Berlin - Der Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE) geht für 2023 von einem erneut sinkenden Absatz für Tabakwaren aus.
27.12.2023 - 06:00:01BVTE-Prognose: Absatz von Tabakwaren geht 2023 erneut zurück / Noch nie wurde in Deutschland weniger geraucht als in diesem Jahr. Der Zigarettenabsatz von Januar bis November 2023 liegt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes anhand der ausgelieferten Steuerzeichen an die Tabakindustrie bei knapp 60 Mrd. Stück und ist damit 2,0% niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres ausgefallen.
Bereits 2022 war der Zigarettenabsatz deutlich von über 70 Mrd. um 8,3% auf 65,8 Mrd. Stück zurückgegangen. Noch liegen nicht alle Daten für das Gesamtjahr vor, dennoch prognostiziert der Spitzenverband der deutschen Tabak- und Nikotinwirtschaft einen weiteren Rückgang für 2023. Auch die Menge von Feinschnitt zum Selberdrehen oder Stopfen ging zurück und wird unter dem Vorjahreswert liegen. 2022 war der Absatz von Feinschnitt mit einem Zuwachs von 0,4 % gegenüber dem Jahr 2021 stabil geblieben.
"Zigaretten sind nach wie vor das am meisten konsumierte Tabakprodukt. Nach dem drastischen Rückgang im letzten Jahr werden wir dennoch auch in 2023 einen Rückgang bei Zigaretten sehen," erklärte Hauptgeschäftsführer Jan Mücke heute in Berlin. Immer weniger Menschen rauchen und Raucher reduzieren ihren Konsum. Tabakkonsumenten greifen zu günstigeren Großpackungen, zu billigeren Marken oder reduzieren ihren Bedarf. Dieser Trend ist auch 2023 ungebrochen, wie die Absatzstatistik für Steuerzeichen aufzeigt. Der Anteil von nicht in Deutschland versteuerten Zigaretten beträgt derzeit 18,7% und liegt damit stabil auf dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Dies ist ein weiteres Indiz, dass nicht von einem überproportional gestiegenen Raucheranteil nach der Pandemie ausgegangen werden kann. Nicht nur bei Zigaretten, sondern auch bei anderen brennbaren Tabakprodukten ist der Absatz rückläufig. Von Januar bis November 2023 wurden 21.843 Tonnen Feinschnitttabake versteuert, das sind 7,0% weniger als im Vorjahr. Ähnlich sieht es bei Zigarren und Zigarillos aus. Bisher wurden in den letzten 11 Monaten 2,1 Mrd. Stück versteuert, das sind 12,3% weniger als im gleichen Zeitraum im letzten Jahr.
Mücke kritisierte erneut Umfragen, die von einer Zunahme von Tabakkonsumenten ausgehen. So behauptet die Deutsche Befragung zum Rauchverhalten (Debra), dass der Anteil der Konsumenten von Tabakprodukten ab 14 Jahren 33,7% an der Gesamtbevölkerung betrage. "Diese Zahl ist viel zu hoch gegriffen und spiegelt sich nicht in der Steuerstatistik für Tabakprodukte wider. Gäbe es mehr Raucherinnen und Raucher, müsste sich dies in der Steuerstatistik niederschlagen," so Jan Mücke. Das Gegenteil ist der Fall. Die Diskrepanz zwischen offizieller Absatzstatistik und der Debra-Umfrage weist auf offensichtliche methodische Schwächen der Befragung hin. So basiert der vermeintliche Anstieg beim Anteil minderjähriger Konsumenten 2022 auf einer sehr kleinen Stichprobe von lediglich etwa 50 Jugendlichen pro Befragungswelle.
Die hohen Lebenshaltungskosten verunsichern weiterhin die Konsumenten. Auch wenn die Inflationsrate in diesem Jahr weiter rückläufig ist (November +3,2%), steigen die Preise weiter. So verteuerten sich laut dem Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes Tabakwaren im November um 8,5% im Vergleich zum November 2022 und liegen preislich über der Inflationsrate. Bedingt sind die Preissteigerungen nicht nur durch die höheren Kosten bei der Herstellung von Tabakwaren, sondern hauptsächlich durch Tabaksteuererhöhungen. 2022 und 2023 wurde die Tabaksteuer für Rauchtabakprodukte angehoben. Weitere Schritte werden jeweils zum 1. Januar 2025 und 2026 für diese Kategorien erfolgen.
Allerdings wird sich die Steuer für Liquids in E-Zigaretten zum 1.1.2024 weiter erhöhen. Die Steuer steigt 2024 von 0,16 Euro auf 0,20 Euro pro Milliliter und wird bis 2026 auf 0,32 Euro pro Milliliter ansteigen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden von Januar bis November 1.140 Tsd. Liter versteuert. Ein seriöser Vorjahresvergleich zur Absatzmenge ist nicht möglich, da die Steuer für die E-Liquids erst am 1. Juli 2022 erhoben wurde und unversteuerte Altbestände noch bis zum 12.02.2023 abverkauft werden durften. Insgesamt kann der Fiskus trotz eines rückläufigen Tabakmarktes mit Mehreinnahmen aus der Tabaksteuer rechnen.
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