Aktionärsvertreter fordern es schon lange, nun folgt die Deutsche Bank dem Beispiel anderer Konzerne: 2026 gibt es eine Hauptversammlung in Präsenz.
31.03.2025 - 16:31:32Deutsche Bank: 2026 wieder Präsenz-Hauptversammlung. Ein Abschied vom Online-Format ist das aber nicht.
Die Deutsche Bank plant für 2026 erstmals seit dem Vor-Corona-Jahr 2019 wieder eine Präsenz-Hauptversammlung. Das teilte Deutschlands größtes Geldhaus mit der Bekanntgabe der Tagesordnung für das diesjährige Aktionärstreffen mit.
Die Hauptversammlung 2025 wird am 22. Mai als reine Online-Veranstaltung ausgerichtet. Aktionärinnen und Aktionäre müssen Fragen aber nicht vorab einreichen, sondern können diese live per Videoschalte stellen.
Künftig ist ein regelmäßiger Wechsel mit dem virtuellen Format geplant: Mindestens alle vier Jahre will der Frankfurter Dax-Konzern eine Hauptversammlung in Präsenz abhalten.
Wieder mehr Hauptversammlungen in Präsenz
Damit folgt die Deutsche Bank dem Beispiel anderer Konzerne, bei denen mitunter Aktionärinnen und Aktionäre die Rückkehr zur Präsenz-Hauptversammlung erzwungen hatten wie jüngst bei Siemens und Tui.
«Das virtuelle Format, das wir in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt haben, hat unbestreitbare Vorzüge: Aktionärinnen und Aktionäre können unabhängig von ihrem Standort daran teilnehmen, und auch die Umweltbelastung ist geringer», argumentiert Deutsche-Bank-Aufsichtsratchef Alex Wynaendts. «Gleichzeitig ist uns bewusst, dass manche Stakeholder eine Präsenzveranstaltung bevorzugen.»
Die Hauptversammlung - kurz HV - ist neben Vorstand und Aufsichtsrat das wichtigste Entscheidungsgremium einer Aktiengesellschaft. Einmal im Jahr haben Aktionäre die Gelegenheit, der Führung ihres Unternehmens persönlich die Meinung zu sagen. Zudem trifft die Hauptversammlung wichtige Entscheidungen: Die Anteilseigner stimmen zum Beispiel über die Ausschüttung der Dividende und die Besetzung des Aufsichtsrats ab.
Aktionärsvertreter sehen virtuelles Format kritisch
Seit der Corona-Pandemie gibt es die gesetzliche Möglichkeit, Hauptversammlungen virtuell abzuhalten. Diese sind für die Konzerne günstiger als Präsenzveranstaltungen, zudem fallen Störaktionen am Ort der Hauptversammlung weg.
Aktionärsvertreter wie Ingo Speich von der Dekabank sehen die Entwicklung jedoch kritisch: «Eine virtuelle HV mag zwar günstiger sein als das Präsenz-Format, sie leidet aber unter einem Defizit an Kommunikation. Kritik verhallt bei dem steifen Format. Der Austausch ist nicht so lebendig.» Speich betont: «Wir fordern grundsätzlich die Rückkehr zu Präsenz- bzw. Hybrid-Hauptversammlungen, vor allem wenn es bei Unternehmen Veränderungen im Aufsichtsrat gibt oder Kapitalvorratsbeschlüsse, neue Vergütungsmodelle oder sonstige große Themen auf der Tagesordnung stehen.»
Aus Sicht von Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), haben es die Unternehmen mit der virtuellen HV übertrieben. Daher mehrten sich die Widerstände von Anteilseignern. Künftig müsse es eine gute Mischung zwischen den Formaten geben, fordert Tüngler: «Sind Aktionärsrechte betroffen, stehen besondere Dinge an, dann Präsenz.»