Eine Zwangsräumung läuft aus dem Ruder.
23.01.2024 - 16:57:26Ex-Soldat widersetzt sich Zwangsräumung: Waffen im Haus?. Der Bewohner, ein früherer Soldat, will sein Haus nicht verlassen und droht damit, Feuer zu legen. Verhandlungen und stundenlanges Warten folgen.
Es ist ein ganz normales Wohnviertel. Aber das Haus sieht heruntergekommen aus, Drohnen surren permanent durch die Luft und über das Gebäude. Auf dem Dach liegt Tannenreisig, die Rolläden an den Fenstern sind heruntergelassen.
Ein 62-jähriger Ex-Soldat verschanzt sich über Stunden in seinem Haus in Unterkirnach (Schwarzwald-Baar-Kreis). Ihm droht die Zwangsräumung. Zuvor war der Gerichtsvollzieher angerückt, dann eskaliert die Lage. Der Mann droht damit, Feuer zu legen und das Gebäude niederzubrennen. Die Polizei fährt mit einem Großaufgebot zum Ort des Geschehens.
Waffen und Sprengstoff als Gefahr
Später teilt die Polizei mit, dass mehrere Lang- und Kurzwaffen auf den Mann angemeldet sind. Zudem sei er im Besitz einer Sprengstofferlaubnis und war Mitglied in einem Schützenverein. Als Soldat habe er keiner Spezialeinheit angehört. Erkenntnisse, dass er der Szene sogenannter Reichsbürger zuzuordnen sei, gebe es nicht. «Reichsbürger» sind Menschen, die die Bundesrepublik und ihre demokratischen Strukturen nicht anerkennen.
Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass Waffen und eine geringe Menge Sprengstoff in dem Haus des 62-Jährigen seien, berichtet ein Polizeisprecher vor Ort. Die Bewohner der angrenzenden Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften werden in Sicherheit gebracht. Wieviele Personen ihre Häuser verlassen müssen, wird nicht mitgeteilt. Das Haus des 62-Jährigen wird weiträumig abgesperrt.
Beamte der Polizei Rottweil verhandeln mit dem 62-Jährigen und versuchen, ihn zum Aufgeben zu bewegen. Stundenlang tut sich nichts. Die Bevölkerung wird aufgerufen, die Straße, in der sich das Ganze abspielt, zu meiden. Polizei und SEK-Kräfte haben sich zwischenzeitlich zurückgezogen. Gespannte Ruhe.
Behälter vor Haus gesichert
Das Spezialeinsatzkommando stellt später vor der Haustüre des verschanzten Manns einen Behälter sicher. Dabei wurde ein Roboter eingesetzt, wie eine Pressesprecherin der Polizei der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Über den Inhalt der Box, die der Mann vor die Türe gestellt habe, gibt es zunächst keine weiteren Informationen.
Polizei spricht von statischer Lage
Der Einsatz läuft den Angaben zufolge seit dem Morgen. Wie lange es noch dauert, ist zunächst unklar. Die Lage sei statisch, erklärte der Polizeisprecher. «Es kann noch fünf Stunden dauern oder in den nächsten fünf Minuten vorbei sein.» Die Polizei hat inzwischen eine Art Basislager errichtet, in dem die dunkel behelmten Beamten in voller Ausrüstung auf einen möglichen Einsatz warten. Rettungsfahrzeuge und die Feuerwehr sind ebenfalls vor Ort.
Zum weiteren Hintergrund oder den konkreten Motiven des Mannes ist nach Worten des Polizeisprechers noch nichts bekannt. Bei Zwangsräumungen sei die Polizei wegen der möglichen Risiken oftmals von Anfang an dabei, so auch in diesem Fall. Nach Erkenntnissen über den möglichen Waffenbesitz des 62-Jährigen und wegen dessen Drohungen habe man sich dann aber zu einem Großeinsatz entschlossen.
Unterkirnach liegt im Südschwarzwald, rund acht Kilometer von der nächsten größeren Stadt Villingen-Schwenningen entfernt. Nach Angaben der Gemeinde leben rund 2600 Menschen dort.