Bargeld, Deutschen

Bargeld für die meisten Deutschen immer noch Zahlungsmittel Nr.1

08.10.2014 - 17:40:07

 

15.000 Tonnen Geldscheine prüft die Bundesbank im Jahr, das sind 15 Milliarden Banknoten. Ein riesiger Aufwand, der eines verdeutlicht: In Deutschland bleibt das Bargeld trotz Online-Banking, Kartenzahlung und anderer bargeldloser Verfahren sehr beliebt. Mit 62 % an täglichen Bargeldnutzern ist Deutschland dabei weit vorne. Zum Vergleich: In Schweden sind es gerade einmal 20 %. Neben immer besseren Online-Bezahldiensten gibt es aber auch Verfahren, die die digitalen Shopping-Trends mit traditionellen Bezahlgewohnheiten in Einklang bringen.

Die größte Hürde des rasant wachsenden Online-Geschäfts sind die Sicherheitsbedenken vieler Kunden. Mit 46 % bricht fast die Hälfte der Online-Shopper den Kaufvorgang ab, sobald es darum geht, die persönlichen Kontodaten einzugeben. Besonders bei Bargeldfans ist der Faktor Anonymität beim Bezahlen überdurchschnittlich wichtig. In Zeiten der digitalen Totalüberwachung durch NSA und BND ist dieser Aspekt wieder sehr präsent in der Wahrnehmung des Verbrauchers. Die Vorstellung, dass solche Organisationen die Kreditkartennummern, die Kontodaten oder andere Bezahldaten in Verbindung mit den Einkaufsgewohnheiten nutzen, ist vielen Bürgern suspekt.

Neue Technik verringert Bedeutung des Bargeldes

Zur weit verbreiteten Unsicherheit tragen auch Smartphones bei, die vielen Betrügern als Einfallstor für Missbrauch dienen. Auch digitale Uhren wie die jüngst vorgestellte Apple Watch werden den Alltag prägen und drahtloses Bezahlen vor Ort und ohne EC-Karten ermöglichen. Ob das Bargeld trotz dieser Konkurrenz des Deutschen beliebtestes Zahlungsmittel bleibt, ist zumindest fraglich – auch wenn die deutsche Bundesbank das behauptet. Auf lange Sicht wird die Technik sicherer und einfacherer, sodass die Skepsis langsam aber sicher weichen wird. Beträge unter 20 Euro werden zwar noch EU-weit in über 90 % der Fälle bar bezahlt, doch je nach Land gibt es große Unterschiede. Schweden überlegt sogar, Bargeld ganz abzuschaffen. Der Widerstand der Barzahler gegen solche Pläne wäre in Deutschland besonders groß, auch weil das Misstrauen gegen den Staat in den letzten Jahren stark zugenommen hat.

Bargeld bleibt wichtig ? auch beim Online-Shopping

Doch es gibt auch Systeme und Gewohnheiten, die das Bargeld in seiner Bedeutung ernst nehmen. So ist es immer noch üblich, dem Autokäufer einen großzügigen Rabatt zu gewähren, wenn er das neue Auto bar bezahlt. Große Direktbanken wie die ING-DiBa bieten trotz umfassender Online-Angeboter für solche Zwecke Barkredite an, die neben dem Dispositionskredit vor allem Kredite meinen, die entgegen der meisten Kreditarten bar ausgezahlt werden. Kurierdienste für Bargeldtransporte erfreuen sich auch deshalb nach wie vor großer Beliebtheit. Und für viele kleine Einzelhändler ist die Einrichtung bargeldloser Bezahlverfahren immer noch sehr aufwendig und kostspielig. Außerdem ist das Bezahlen mit Barmitteln meist zeitsparender. Da eine Währung maßgeblich vom Vertrauen der Benutzer lebt, wird das seit vielen Jahren gewachsene Vertrauen in Bargeld nicht so schnell aus dem Alltag der Menschen verschwinden. Diesen Umständen trägt auch der neue Bezahldienst barzahlen.de Rechnung – im wahrsten Sinne des Wortes. Damit die Giralgeld-Skeptiker auch die Annehmlichkeiten des Online-Shoppings nutzen können, bieten Onlineportale wie der Drogeriekette dm, von Real oder Mobilcom Debitel den Service an. Am Ende des Bestellprozesses wird ein Code generiert und dann an Drucker oder Smartphone geschickt. Bei über 3.000 Kooperationspartnern in Form lokaler Geschäfte wird der Code dann gescannt. Daraufhin erfolgt die Barzahlung, das bestellte Produkt wird umgehend verschickt. Der Angst vor Hackern, Datendieben und Eingabefehlern kann so wirksam entgegen getreten werden. Auch der Service vieler Shops, QR-Codes auf die Rechnungen zu drucken, mit denen die Sicherheit beim Online-Banking massiv erhöht wird, geht in eine ähnliche Richtung – nur ohne den Faktor Bargeld. Und es zeigt: Es könnte nur eine Frage von Ideen und Zeit sein, bis die Sicherheit beim Online-Bezahlen die gefühlten Vorteile des Bargeldes überwiegt – trotz künftiger Datenmissbrauchsskandale.

500 Euro

Bildrechte: Flickr 500 Euro Matthias Ott CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten