Schiffsbesatzungen, Frachter-Unfall

Viele Fragen sind nach dem Zusammenstoß von zwei Frachtern auf der Nordsee offen: Wie konnte es zu dem Unfall mit wohl fünf Toten kommen? Wer trägt die Verantwortung? Gleich zwei Behörden ermitteln.

26.10.2023 - 10:04:21

Schiffsbesatzungen sollen zu Frachter-Unfall befragt werden

Nach der Frachter-Kollision auf der Nordsee rücken nun die Ermittlungen zur Unfallursache in den Fokus. Sowohl die deutsche Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) in Hamburg als auch die Staatsanwaltschaft Hamburg nahmen Untersuchungen auf.

«Unser Fokus liegt darauf, die Unfallursache zu klären unter Einbeziehung sämtlicher Faktoren», sagte BSU-Direktor Ulf Kaspera. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in einem weiteren Verfahren wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Schiffsverkehrs. Rettungskräfte gehen davon aus, dass fünf Menschen starben.

Bislang konnte nur ein Leichnam aus der Nordsee geborgen werden, er soll nun obduziert werden. Angaben zur Identität des Seemannes lagen zunächst nicht vor. Zwei Seeleute waren nach dem Unglück aus der Nordsee gerettet worden.

Noch immer ist nicht klar, warum es Dienstagmorgen zu dem Zusammenstoß in der Deutschen Bucht kam. Bekannt ist, dass das kleinere Küstenmotorschiff «Verity» beladen mit Stahlblechen auf dem Weg von Bremen nach Immingham in Großbritannien war. Der mit 190 Metern Länge größere Frachter «Polesie» wollte von Hamburg nach La Coruña in Spanien - bis die beiden rund 22 Kilometer südwestlich von Helgoland zusammenstießen. Die «Verity» sank daraufhin schnell.

Suche nach vier vermissten Seeleuten eingestellt

Die deutschen Experten der BSU arbeiten mit Ermittlungsbehörden der Flaggenstaaten der beiden Schiffe, Bahamas und Großbritannien, zusammen. Sie wollen nun etwa Verkehrs- und Kommunikationsdaten sichern und auswerten sowie die Schiffsbesatzungen befragen.

An der Unglücksstelle läuft unterdessen der Einsatz weiter. Das Havariekommando übertrug die Einsatzleitung dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee. Offen ist noch, wie es mit dem Wrack weitergeht. Am Mittwoch wurde eine kleinere Menge ausgetretener Dieseltreibstoff an der Wasseroberfläche registriert.

Um den Schiffsverkehr um das Wrack zu leiten, sichern Behörden die Unfallstelle ab. «Es ist vorgesehen, den Mast des Wracks zu kürzen, um mehr Wassertiefe zu erreichen», sagte eine Sprecherin der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Bonn auf Anfrage. Es werde nun beraten, wie das umgesetzt werden könnte.

Zuvor hatten die Rettungskräfte die Suche nach vier vermissten Seeleuten eingestellt. Für die Vermissten gebe es keine Hoffnung mehr, hatte das Havariekommando mitgeteilt. Die Einsatzkräfte gehen daher davon aus, dass insgesamt fünf Seeleute bei dem Unglück ums Leben kamen. Zwei Besatzungsmitglieder konnten kurz nach der Kollision aus dem Wasser gerettet werden. Ein Seemann war kurz nach dem Zusammenstoß tot geborgen worden.

@ dpa.de