weiter. Der Direktor Copernicus Climate Change Service (C3S), Carlo Buontempo, sagte: "Die Temperatur wird weiter steigen - und damit auch die Auswirkungen von Hitzewellen und Dürren."
Erst am Dienstag hatte der Bericht zum globalen Kohlenstoffbudget ("Global Carbon Budget") gezeigt, dass die globalen CO2-Emissionen durch fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas weiter ansteigen. Sie erreichen demnach 2023 mit voraussichtlich 36,8 Milliarden Tonnen im Jahr einen Höchstwert. Das seien 1,1 Prozent mehr als 2022 und 1,4 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019.