Deutschland, Nordrhein-Westfalen

Ein Apotheker aus NRW ist vom Landgericht Essen wegen des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz in mehr als 14.500 Fällen verurteilt worden.

22.08.2023 - 12:07:07

Unterdosierte Krebsmedizin: Apotheker scheitert in Karlsruhe. Gegen das Urteil wollte er vorgehen - und scheiterte.

Ein wegen gepanschter Krebsmedikamente zu zwölf Jahren Haft und lebenslangem Berufsverbot verurteilter Apotheker aus Nordrhein-Westfalen ist mit einer Verfassungsbeschwerde gescheitert. Das Bundesverfassungsgericht nahm diese nach Angaben vom Dienstag nicht zur Entscheidung an. Die dritte Kammer des Zweiten Senats in Karlsruhe sah keine Grundrechtsverletzung.

Der Mann hatte gegen ein Urteil des Landgerichts Essen und die Verwerfung seiner Revision durch den Bundesgerichtshof vorgehen wollen. Das Landgericht hatte ihn vor fünf Jahren wegen Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz in mehr als 14.500 Fällen verurteilt. Von 2012 bis 2016 hatte er demnach unterdosierte Arzneimittel hergestellt oder Mitarbeiter entsprechend angewiesen. Unter anderem bei Krankenkassen rechnete er das so ab, als habe er die Medikamente ordnungsgemäß dosiert. Mit dem Bottroper Apothekerskandal hat sich auch schon der nordrhein-westfälische Landtag beschäftigt.

Mit seiner Verfassungsbeschwerde rügte der Kläger insbesondere eine Verletzung des Schuldgrundsatzes. Aus den Entscheidungsgründen gehe nicht hervor, in welchen konkreten Fällen er unterdosierte Zubereitungen hergestellt habe und für welche Patienten diese bestimmt gewesen seien. Zudem habe das Landgericht den Mann allein aufgrund einer unspezifischen Veranlassung, Kenntnis und Billigung von Straftaten nachgeordneter Mitarbeiter als Täter verurteilt.

Das Verfassungsgericht erklärte allerdings, die Strafkammer habe zwar nach Ausschöpfung der Aufklärungsmöglichkeiten nicht sicher feststellen können, welche von insgesamt 28.285 hergestellten Arzneimittelzubereitungen unterdosiert waren. Sie habe aber feststellen können, dass und wie viele Unterdosierungen es bei den Zubereitungen mit dem jeweiligen Wirkstoff mindestens gegeben hatte.

Auch bei der Verurteilung des Mannes als Täter in Fällen, in denen Mitarbeiter die Medikamente nach seinen Vorgaben hergestellt hatten, gebe es keine verfassungsrechtlichen Bedenken. Das Landgericht habe ausreichende Feststellungen zur organisatorischen Hoheit und dem Motiv des Beschwerdeführers getroffen. «Beides lässt in hinreichendem Maße auf eine vom Täterwillen getragene Tatherrschaft schließen.»

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, teilte mit: «Rechtlich ist der Pharmaskandal damit abgeschlossen. Doch viele Tausend Patientinnen und Patienten waren von den 28.285 individuell zubereiteten Arzneimitteln betroffen.» Betroffene und Angehörigen schmerze es bis heute, dass unklar bleibt, welche der krebskranken Menschen von der Tat besonders hart getroffen waren.

Die Länder müssten mehr unternehmen, um bei den wenigen Hundert Spezialapotheken besonders hinzuschauen, forderte Brysch. «Die Amtsapothekerinnen und Amtsapotheker sind damit überfordert», erklärte er weiter. «Auch geht es um den am stärksten wachsenden Milliardenmarkt. Transparenz ist hier überfällig.»

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Warum entgleiste die Straßenbahn in Düsseldorf?. Bei der Räumung der Unfallstelle geht es unterdessen voran. Technisches oder menschliches Versagen? Nach dem Straßenbahnunfall in Düsseldorf werden Fahrdaten ausgewertet. (Unterhaltung, 26.11.2025 - 20:11) weiterlesen...

Mord in Modeketten-Filiale: Mitarbeiter muss in Psychiatrie. Was hinter der Tat steckt. Ein Mann tötet seine Chefin mit 26 Messerstichen – jetzt ordnet das Landgericht Krefeld die dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie an. (Unterhaltung, 26.11.2025 - 11:29) weiterlesen...

«Benzin für unsere Entwicklung» und Peps «Versagen». Wie Hjulmand und sein Team den Favoriten schocken und was jetzt zählt. Leverkusen trotzt Manchester City, Reisepannen und Personalausfällen – und tanzt Humba im Stadion. (Sport, 26.11.2025 - 08:03) weiterlesen...

Straßenbahn in Düsseldorf entgleist - 13 Verletzte. Am Abend gab es eine gute Nachricht für Fahrgäste. War es technisches oder menschliches Versagen? Nach dem Straßenbahnunfall in Düsseldorf werden Fahrdaten ausgewertet. (Unterhaltung, 26.11.2025 - 07:30) weiterlesen...

Leverkusen düpiert Guardiolas B-Elf: «Wunderschön». Während Pep Guardiola Haaland und Co. zunächst schont, nutzt die Werkself ihre Chance eiskalt und zeigt dann echten Kampfgeist. Das erste Mal treffen Bayer Leverkusen und Manchester City aufeinander. (Politik, 25.11.2025 - 23:15) weiterlesen...

BVB im Glück: Klarer Sieg und Guirassy-Tore fürs Gemüt. Das klare 4:0 gegen Villarreal beruhigt die Gemüter in Dortmund. Serhou Guirassy trifft nach Flaute doppelt, Karim Adeyemi erneut – und der BVB profitiert von einer umstrittenen Roten Karte. (Politik, 25.11.2025 - 23:01) weiterlesen...