Allzeithoch als Verkaufssignal: Warum privates Altgold jetzt veräußert werden sollte
28.11.2025 - 15:45:00Gold notiert aktuell auf Rekordniveau. Eine Analyse dazu, warum die Liquidierung von privaten Altgoldbeständen aus finanzieller Sicht aktuell sinnvoll erscheint.
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An den Rohstoffbörsen dominiert in diesen Tagen eine Farbe: Goldgelb. Die Feinunze hat Preisregionen erreicht, die selbst optimistische Analysten vor wenigen Jahren kaum prognostiziert hätten. Während institutionelle Anleger und ETF-Sparer die Kursgewinne in ihren Depots zufrieden zur Kenntnis nehmen, existiert eine Anlageklasse, die in vielen privaten Bilanzen oft unbewertet bleibt: physisches Altgold in Form von Schmuck, Erbstücken oder Zahngold. Ökonomen weisen darauf hin, dass private Haushalte hier auf enormen stillen Reserven sitzen. Angesichts der aktuellen Marktlage stellt sich aus rationaler Investorensicht die Frage, ob das Halten dieser unproduktiven Assets noch gerechtfertigt ist oder ob eine Liquidierung und Reallokation des Kapitals der logische Schritt wäre.
Professionalisierung im Sekundärmarkt
Der Markt für den Ankauf von Edelmetallen hat sich fundamental gewandelt. War der Verkauf von Schmuck früher mit dem Gang zum lokalen Pfandhaus und oft intransparenten Abschlägen verbunden, dominieren heute spezialisierte Plattformen das Geschehen. Diese Anbieter haben Prozesse etabliert, die eher an moderne Fintechs erinnern als an den klassischen Goldhandel. Durch standardisierte Logistikketten und laboranalytische Bewertungen lassen sich auch kleine Mengen effizient in liquide Mittel umwandeln. Ein Beispiel für diese Entwicklung ist goldbrief.de, wo der gesamte Ankaufsprozess über den versicherten Postweg abgewickelt wird.
Dieser Ansatz eliminiert lokale Arbitrage-Nachteile für den Verkäufer. Wer früher in ländlichen Regionen auf das Monopol eines einzigen Händlers angewiesen war, erhält nun Zugang zu überregionalen Marktpreisen. Für den rationalen Marktteilnehmer bedeutet dies eine Verringerung der Transaktionskosten und eine Erhöhung der Preistransparenz.
Die Opportunitätskosten des Haltens
Doch warum gerade jetzt verkaufen? Robert Nyberg, CEO von Goldbrief, analysiert die Ströme im physischen Goldmarkt genau. Er sieht in der aktuellen Preisrallye einen klaren Indikator für Gewinnmitnahmen im privaten Sektor. "Wir sehen derzeit, dass die Lücke zwischen dem reinen Materialwert und dem einstigen Kaufpreis von Schmuckstücken schrumpft. Der hohe Goldkurs kompensiert den Verlust der Machartkosten, die beim Einschmelzen verloren gehen", so der Experte.
Nyberg argumentiert hier mit dem Konzept der Opportunitätskosten. Ein ungetragener Goldring in der Schublade erwirtschaftet keine Rendite. Er bindet Kapital. "In einem Hochzinsumfeld oder bei attraktiven Aktienmärkten ist totes Kapital in der Schmuckschatulle eine ökonomische Ineffizienz. Unsere Daten zeigen, dass immer mehr Menschen diesen Zusammenhang erkennen und den hohen Kurs nutzen, um umzuschichten", erklärt Nyberg weiter. Es geht also weniger um den Notverkauf, sondern um ein aktives Portfoliomanagement im privaten Bereich.
Analyse der Legierung entscheidet über die Marge
Für den finanziell versierten Laien ist es wichtig zu verstehen, wie die Bewertung im Detail funktioniert. Der Börsenpreis bezieht sich auf 999er Feingold. Schmuck hingegen besteht aus Legierungen, um die Härte zu erhöhen – in Deutschland meist 333er, 585er oder 750er Gold. Der reale Auszahlungsbetrag korreliert strikt mit dem Feingehalt.
Seriöse Ankaufsstellen nutzen Spektrometer-Analysen, um den exakten Goldanteil zu bestimmen. Steine, Füllmaterialien oder unedle Metalle werden herausgerechnet. Wer hier naiv herangeht, riskiert Fehleinschätzungen. Doch wer die genaue Zusammensetzung seiner Bestände kennt, kann den aktuellen Hebel des Goldpreises exakt berechnen. Selbst beschädigte Stücke oder Zahngold sind aus dieser Perspektive reine Rohstoffdepots, deren Wert sich linear zum Weltmarktpreis entwickelt.
Sicherheit und Abwicklung
Bei Transaktionen mit hochwertigen Gütern via Versandweg bleibt das Kontrahentenrisiko ein Faktor, den man minimieren muss. Etablierte Marktteilnehmer arbeiten daher mit versicherten Versandtaschen und bieten eine "Geld-zurück-Garantie" im Sinne einer Rücksendung an, sollte der Kunde mit dem Analyseergebnis nicht einverstanden sein. Diese Mechanismen schaffen das nötige Vertrauen für den Fernhandel.
Betrachtet man die Charts, spricht vieles dafür, die emotionale Bindung an ungenutzten Schmuck zu überdenken und eine nüchterne Kosten-Nutzen-Rechnung aufzumachen. Der Markt bietet aktuell die Liquidität und die Preispunkte, um aus statischem Besitz dynamisches Kapital zu generieren.

