ROUNDUPMedien, USA

Angesichts Tausender Toter im Libanon haben die Vereinigten Staaten Medienberichten zufolge einen Vorschlag für eine Waffenruhe zwischen den israelischen Streitkräften und der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah vorgelegt.

15.11.2024 - 06:35:03

USA legen Vorschlag für Waffenruhe im Libanon vor

Der Entwurf sei dem libanesischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri übermittelt worden, berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira. Das Papier der US-Botschafterin im Libanon, Lisa Johnson, enthalte eine Reihe von Vorschlägen, die noch weiter diskutiert werden müssten.

Laut einem Bericht der "Jerusalem Post" verlangt das israelische Militär unter anderem, auch zukünftig gegen die Hisbollah im Libanon vorgehen zu dürfen, um eine Wiederbewaffnung der Miliz zu verhindern. Das stößt in Beirut auf Ablehnung. "Es ist undenkbar, dass Israel zu jeder Zeit zuschlagen darf", zitierte die Zeitung einen libanesischen Funktionär.

Ein außenpolitisches Einstandsgeschenk für Trump

Auch Israel bereitet laut einem Bericht der "Washington Post" einen Vorschlag für eine Waffenruhe mit der Hisbollah vor. Ein diplomatischer Durchbruch könnte dem designierten US-Präsidenten Donald Trump als schneller außenpolitischer Erfolg dienen, sagten drei aktuelle und ehemalige israelische Beamte der Zeitung.

"Es gibt eine Abmachung, dass Israel Trump ein Geschenk macht ... dass es im Januar eine Einigung über den Libanon geben wird", sagte ein israelischer Funktionär. Demnach haben sich die Prioritäten der israelischen Regierung nach der US-Wahl rasch geändert. Laut der "Washington Post" besuchte der israelische Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, bei seiner jüngsten US-Reise den künftigen Staatschef Trump in dessen Anwesen in Mar-a-Lago noch bevor er die amtierende Regierung des demokratischen Präsidenten Joe Biden in Washington über den aktuellen Stand der Gespräche über eine Waffenruhe im Libanon informierte.

Bericht: Russland soll neue Aufrüstung der Hisbollah aus Syrien verhindern

Der israelische Vorschlag sieht demnach vor, dass sich die Hisbollah hinter den Litani-Fluss zurückzieht - etwa 30 Kilometer von der Grenze zu Israel entfernt. Zudem soll Russland, das Beziehungen zum syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad unterhält und Truppen in dem Land stationiert hat, dafür sorgen, dass die Hisbollah nicht aus Syrien erneut aufgerüstet wird. Zu Gesprächen über die Details waren laut "Washington Post" russische Unterhändler zuletzt in Israel.

Die mit dem Iran verbündete Hisbollah beschießt Israel seit Beginn des Gaza-Krieges vor mehr als einem Jahr mit Raketen. Israel antwortete mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.

Ausgelöst wurde der Krieg im Gazastreifen durch das Massaker der islamistischen Hamas und anderer terroristischer Gruppen am 7. Oktober 2023 in Israel, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und 250 weitere als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden. Auf palästinensischer Seite wurden im Krieg Zehntausende Menschen getötet, die meisten davon Zivilisten. Die genauen Zahlenangaben lassen sich faktisch nicht unabhängig überprüfen. Die Hisbollah greift das Nachbarland Israel nach eigener Darstellung zur Unterstützung der Hamas im Gazastreifen an.

Bisher 220 Minderjährige bei Angriffen Israels im Libanon getötet

Seit Beginn der Gefechte zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär vor über einem Jahr sind im Libanon nach Behördenangaben 220 Minderjährige getötet worden. Außerdem seien knapp 1.300 Kinder und Jugendliche verletzt worden, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Insgesamt wurden demnach bislang 3.386 Menschen getötet und 14.417 verletzt. Die Behörde unterscheidet in ihrer Aufzählung nicht zwischen Hisbollah-Kämpfern und Zivilisten. In Israel kamen seit Kriegsbeginn 76 Menschen ums Leben, davon 45 Zivilisten und 31 Soldaten. Mehr als 640 Menschen wurden demnach verletzt.

Auf beiden Seiten der Grenze zwischen Israel und dem Libanon sind Zehntausende Menschen vor den Kämpfen geflohen. "Wir dringen deshalb so entschieden auf eine diplomatische Lösung, weil wir Bedingungen herstellen wollen, unter denen Zivilisten auf beiden Seiten in ihre Häuser zurückkehren können", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Vedant Patel.

@ dpa.de