Hamburg, Arbeiter

Schwerer Unfall in der HafenCity: Ein Gerüst bricht auf einer Baustelle für das Überseequartier zusammen und stürzt acht Stockwerke tief in einen Fahrstuhlschacht.

30.10.2023 - 15:14:37

Hamburg: Arbeiter stürzen mit Gerüst ab - vier Tote. Vier Menschen sterben.

Beim Zusammenbruch eines Baugerüsts in der Hamburger HafenCity sind vier Arbeiter ums Leben gekommen.

Der Unfall ereignete sich an einer Baustelle für das Überseequartier. Das Gerüst soll sich acht Stockwerke über dem Untergeschoss befunden haben. Ein Gerüst sei in einen innenliegenden Fahrstuhlschacht gestürzt, sagte ein Feuerwehrsprecher.

Die Feuerwehr hat die Zahl der Toten auf vier nach oben korrigiert. Beim Abtragen der Gerüststangen sei ein weiterer Toter entdeckt worden, sagte ein Feuerwehrsprecher. Vermisst werde nun niemand mehr.

Höhenretter im Einsatz

Laut Feuerwehr sind 70 Rettungskräfte im Einsatz, darunter Höhenretter und ein Technischer Zug der Freiwilligen Feuerwehr.

Die Trümmerteile des abgestürzten Baugerüsts stapeln sich nach Angaben eines Feuerwehrsprechers vom Untergeschoss bis in den zweiten Stock des Fahrstuhlschachts. «Die Schwierigkeit besteht natürlich darin, dass wir hier viele Gerüstteile haben, die gesichert werden müssen, und wir uns hier Stockwerk für Stockwerk erstmal an die Einsatzstelle bis nach unten hin rantasten müssen.»

Ursache noch unklar

«Der Einsatz der Feuerwehr Hamburg wird sich noch über mehrere Stunden bis in die Abendstunden erstrecken», sagte ein Feuerwehrsprecher. Spezialisten des Landeskriminalamts haben vor Ort erste Ermittlungen aufgenommen. «Für eine Einschätzung zur Unfallursache ist es aber noch zu früh», sagte ein Polizeisprecher.

Die Baustelle wurde geräumt. Es hätten dort 1300 bis 1500 Menschen gearbeitet, sagte ein Bauleiter. Auf der Straße standen mehrere Hundert Bauarbeiter.

Zur Betreuung der Einsatzkräfte und Augenzeugen wurden Notfallseelsorger hinzugerufen. Auch ein Kriseninterventionsteam sei im Einsatz, so der Feuerwehrsprecher.

Das Überseequartier ist Teil der Hafencity, die als Europas größtes innerstädtisches Stadtentwicklungsvorhaben gilt. Das Projekt direkt an der Elbe wurde Anfang der 1990er Jahre vom damaligen Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) angeschoben und umfasst nach Angaben der HafenCity Hamburg GmbH eine Fläche von rund 157 Hektar. Das Überseequartier gilt dabei als das großstädtischste und zugleich publikumsintensivste Quartier.

Auf dem 14 Hektar umfassenden Gelände entstehen Geschäfte, Gastronomie, Entertainment, Büros, ein Kreuzfahrtterminal, ein unterirdischer Busbahnhof, Hotels mit rund 1150 Zimmern sowie mehr als 1000 Wohnungen. Der nördliche Teil ist bereits seit 2019 fertig, im südlichen Teil laufen die Arbeiten.

Das Immobilienunternehmen Unibail-Rodamco-Westfield investiert dabei den Angaben zufolge mehr als eine Milliarde Euro in die insgesamt rund 260.000 Quadratmeter entstehende oberirdische Bruttogrundfläche.

Nicht der erste schwere Bauunfall in diesem Jahr

Erst am 2. September waren vier Arbeiter bei einem ähnlichen Unfall an einer Baustelle an den Hamburger Elbbrücken - unweit der HafenCity - teils lebensbedrohlich verletzt worden. Ein Baugerüst knickte ein und riss die Arbeiter etwa fünf Meter in die Tiefe, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Männer seien aus einer Höhe von etwa fünf Metern abgestürzt.

Drei Bauarbeiter im Alter von 27, 35 und 53 Jahren wurden schwer verletzt. Ein 21-Jähriger erlitt lebensbedrohliche Verletzungen. Die Bauarbeiter sollen damit beschäftigt gewesen sein, an der Eisenbahnbrücke ein Baugerüst zu demontieren. Da zum Unfallzeitpunkt gerade Ebbe herrschte und der Fluss kein Wasser führte, fielen die Bauarbeiter auf das steinige Flussbett.

Am 6. April 2020 waren zwei Bauarbeiter auf einer Baustelle an der Zweibrückenstraße in der HafenCity von herabfallenden Bauteilen schwer verletzt worden. Ein Paket aus 20 bis 30 Schalbrettern, die von einem Kran versetzt wurden, seien vom Haken abgerissen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Sie haben einen Bauarbeiter unter sich begraben und einen weiteren seitlich getroffen und schwer verletzt.

@ dpa.de