Etwa 30 Stunden lang wird in Berlin und Brandenburg nach einer Löwin gesucht, Dutzende Polizisten sind beteiligt.
21.07.2023 - 14:31:38Polizei gibt Entwarnung: Keine Hinweise auf Löwin. Nun gibt die Polizei Entwarnung. Viele Fragen sind aber immer noch offen.
Die gesuchte Löwin ist möglicherweise ein Wildschwein: Die Polizei hat nach der Suche nach einem Raubtier an der südwestlichen Stadtgrenze Berlins Entwarnung gegeben.
«Nach allem menschlichen Ermessen gehen wir davon aus, dass es keine Löwin ist», sagte Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD). «Es besteht keine akute Gefährdungslage.» Die Bevölkerung war am Donnerstag gewarnt geworden, wachsam zu sein.
Nach dem Durchforsten eines Waldstückes an der Grenze von Brandenburg nach Berlin könne man ziemlich sicher sagen: «Heute am 21. Juli befindet sich dort kein Wildtier», sagte der Bürgermeister. Es habe keinen Hinweis auf ein gerissenes Tier oder eine Löwin gegeben. «Außer Wildschweinen ist uns nichts begegnet.» Alle Hinweise führten ins Leere. Nun werde der Einsatz auf ein «ganz normales Programm» gefahren. Der Einsatzleiter der Polizei für den Raum Kleinmachnow, Peter Foitzik, sagte, auch Meldungen von Bürgern hätten keine Hinweise auf ein Wildtier gegeben.
Bürgermeister verteidigt die großangelegte Suche
Experten gingen nach der Analyse der Bilder aus einem Video nicht mehr von einem Raubtier aus. Das sagte Bürgermeister Grubert. Der zertifizierte Spurenleser Georg Messerer habe durch zwei unabhängige Experten Körperform und Haltung des auf dem Video abgebildeten Tieres analysieren lassen. Einer der Experten stammt aus Südafrika, wo zahlreiche Löwen leben. «Beide kamen zu dem Schluss, dass es sich keinesfalls um einen Löwen handelt.» Zum Beispiel habe der Verlauf des Rückens des im Video abgebildeten Tieres Erkenntnisse dazu gebracht. «Da gibt es einige Anhaltspunkte, dass man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen kann, dass das Tier, was auf dem Bild zu sehen ist, gen Wildschwein tendiert», so Grubert. Nun werden auch Spuren wie Kot und Haarproben noch untersucht. Mit dem Ergebnis rechnet der Bürgermeister am Samstag.
Der Bürgermeister verteidigte die großangelegte Suche nach einer mutmaßlichen Löwin. «Die Gefährdungslage war so, dass der Einsatz der Polizei gerechtfertigt war», sagte er. Für die Gemeinde seien nicht viele Kosten angefallen, das sehe bei der Polizei anders aus. Zur Höhe der Kosten bei der Polizei gab es zunächst keine näheren Angaben. Einsatzleiter Foitzik nannte den Einsatz verhältnismäßig. Nach der ersten Einschätzung habe nicht ausgeschlossen werden können, dass es sich um eine Löwin handelt. «Alle Hinweise sind nicht bestätigt worden und deswegen ist diese Gefahrenlage beendet.»
Auch Veterinärmediziner und Berliner Stadtjäger waren im Einsatz
Bereits zuvor hatten sich die Zweifel an der Löwen-Theorie gehäuft. Mehrere Experten hatten ihre Skepsis geäußert, etwa der Berliner Wildtierexperte Derk Ehlert. Er sagte dem RBB-Inforadio, dass er auf dem Video lediglich zwei Wildschweine von links nach rechts laufen sehe. An der Suche beteiligt waren neben Dutzenden Polizisten auch Veterinärmediziner und der Berliner Stadtjäger. Erneute vermeintliche Sichtungen des gesuchten Raubtiers und Hinweise aus der Bevölkerung erwiesen sich aber als falsch.
Zu Beginn der Suche hieß es noch, die Löwin sei gesehen worden, wie sie ein Wildschwein erlegte. Doch auch die Überreste dieses Tiers konnten nicht gefunden werden. «Ich jage zufällig in der Region selbst und ich weiß, dass die Jäger dort sehr gute Hunde haben. Es ist völlig undenkbar, dass die Hunde nichts gefunden haben, wenn dort tatsächlich ein Wildschwein zerlegt wurde», sagte Achim Gruber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierpathologie in Berlin, der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn dort eine Löwin ein Wildschwein zerkaut hätte, dann hätten die Hunde etwas gefunden.» Der Experte hielt den Suchaufwand ebenfalls für gerechtfertigt.