ROUNDUP, Stimmung

Die Stimmung in Chinas Industriebetrieben bleibt angesichts der unsicheren Wirtschaftslage angeschlagen.

30.09.2024 - 10:00:28

Stimmung in Chinas Unternehmen bleibt angeschlagen

Der staatliche Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrieunternehmen lag im September bei 49,8 Punkten, wie das chinesische Statistikamt am Montag in Peking mitteilte. Zwar stieg der wichtige Frühindikator im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Punkte. Allerdings liegt der Wert bereits den fünften Monat in Folge unter der sogenannten Expansionsschwelle von 50 Punkten, was eine schrumpfende Industrieaktivität signalisiert.

Etwa zeitgleich hat auch das Wirtschaftsmedium Caixin seinen Indikator zur Stimmung in den Industriebetrieben veröffentlicht. Dieser ist im September wieder unter die Expansionsschwelle rutschte, um 1,1 Punkte auf 49,3 Zähler. Dies ist der tiefste Wert seit 14 Monaten. Der Indikator von Caixin bildet eher die Stimmung in kleineren und mittleren Privatfirmen ab. Der offizielle Index des Statistikamtes befragt eher große und staatliche Unternehmen.

Die Regierung und das Caixin-Magazin haben auch Stimmungsindikatoren für Unternehmen aus dem Bereich Dienstleistungen veröffentlicht. Diese haben sich im September jeweils eingetrübt, sie sind aber nicht unter die Expansionsschwelle gefallen. Während der offizielle Indikator von 50,3 auf 50,0 Punkte sank, fiel der Caixin-Indikator von 51,6 auf 50,3 Punkte.

Im Vordergrund bleibe das Problem der unzureichenden Nachfrage im Inland sowie der Druck auf den Arbeitsmarkt und der schwache Optimismus unter der Bevölkerung, sagte Ökonom Wang Zhe von der Caixin Insight Group. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt kämpft seit dem Ende der Corona-Pandemie mit einer schleppenden Erholung.

Experten sehen das von der Regierung gesteckte Wachstumsziel von rund fünf Prozent für dieses Jahr in Gefahr. Peking kündigte in der vergangenen Woche ein umfassendes Konjunkturpaket an. Die Zentralbank senkte wichtige Zinsen. Zuletzt teilte die Zentralbank zudem mit, dass Kreditnehmer mit ihren Banken bestehende Darlehen neu verhandeln können. Die Maßnahmen dürften dazu dienen, den Konsum zu stärken.

Eine wesentliche Ursache der Wirtschaftsflaute ist eine seit Jahren währende Krise im Immobiliensektor, der einst ein starker Konjunkturtreiber war. Große Metropolen des Landes wie Guangzhou, Shanghai und Shenzhen lockerten zuletzt weitere Beschränkungen für den Wohnungskauf.

Allerdings haben die jüngsten Stützungsmaßnahmen der Notenbank nach Einschätzung des Experten Valentin Jansen von der NordLB noch keinen Einfluss auf die Stimmungsindikatoren zeigen können, da die Umfrage vor den Maßnahmen abgeschlossen war. Für die Umfragedaten im Oktober sei daher mit einem gegenläufigen Effekt zu rechnen.

Jansen sprach aber auch von "einem ernüchternden Konjunkturverlauf in diesem Jahr". Es gebe immer mehr Zweifel, dass Chinas Führung das für dieses Jahr avisierte BIP-Wachstumsziels von fünf Prozent erreicht werden kann. Zuletzt was die zweitgrößte Volkswirtschaft im zweiten Quartal um 4,7 Prozent gewachsen.

"Insbesondere der Rückgang bei den Neuaufträgen zeigt, dass Chinas Industrie zuletzt wieder an Momentum verloren hat", kommentierte Sandro Pannagl, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg die Daten. Diese bestätigten die Dringlichkeit der jüngst beschlossenen Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft durch die chinesische Notenbank.

@ dpa.de