In Berlin kommen mehrere hunderttausend Menschen zum Christopher Street Day.
23.07.2023 - 01:15:35Polizei spricht von friedlichem CSD in Berlin. Auf den Straßen wird getanzt. Berlins Regierender Bürgermeister muss sich Buhrufe anhören.
Der Christopher Street Day (CSD) in Berlin ist nach Polizeiangaben friedlich und ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Vereinzelt habe es zwar auch Strafanzeigen gegeben, sagte ein Sprecher. Insgesamt sei der CSD aber ohne nennenswerte Vorfälle geblieben. Bei den Strafanzeigen gehe es teils auch um mögliche homophobe Vorfälle, die nun geprüft werden sollten. Zudem sei es vereinzelt zu Handgreiflichkeiten unter Teilnehmern gekommen.
Auch nach Einschätzung der Veranstalter war es ausgesprochen friedlich. «Uns sind keine Vorfälle bekannt», sagte eine CSD-Sprecherin. In der Nähe der Hauptbühne am Brandenburger Tor sei auch nach Mitternacht noch gefeiert worden, ohne dass es zu Zwischenfällen gekommen sei.
Zur Frage, wie viele Menschen am CSD teilgenommen haben, wollten die Veranstalter keine Zahl nennen. Im vergangenen Jahr hatten sie sich auf etwa 600.000 festgelegt, die Polizei hatte von rund 350.000 gesprochen. «Wir hatten das Gefühl, dass es ähnlich war wie im letzten Jahr, gerade, was die Hauptbühne angeht und den Nollendorfplatz, die neuralgischen Punkte», so die Sprecherin. Es seien in jedem Fall mehrere Hunderttausend gewesen.
Bunt, laut und nicht zu übersehen
In Berlin sind Hunderttausende Menschen auf den Straßen. Der Demonstrationszug mit gut 75 Fahrzeugen und rund 100 Gruppen von oft fantasievoll gekleideten Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu Fuß bewegt sich auf einer 7,4 Kilometer langen Strecke durch mehrere Berliner Stadtteile.
Das Motto lautet «Be their voice - and ours! Für mehr Empathie und Solidarität!». House- und Elektrobeats sind zu hören. Seifenblasen stiegen auf, viele tanzen auf den Straßen und auf den Anhängern der Trucks.
Auch ein ukrainischer Truck beim Demo-Umzug dabei
Am Bundeskanzleramt hängt eine Regenbogenfahne. Regenbogenfarben gibt es aber auch auf dem T-Shirt von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) zu sehen und bei vielen anderen CSD-Teilnehmern. Das Blau-Gelb der ukrainischen Flagge taucht ebenfalls immer wieder auf. Wie schon im vergangenen Jahr ist ein ukrainischer Truck beim Demo-Umzug dabei.
Dass die Bundestagspräsidentin zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner die Eröffnung übernahm, war eine Premiere. Wegner ist gleichzeitig der erste Berliner CDU-Regierungschef, der sich dazu bereit erklärt hatte. Allerdings gab es bei seiner Rede an die queere Community auch etliche Buhrufe.
«Wir wollen den Artikel 3 des Grundgesetzes ändern»
Der CDU-Politiker stellte eine Erweiterung des Artikels 3 im Grundgesetz in Aussicht. «Meine feste Zusage für diesen Berliner Senat ist: Wir wollen den Artikel 3 des Grundgesetzes ändern. Da muss die sexuelle Identität mit rein», sagte er. Laut dem Grundgesetzartikel darf niemand etwa wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung oder seines Glaubens benachteiligt werden.
Bundestagspräsidentin Bas rief dazu auf, sich gegen Diskriminierung zu engagieren: «Wir müssen ein deutliches Zeichen setzen für eine freie, vielfältige, diverse Gesellschaft», sagte sie. Auch in Deutschland nehme die Diskriminierung zu. «Und dagegen müssen wir uns alle wehren und auch gemeinsam dagegen aufstehen und Haltung zeigen.»
Eine halbe Million Teilnehmer
Die Veranstalter hatten für den Demonstrationszug 500.000 Teilnehmer angemeldet. Der Berliner CSD ist damit eine der größten Veranstaltungen der LGBTIQA*-Community in Europa. Die Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Intersexuelle, Queere, Asexuelle und andere.
Bei nicht zu heißem Wetter warfen sich viele CSD-Feiernde in Schale: Sakkos und Krawatten in Regenbogenfarben waren ebenso zu sehen wie weiße Turbane, Frisuren mit ausladendem Blumenschmuck, Glitzer-Hosen oder nackte Oberkörper. Zum Abschluss war ein umfangreiches Bühnenprogramm am Brandenburger Tor geplant - bis in die späten Abendstunden.