Droht eine Finanzkrise wie im Jahr 2007 / 2008?
14.04.2023 - 07:14:13Derzeit nehmen die Turbulenzen am Finanzmarkt wieder zu und einige Beobachter fühlen sich an die Finanzkrise aus den Jahren 2007/2008 erinnert.
Quelle: Gerd Altmann auf Pixabay
Insbesondere der Untergang der Silicon Valley Bank, die Zwangsfusion der Credit Suisse mit der UBS sowie die weiter steigenden Leitzinsen bei gleichzeitig weiterhin hohen Inflationsraten sorgen für Nervosität.
Neben einigen Parallelen zwischen heute und der Krise vor 15 Jahren gibt es jedoch auch entscheidende Unterschiede, die Hoffnung machen.
Die Finanzkrise 2007/2008
Zur Erinnerung: Die Finanzkrise 2007/2008 war zu Beginn vor allem eine Immobilienblase, die durch die Anhebung der Leit- und Bauzinsen zum Platzen gebracht wurde. Das führte zu hohen Kreditausfällen, Zwangsversteigerungen und einem dramatischen Rückgang der Immobilienpreise. Die entwerteten Immobilien dienten den Banken allerdings als Sicherheiten und mussten nun abgeschrieben werden. Kreditausfälle und die Entwertung von Sicherheiten brachten die ersten Banken in die Bredouille.
Einige Analysten forderten bereits damals, diese Banken untergehen zu lassen, doch es stellte sich heraus, dass sich die faulen Kredite längst im gesamten Finanzsystem ausgebreitet hatten. Die sorglos verteilten und staatlich subventionierten Hypothekendarlehen waren von den ausgebenden Banken gegen Kreditausfälle versichert und teilweise auch weiterverkauft worden. Damit wurde das Risiko des Kreditausfalls über das gesamte amerikanische Banken- und Versicherungssystem verteilt und die Option verbaut, einzelne Finanzinstitute insolvent gehen zu lassen, da stets eine Kettenreaktion zu befürchten war.
Die Unmöglichkeit, große Geldhäuser untergehen zu lassen, brannte den Ausdruck ‘too big to fail’ ins Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit. Die Bankenrettung war alternativlos, sollte ein Kollaps des Weltfinanzsystems vermieden werden. Schlussendlich übernahmen die Staaten oder die Steuerzahler die entstandenen Verluste und verbliebene Restrisiken wurden in sogenannten ‘Bad Banks’ versammelt und über die nächsten Jahre abgeschrieben.
Für die USA war die Krise damit mehr oder weniger überstanden, aber zumindest im Euroraum klopfte sie ab dem Jahr 2010 im Gewand der Euro- oder Staatsschuldenkrise wieder deutlich vernehmbar an die Türen der politischen Akteure.
Parallelen und Unterschiede zwischen heute und 2007/2008
In der historischen Betrachtung sind zunächst einige frappierende Parallelen zwischen heute und 2007/2008 festzustellen. Das betrifft vor allem den Anstieg der Leit- und Bauzinsen, die derzeit wieder knapp 4 Prozent erreichen, nachdem sie jahrelang unter 2 Prozent gelegen haben. Diese Entwicklung spiegelt sich ebenfalls in leicht sinkenden Grundstücks- und Immobilienpreisen wider. Droht hier also die gleiche Dynamik wie 2007/2008?
Die Antwort auf diese Frage hängt ganz entscheidend davon ab, ob es in den nächsten Monaten einen rapiden Preisverlust am Immobilienmarkt geben wird, ob es sich bei den aktuellen Preisen also um eine Immobilienblase handelt oder die Preise stabil bleiben. Für Letzteres spricht zumindest in Deutschland, dass die Preisentwicklung über einen langen Zeitraum kontinuierlich nach oben ging, aber keine Sprünge gemacht hat. Allerdings könnten die steigenden Zinsen trotzdem zu einigen Problemen bei der Bedienung von Hypothekendarlehen und anderen Krediten führen, bei denen die Sollzinsbindung in nächster Zeit auslaufen.
Diese Problematik dürfte sich auch weiterhin verschärfen, denn solange die Inflation hoch bleibt, ist mit weiteren Zinsschritten der EZB zu rechnen. Derzeit sind die Kreditzinsen noch auf einem relativ moderaten Niveau, aber Ende des Jahres gehen Experten von einem Anstieg um etwa ein weiteres Prozent aus. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, einen Kredit vorzeitig ablösen zu können, wenn die Zinsbindung ausläuft oder Sondertilgungsoptionen vereinbart wurden. So können Kreditnehmer das Risiko einer Kostensteigerung kontrollieren und bleiben selbst in der Initiative.
Falls eine ähnliche Krise wie 2007/2008 auf uns zukommt, wird sie vermutlich nicht vom Immobilienmarkt ausgehen, allerdings zeigt die Nervosität auf dem Finanzmarkt, dass es auch andere Risiken in den Bilanzen der Banken gibt, die geeignet sein könnten, eine Krise auszulösen. Hier findet sich eine weitere Parallele zu 2007/2008: Die Kosten für sogenannte Kreditausfallversicherungen (CDS: Credit Default Swaps) sind nach den jüngsten Turbulenzen ähnlich wie damals in die Höhe geschnellt. Damit hören die Parallelen jedoch auch schon auf.
Es ist zwar bemerkenswert, wie sich die Ereignisse scheinbar ähneln, Misstrauen und strategische Kommunikation in das Finanzsystem zurückkehren. Aber es gilt auch zu bedenken, dass die Geldinstitute heutzutage wesentlich mehr Eigenkapital besitzen müssen, deutlich strengere Bilanzierungsregeln gelten und allgemein genauer hingeschaut wird. Das Finanzsystem ist derzeit daher wesentlich transparenter und besser überwacht, was auch die Hauptressource der Banken schützt: das Vertrauen der Anleger, Sparer und Investoren.