Sklavereiverbindungen oder rassistische Berichterstattung - so manche Zeitung hat eine problematische Vergangenheit.
09.06.2023 - 13:52:19Immer mehr Zeitungen entschuldigen sich für dunkle Flecken. Einige versuchen, das aufzuarbeiten, etwa der «Sydney Morning Herald».
Bekannte Traditionsblätter in aller Welt arbeiten mittlerweile die teils düstere Geschichte ihrer Berichterstattung auf. Jetzt äußert sich auch eine der renommiertesten Zeitungen Australiens: In einem Leitartikel hat sich am Freitag der «Sydney Morning Herald» für die Berichterstattung zum berühmten Myall-Creek-Massaker entschuldigt - fast 200 Jahre danach. «Der «Herald» ist stolz darauf, die Geschichte Australiens zu erzählen. Aber am Myall Creek sind wir kläglich gescheitert», betitelte Chefredakteur Bevan Shields die öffentliche Entschuldigung.
Auch andere große Zeitungen hatten in jüngster Zeit für Fehler in der Vergangenheit Abbitte geleistet. So arbeitete der britische «Guardian» erst im März öffentlich die Sklavereiverbindungen seiner Gründer auf. «Die Gründer des «Guardian» sind mit dem am häufigsten vergessenen Kapitel in der langen Geschichte der Beteiligung Großbritanniens an der weltweiten Sklaverei verbunden», hieß es in dem Artikel. Das Blatt kündigte ein Programm zur Wiedergutmachung an.
Die «Los Angeles Times» hatte bereits 2020 in einem Leitartikel für ihre frühere Berichterstattung über schwarze Menschen um Entschuldigung gebeten: «Zumindest in den ersten 80 Jahren war die «Los Angeles Times» eine Institution, die tief in der Vorherrschaft der Weißen verwurzelt war», hatte es damals geheißen.
«Sydney Morning Herald» setzte sich für weiße Massenmörder ein
Die Entschuldigung des «Sydney Morning Herald» befasst sich mit dem Umgang der Medien mit den Aborigines während der Kolonialzeit. Bei dem Myall-Creek-Massaker waren am 10. Juni 1838 im Bundesstaat New South Wales 28 Ureinwohner brutal von Weißen ermordet worden. Von elf Angeklagten wurden sieben später wegen Massenmordes zum Tode verurteilt. Das Urteil war historisch, weil damit erstmals Weiße für Verbrechen an Aborigines bestraft wurden.
In mehreren Artikeln habe der «Herald» dafür plädiert, von einer Strafverfolgung abzusehen. Später habe er die Todesurteile als falsch angeprangert, schreibt Shields. «Dies lag nicht an einem Mangel an Beweisen oder ernsten Zweifeln an der Integrität des Verfahrens, sondern daran, dass die Täter weiß und die Toten schwarz waren.»
Die Wahrheit sei ein wesentlicher Bestandteil der Versöhnung, betonte Shields weiter. «Wir entschuldigen uns zum 185. Jahrestag des Massakers von Myall Creek für unsere Berichterstattung über das Massaker und die zwei darauffolgenden Prozesse.»