In Süddeutschland sind Nothelfer im Einsatz gegen das Hochwasser.
02.06.2024 - 12:31:01Habeck und Söder unterwegs im Flutgebiet. Ein Einsatz endet tragisch. In Baden-Württemberg entgleiste ein ICE.
Die Hochwasserlage in Teilen Bayerns spitzt sich zu, während die ersten Einsatzkräfte in Baden-Württemberg vorsichtig aufatmen. In Oberbayern brachen nach Angaben der Behörden zwei Dämme. Sie schützten die Gemeinde Baar-Ebenhausen am Fluss Paar, einem Nebenfluss der Donau, sagte ein Sprecher des Landratsamtes - das Ausmaß ist noch unklar. Unterdessen ist nun auch die Bundeswehr im Hochwassereinsatz. Im Landkreis Dillingen a.d. Donau unterstützen nach Angaben der dortigen Behörden rund 70 Soldaten beim Befüllen von Sandsäcken. Für den Nachmittag wird mit neuem Regen gerechnet.
50 Kilometer langer Autobahnabschnitt gesperrt
Nach dem Dammbruch drohen in dem Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm weitere Überflutungen. Evakuierungen seien im Gange. Die Autobahn A9 ist nun auf einer Länge von rund 50 Kilometern gesperrt. Betroffen sei eine Strecke zwischen Allershausen und Ingolstadt, die Fahrbahn sei teilweise überspült, berichtet ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Auch für die Polizei sei ein Hochwasser dieses Ausmaßes in diesem Bereich neu.
Es gebe zudem Stromausfälle. Betroffen sei eine erhebliche Anzahl von Menschen. Es werde versucht, das Problem zu lösen.
Das Landratsamt bat die Bewohner von der Orte Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Manching, umgehend das Erdgeschoss in ihren Häusern und Wohnungen zu verlassen und sich in höhere Stockwerke zu begeben.
Nach den Worten von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sind landesweit rund 40.000 Einsatzkräfte unterwegs. «Das Wichtigste wird jetzt sein in den nächsten Stunden, die Ablösungen gut zu organisieren.» Es müssten diejenigen abgelöst werden, die schon sehr lange im Einsatz seien, sagte Söder. «Denn je länger du ohne Ablöse im Einsatz bist, desto eher besteht die Gefahr, dass irgendein Fehler passiert, dass Ermüdung passiert. Im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm war zuvor ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen.
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck machte sich ein Bild von der Hochwasserlage und würdigte den Einsatz der Helfer. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz dankte den Zehntausenden Haupt- und Ehrenamtlichen. Seit Freitag hat es mancherorts ununterbrochen geregnet.
ICE-Waggons entgleist
Die nach einem Erdrutsch gesperrte Bahnstrecke bei Schwäbisch Gmünd ist eingleisig wieder befahrbar. Es seien aber nur geringe Geschwindigkeiten möglich, sagte eine Bahnsprecherin Auf dem Abschnitt war Abend ein ICE mit 185 Passagieren entgleist. Schwäbisch Gmünd liegt etwa 50 Kilometer östlich von Stuttgart.
Die Aufräumarbeiten laufen, wie die Sprecherin erklärte. Der ICE sei wieder auf die Gleise gestellt worden und warte darauf, abgeschleppt zu werden. Wie lange die Sperrung andauert, ist unklar.
Generell sollten Bahnreisende wegen des Unwetters in Süddeutschland weiter mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Wie eine Bahnsprecherin sagte, sind mehrere Strecken betroffen. Nach einer Auflistung auf der Internetseite des Unternehmens kommt es zum Beispiel zu Ausfällen auf den Strecken München-Nürnberg-Berlin, Stuttgart-Mannheim-Frankfurt, München-Lindau-Bregenz-Zürich, Karlsruhe-Stuttgart-Crailsheim-Nürnberg und Augsburg-Kempten-Oberstdorf. Zwischen Stuttgart und München war nach Unternehmensangaben vom Morgen kein Fernverkehr möglich.
«Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab», teilte die Bahn mit. In den noch fahrenden Zügen kann es demnach sehr voll sein. Wer seine Reise aufgrund der Unwetterschäden verschieben möchte, könne seine Fahrkarte zu einem späteren Zeitpunkt nutzen, hieß es. Die Zugbindung sei aufgehoben.
Neue Schauer erwartet
Dabei ist mitunter innerhalb von 24 Stunden mehr Regen fallen lassen, als im Durchschnitt in einem Monat erwartet wird. In Kißlegg in Baden-Württemberg seien am Freitag 130 Liter auf den Quadratmeter an einem Tag gefallen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mit. Im Schnitt würden dort in einem Monat 118 Liter erwartet. In Bad Wörishofen in Bayern seien es bei dem Starkregen 129 Liter binnen 24 Stunden gewesen, der Schnitt liege bei 101 Litern im Monat. Das seien im Schnitt in der Unwetterregion im Süden alles Monatswerte, was innerhalb eines Tages an Niederschlag gefallen sei.
Für den Nachmittag wird erneut Regen erwartet. Laut DWD sind südlich des Mains bis zur Donau erneut heftige Gewitter mit Niederschlagsmengen von bis 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit möglich. Örtlich könnten es in kurzer Zeit bei Unwettern auch bis zu 40 Liter werden. Am Abend ziehen die Unwetter Richtung Süden und es gebe im Alpenvorland kräftige Gewitter und Starkregen. Immerhin ist in fast allen betroffenen Regionen ab Dienstag mit einer Entspannung der Wetterlage zu rechnen.