Deutschland, Handel

Der Online-Marktplatz Temu ist bei Verbrauchern beliebt und dennoch umstritten.

08.10.2025 - 14:39:11

Kartellamt leitet Verfahren gegen Temu ein. Nun gerät er ins Visier der deutschen Wettbewerbshüter.

Das Bundeskartellamt hat ein Verfahren gegen das Unternehmen hinter dem Online-Marktplatz Temu, die Whaleco Technology Limited, eingeleitet. Die dort geltenden Konditionen für Händler sowie weitere Verhaltensweisen von Temu gegenüber den Anbietern sollen überprüft werden, heißt es in einer Mitteilung. Whaleco Technology Limited hat ihren Sitz in Dublin in Irland.

«Wir gehen dem Verdacht nach, dass Temu unzulässige Vorgaben für die Preisgestaltung der Händler auf dem deutschen Marktplatz machen könnte», sagte der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt. «Solche Vorgaben könnten erhebliche Wettbewerbsbeschränkungen darstellen und letztlich auch Preiserhöhungen auf anderen Vertriebswegen zur Folge haben.» Untersucht wird demnach auch, ob Temu selbst Endverkaufspreise festlegt.

So reagiert Temu

Zu den Vorwürfen äußerte sich Temu öffentlich zunächst nicht. Ein Unternehmenssprecher teilte auf Anfrage lediglich mit: «Wir halten uns an die geltenden Gesetze und Vorschriften der Länder, in denen wir tätig sind.» Man sei zuversichtlich, mögliche Bedenken ausräumen zu können.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) lobte das Vorgehen der Wettbewerbsbehörde. «Das Bundeskartellamt sendet mit der Einleitung eines Verfahrens gegen Temu ein wichtiges Signal an alle Händlerinnen und Händler», sagte Präsident Alexander von Preen. Das Verhalten von Temu sei inakzeptabel und untergrabe die Wettbewerbsfreiheit. «Wer hierzulande Waren anbietet und verkauft, muss sich auch an geltende Regeln und Gesetze halten.»

Der HDE hatte im April Beschwerde beim Kartellamt eingelegt. Der Vorwurf: Temu entziehe Händlern die Preissetzungshoheit und schreibe vor, dass deren Preise maximal 85 Prozent dessen betragen dürfen, was sie für ein vergleichbares Produkt auf anderen Plattformen erzielen würden. Zudem behalte sich Temu vor, selbst über die Höhe der finalen Verkaufspreise zu entscheiden.

Seit 2024 für deutsche Händler geöffnet

Laut Bundeskartellamt besuchen monatlich mehr als 100 Millionen Nutzer die europäischen Online-Marktplätze von Temu. In Deutschland ist das chinesische Shoppingportal seit 2023 aktiv, 2024 wurde es auch für deutsche Händler geöffnet. Temu konnte seine Beliebtheit hierzulande innerhalb kurzer Zeit rasant steigern und zählt inzwischen zu den umsatzstärksten Online-Marktplätzen. 

Trotz des Erfolges steht das Unternehmen stark in der Kritik. Politiker, Handelsvertreter und Verbraucherschützer monieren unter anderem Produktqualität, mangelnde Kontrollen sowie unfaire Wettbewerbsbedingungen und fordern eine strengere Regulierung.

Gegen Temu läuft derzeit bereits ein Verfahren der EU. Die Kommission sieht für Verbraucher ein hohes Risiko, auf illegale Produkte zu stoßen. Sie könnten dort Babyspielzeuge oder Elektronikprodukte finden, die nicht EU-Regeln entsprächen. Temu droht deshalb eine Strafe. 

Marktplätze sind Plattformen, auf denen verschiedene Dritthändler ihre Produkte anbieten – gegen Gebühren an den Betreiber. Anders als Amazon oder Otto ist Temu nicht selbst als Verkäufer tätig.

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Umweltminister: «Gebrauchte Handys verdienen zweites Leben» In einem alten Handy steckt mehr Gold als im Golderz: Bundesumweltminister Schneider setzt auf Kreislaufwirtschaft und sieht im Wiederverkauf von Elektronik großes Potenzial für Umwelt und Wirtschaft. (Wissenschaft, 28.11.2025 - 11:55) weiterlesen...

Bargeld und Girocard günstigste Zahlungsmittel für Händler. Die Bundesbank hat sich einen Überblick verschafft - und sieht Potenzial für Kostensenkungen durch zwei europäische Neuerungen. Wer an der Ladenkasse zahlt, ahnt nicht, was das den Handel kostet. (Wirtschaft, 28.11.2025 - 11:22) weiterlesen...

Black Friday - der große Kaufrausch und die Droge Rabatt. Was Verbraucher beachten sollten. Wie Experten die Rabattaktion beurteilen. Und warum der Tag seinen Höhepunkt womöglich überschritten hat. Der Black Friday lockt mit Rabatten. (Wirtschaft, 28.11.2025 - 05:00) weiterlesen...

Schnäppchen ohne Ende - Warum uns das stressen kann Zum Black Friday wird besonders mit Rabatten geworben - und viele Menschen haben das Gefühl, alles im Blick haben und zugreifen zu müssen. (Wissenschaft, 27.11.2025 - 04:00) weiterlesen...

Warum die Zahl der Retouren nicht sinkt. Retouren bringen nicht nur Händler in Schwierigkeiten. Etwa 550 Millionen Pakete im Jahr: Die Rücksendungen online bestellter Artikel erreichen einen Höchststand. (Wirtschaft, 27.11.2025 - 03:30) weiterlesen...

Zahl der Retouren steigt auf Rekordwert. Kunden machen davon ausgiebig Gebrauch, wie aktuelle Zahlen zeigen. Rücksendungen von Online-Bestellungen sind oft kostenfrei. (Wirtschaft, 27.11.2025 - 03:00) weiterlesen...