Deutschland, Nordrhein-Westfalen

Flugreisen haben Auswirkungen auf die Klimakrise.

21.06.2023 - 13:41:28

Studie: Mehr Turbulenzen bei Flügen. Aber die Klimakrise hat laut einer Studie auch Auswirkungen auf Flugreisen: Am Himmel geht es turbulenter zu.

Wenn der Flieger absackt, rutscht vielen Reisenden das Herz in die Hose. Turbulenzen gehören nicht nur für Menschen mit Flugangst zum unangenehmen Teil von Flugreisen. Wenn Schulkinder in diesen Sommerferien in den Urlaub fliegen, werden sie mit höherer Wahrscheinlichkeit von Turbulenzen durchgerüttelt als diejenigen, die vor einigen Jahrzehnten mit dem Flugzeug unterwegs waren. Das zeigt eine Studie der britischen Universität Reading. Die Wissenschaftler führen den «Turbulenzwandel» auf den Klimawandel zurück.

Die Anfang Juni veröffentlichte Studie konzentriert sich auf Klarluftturbulenzen, die nicht etwa vorhersehbar an Gebirgszügen oder bei Stürmen auftreten, sondern den Flieger im freien Flug «aus heiterem Himmel» erfassen. Ein zentrales Ergebnis: Diese Turbulenzen haben im Untersuchungszeitraum von 1979 bis 2020 zugenommen. Besonders stark war der Anstieg in den mittleren Breiten und hier besonders über den USA sowie dem Nordatlantik. Die Gesamtdauer schwerer Turbulenzen über dem Nordatlantik stieg laut der Studie um 55 Prozent. Mittlere Turbulenzen traten um 37 Prozent, leichte um 17 Prozent länger auf. Es sind aber auch andere Regionen betroffen, etwa Routen über Europa.

Zusammenhang mit Klimawandel schon länger vermutet

Turbulenzen - im Volksmund nicht ganz korrekt auch «Luftlöcher» genannt - entstehen durch Böen, die sich von oben nach unten oder von unten nach oben bewegen. Sie verändern die Anströmung der Tragflächen und damit den Auftrieb: Der Flieger sackt ab oder zieht ruckartig hoch. Einen Zusammenhang der Zunahme von Turbulenzen mit dem Klimawandel hatten die Autoren bereits in früheren Studien hergestellt. Studien-Co-Autor Paul Williams erklärt, in Reiseflughöhe erwärme der Klimawandel das Gebiet südlich des Jetstreams stärker als das Gebiet nördlich davon. Der größere Temperaturunterschied führt zu stärkeren Windscherungen - also scharfen Änderungen der Windrichtung - und somit zu mehr Turbulenzen.

Und die sollen laut den Prognosen bei einem fortschreitenden Klimawandel auch in der Zukunft weiter zunehmen. «Wenn wir mit Supercomputern eine Zukunft simulieren, in der die CO2-Menge in der Atmosphäre doppelt so hoch ist wie in der vorindustriellen Zeit, dann sehen wir etwa doppelt oder sogar dreimal so viele schwere Klarluftturbulenzen», erklärt Williams. «Jede zusätzliche Menge CO2 in der Atmosphäre bedeutet einen stärkeren Temperaturunterschied im Jetstream, was eine stärkere Windscherung bedeutet, was wiederum mehr Klarluftturbulenzen bedeutet.»

Turbulenzen sind unangenehm für Passagiere, noch stärker aber für die Crew, die in der Zeit durch die Kabine gehen müsse, betont Patrick Vrancken vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Außerdem bedeuteten sie Stress für die Piloten. Bei schweren Turbulenzen besteht Verletzungsgefahr. So wurden Anfang März insgesamt 27 Menschen an Bord zweier Maschinen von Lufthansa und Condor verletzt. Immerhin: «Strukturell sind Flugzeuge seit Jahrzehnten hinreichend stark gebaut», sagt Vrancken. «Auch eine Zunahme um einige Prozent der Turbulenzintensität würde hieran nichts ändern.»

Entwicklung mit hohen Kosten verbunden

Laut den Studienautoren kosten Turbulenzen die Branche allein in den USA jährlich 150 bis 500 Millionen Dollar. Die Kosten entstehen demnach durch zusätzliche Ermüdung der Flugzeugkabine, durch Wartungsarbeiten, gelegentliche Schäden am Flugzeug oder durch die Behandlung von Verletzungen bei Crew und Passagieren. Turbulenzen sorgen zudem für noch mehr Emissionen - dabei tragen Flugreisen ohnehin erheblich zur Klimakrise bei. Es geht es nicht nur um den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid. Auch die in großen Höhen beim Verbrennen von Kerosin entstehenden Stickoxide, Aerosole und Wasserdampf tragen laut dem Umweltbundesamt zur Erwärmung der Atmosphäre bei. Fliegen ist demnach die klimaschädlichste Art sich fortzubewegen.

In der Luftfahrtindustrie wird laut Patrick Vrancken vom DLR bereits seit vielen Jahren auf die zunehmenden Turbulenzen reagiert. Vor allem werde an der Verbesserung der Vorhersage gearbeitet. So arbeiten Forscher des DLR an einer Methode, die Turbulenzen einige hundert Meter im Voraus erkennt und dem Bordcomputer erlaubt, automatisch gegenzusteuern.

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Warum entgleiste die Straßenbahn in Düsseldorf?. Bei der Räumung der Unfallstelle geht es unterdessen voran. Technisches oder menschliches Versagen? Nach dem Straßenbahnunfall in Düsseldorf werden Fahrdaten ausgewertet. (Unterhaltung, 26.11.2025 - 20:11) weiterlesen...

Mord in Modeketten-Filiale: Mitarbeiter muss in Psychiatrie. Was hinter der Tat steckt. Ein Mann tötet seine Chefin mit 26 Messerstichen – jetzt ordnet das Landgericht Krefeld die dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie an. (Unterhaltung, 26.11.2025 - 11:29) weiterlesen...

«Benzin für unsere Entwicklung» und Peps «Versagen». Wie Hjulmand und sein Team den Favoriten schocken und was jetzt zählt. Leverkusen trotzt Manchester City, Reisepannen und Personalausfällen – und tanzt Humba im Stadion. (Sport, 26.11.2025 - 08:03) weiterlesen...

Straßenbahn in Düsseldorf entgleist - 13 Verletzte. Am Abend gab es eine gute Nachricht für Fahrgäste. War es technisches oder menschliches Versagen? Nach dem Straßenbahnunfall in Düsseldorf werden Fahrdaten ausgewertet. (Unterhaltung, 26.11.2025 - 07:30) weiterlesen...

Leverkusen düpiert Guardiolas B-Elf: «Wunderschön». Während Pep Guardiola Haaland und Co. zunächst schont, nutzt die Werkself ihre Chance eiskalt und zeigt dann echten Kampfgeist. Das erste Mal treffen Bayer Leverkusen und Manchester City aufeinander. (Politik, 25.11.2025 - 23:15) weiterlesen...

BVB im Glück: Klarer Sieg und Guirassy-Tore fürs Gemüt. Das klare 4:0 gegen Villarreal beruhigt die Gemüter in Dortmund. Serhou Guirassy trifft nach Flaute doppelt, Karim Adeyemi erneut – und der BVB profitiert von einer umstrittenen Roten Karte. (Politik, 25.11.2025 - 23:01) weiterlesen...