Drohnen, Lastentransport

Drohnen werden am Mount Everest nicht nur für Messungen und fürs Filmen genutzt.

03.06.2025 - 08:40:36

Drohnen übernehmen Lastentransport am Everest. Auch bei Müllbeseitigung und Lastentransport sind sie nützlich. Die Arbeit der Sherpas soll dadurch sicherer werden.

  • Drohnen sollen helfen, die Sicherheit am Everest zu erhöhen. - Foto: Khimlal Gautam /dpa

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  • Der Gipfel des Everest zieht Bergsteiger aus aller Welt magisch an - trotz zahlreicher Gefahren. - Foto: Kunga Sherpa/AP/dpa

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  • Im Everest Basislager warten Bergsteiger auf eine gute Gelegenheit zum Aufstieg. - Foto: Pasang Rinzee Sherpa/ap/dpa

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Drohnen sollen helfen, die Sicherheit am Everest zu erhöhen. - Foto: Khimlal Gautam /dpaDer Gipfel des Everest zieht Bergsteiger aus aller Welt magisch an - trotz zahlreicher Gefahren. - Foto: Kunga Sherpa/AP/dpaIm Everest Basislager warten Bergsteiger auf eine gute Gelegenheit zum Aufstieg. - Foto: Pasang Rinzee Sherpa/ap/dpa

Ob für Filmaufnahmen, die Gletscherbeobachtung oder Messungen – Drohnen sind, wie in anderen Hochgebirgen auch, im Himalaya nicht mehr wegzudenken. Am 8.849 Meter hohen Mount Everest werden unbemannte Luftfahrzeuge inzwischen auch für die Müllbeseitigung und das Lastentragen eingesetzt. Sie sollen helfen, den höchsten Berg der Erde wieder sauberer, die Arbeit der Bergführer aus dem Volk der Sherpa und der Träger leichter sowie generell das Klettern in dünner Luft, Eis und Schnee sicherer zu machen.

«Unsere Drohnen werden genutzt, um Leiter, Zelte, Seile und Sauerstoffflaschen zu tragen», sagt Raj Bikram Maharjan, Chef des Unternehmens Airlift Technology, in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. «Arbeiten, für die Sherpas sonst sieben Stunden brauchten, dauern jetzt sieben Minuten. Es ist viel leichter.»

Die zwei in China entwickelten Frachtdrohnen des Modells FlyCart 30 fliegen zwischen dem Basislager und dem in über 6.000 Meter gelegenen Camp 1. Damit unterstützen sie die Sherpa-Teams, die jedes Jahr in der Hauptsaison im Frühjahr oder im Herbst hunderte Bergsteiger aus aller Welt bei dem teuer bezahlten Versuch helfen, den Everest-Gipfel zu erreichen.

Sicherer Transport

Der Vorteil: Durch den Drohneneinsatz reduziert sich die Zahl der benötigten Trips durch den berühmt-berüchtigten Khumbu-Eisbruch. Diese Zone mit ihren Eistürmen und Gletscherspalten oberhalb des Basislagers gilt als eine der gefährlichsten Passagen auf nepalesischer Seite und muss von Bergsteigern beim Aufstieg überwunden werden. Die meisten von ihnen schaffen es nur, weil zuvor einheimische Spezialisten eine möglichst sichere Route gefunden und diese mit Leitern und Seilen passierbar gemacht haben.

Eingeführt wurden die Drohnen dank einer Partnerschaft zwischen der Gemeinde Khumbu Pasang Lhamu und dem chinesischen Hersteller DJI. Ursprünglich waren sie nur für die Müllentsorgung gedacht. Nach einer erfolgreichen Testphase im Frühjahr 2024 wurden sie dann von Airlift übernommen. 

Unterstützung des Drohnenbetriebs

Die Gemeinde unterstützt nach wie vor den Drohnenbetrieb zusammen mit dem Sagarmatha-Umweltschutz-Komitee. Es sorgt dafür, dass die Route durch den Khumbu-Gletscher begehbar ist und der Müll am Everest beseitigt wird. «Seit dem Pilotprojekt haben wir Hunderte von Kilogramm Müll vom Everest und Ama Dablam heruntergebracht», sagt der Bürgermeister der Gemeinde, Mingma Chhiri Sherpa. Der 6.812 Meter hohe Ama Dablam befindet sich in der Nähe des Everest.

Eine Drohne kann nach Angaben von DJI bis zu 40 Kilogramm Ladung neun Minuten lang durch die Luft transportieren, wenn die Energieversorgung durch eine Batterie sichergestellt ist - und 30 Kilogramm in 18 Minuten mit zwei Batterien. Die Leistung fällt zwar deutlich in höheren Lagen, doch die Zahl der Drohneneinsätze steigt. 

In der Hauptsaison vor einem Jahr brachten die Drohnen bereits Sauerstoffflaschen zum Camp 1 und kehrten mit Müll zurück. In diesem Jahr wurden sie auch benutzt, um den Khumbu-Eisbruch zu erfassen und neue Routen zu finden. «Wir können jetzt eine 3D-Kartierung vornehmen, um herauszufinden, wo sich Spalten befinden und wie tief sie sind», sagt Maharjan.

Gefährlicher Aufstieg

Die Einrichtung von Fixseilen und das Tragen schwerer Lasten kann sich auch für erfahrene Sherpas als gefährlich erweisen. Zwischen der Everest-Erstbesteigung 1953 und 2024 verloren nach Angaben der Organisation Himalayan Database 227 Menschen auf der Südseite des höchsten Bergs in Nepal ihr Leben. Ein Drittel von ihnen starb demnach in und um den Khumbu-Eisbruch. Die meisten Toten waren Sherpas.

Es gibt die Besorgnis, der Einsatz von Drohnen könnte sich negativ auf die Beschäftigung der Sherpas auswirken. Auch die Betreiber hätten sich darüber Gedanken gemacht, sagt Maharjan. «Doch die Sherpas sind sehr glücklich damit. Wegen der natürlichen Gefahren wollen viele nicht im Khumbu-Eisbruch arbeiten. Sie sind froh, dass die Arbeit von Drohnen gemacht werden kann.»

Leiser als Helikopter

Den deutschen Bergsteiger Jost Kobusch stören Drohnen deutlich weniger als Helikopter, aus denen auch gefilmt wird. «Die Frage ist ja, muss man unbedingt fliegen? Ich persönlich würde sagen, in diesem speziellen Einsatzfeld ist es vermutlich besser, Drohnen einzusetzen.» Gerade die Everest-Region sei intensiv mit dem Lärm von Helikoptern belastet. «Das ist wie bei einer Autobahn, wenn die Helikopter in zwei Schienen hoch- und runterfliegen.» Wenn eine Drohne hoch genug fliege, höre man sie nicht mehr. Als Profi würde er solche Mittel trotzdem nicht einsetzen, betont Kobusch, der zuletzt im Winter auf einer riskanten Solo-Tour am Everest unterwegs war.

Esel und Yaks

Jahrzehntelang hingen Bergsteiger beim Marsch durch das schwierige Himalaya-Gelände von traditionellen Formen des Transports ab. Weiter unten wurden die Lasten von menschlichen Trägern oder Eseln getragen. In höheren Lagen bis zum Basislager waren es vor allem Yaks - eine in Hochasien lebende Rinderart -, die die Arbeit übernahmen. Trotz der zunehmenden Nutzung von Hubschraubern hat dieses ältere Transportsystem bis heute überlebt. Das liegt auch daran, dass der Lufttransport einigen Restriktionen unterliegt. Zudem gibt es Widerstand in einigen Gemeinden.

«Helle Zukunft für Drohnen»

Doch auch Expeditionsveranstalter begrüßen die Entwicklung. Die Drohnen seien bedeutungsvoll, weil sie helfen könnten, Leben zu retten, sagt der Veranstalter Lukas Furtenbach. «Durch jede Last, die sie nach oben schleppen können, verringert sich für Arbeitskräfte das Hin und Her durch den gefährlichen Khumbu-Eisbruch.» Auch würden Sherpas bei ihnen das gleiche Entgelt erhalten, selbst wenn Drohnen regelmäßig benutzt würden.

Dennoch, die hohen Kosten beschränken bisher den Zugang zu dieser Technologie. Bei Anschaffungskosten von rund 50.000 Dollar pro Drohne könnten kleinere Ausrüster zurückschrecken, sagt Maharjan. Der Unternehmer rechnet dennoch mit einem Drohnen-Boom. «Drohnen haben eine helle Zukunft am Everest und für den Rest des Himalaya.»

@ dpa.de