Taucher, Sechsjährigen

Der vermisste Junge in Weilburg scheint weiterhin wie vom Erdboden verschluckt, auch Taucher werden nicht fündig.

28.03.2025 - 17:59:58

Taucher finden Sechsjährigen nicht - weitere Suche an Land

Die Ungewissheit über das Schicksal des kleinen Pawlos bleibt: Auch Spezialtaucher von Polizei und Feuerwehr haben in der Lahn keinerlei Hinweise auf das Kind gefunden. Schon seit Dienstagmittag wird der Sechsjährige vermisst. An diesem Wochenende soll die Suche nach dem Kind an Land weitergehen - eine zweistellige Zahl an Einsatzkräften der Polizeidirektion Limburg-Weilburg sowie aus dem gesamten westhessischen Raum werde sich daran beteiligen, sagt eine Polizeisprecherin. Man gehe weiter davon aus, Pawlos lebend zu finden. 

Der Einsatz der spezialisierten Taucher sei eine der Maßnahmen gewesen, die in Vermisstenfällen getroffen werde, erklärt die Sprecherin. Seit dem Vormittag hatten sie den Fluss Lahn in der mittelhessischen Stadt auf einer Strecke von mehreren hundert Metern intensiv abgesucht. Im Einsatz seien zehn Taucher und 30 weitere Einsatzkräfte gewesen, sagt Weilburgs Bürgermeister Johannes Hanisch (CDU).

Keine Hinweise bei Taucher-Suche

«Leider haben sich hier auch keine neuen Hinweise ergeben», so die Polizeisprecherin. «Nichtsdestotrotz haben wir unsere Ermittlerinnen und Ermittler auch weiter im Einsatz, die den Hinweisen nachgehen.» Auch die Familie des Kindes werde von Kontaktbeamten weiterhin sehr intensiv betreut. Man werde auch weiteren Hinweisen nachgehen und auch Videoauswertungen weiter prüfen. Auch die bundesweite Fahndung nach dem Kind werde aufrechterhalten. 

Vom gegenüberliegenden Ufer der Lahn aus hatten den Tag über mehrere Dutzende Menschen den Einsatz der Taucher verfolgt, darunter auch Anwohner und Angehörige. «Wir hoffen einfach, dass wir ihn lebend finden», sagt eine junge Frau, nach eigenen Angaben eine Familienangehörige des Jungen. Sie sei extra aus der Schweiz angereist. Es sei schlimm, dass man nur abwarten und kaum helfen könne.

In der Nähe des Flusses war der laut offiziellen Angaben «autistisch veranlagte» Junge, der das Wasser liebe, zuletzt gesehen worden. Die Lahn schlängelt sich durch die 13.000-Einwohner-Stadt, ist umgeben von unendlich vielen Bäumen, Büschen, Sträuchern, Felsvorsprüngen und Felsnischen - ein komplexes Terrain für die Einsatzkräfte. Von einem Verbrechen gehen die Ermittler weiterhin nicht aus.

Neues letztes Lebenszeichen

Ein Polizeisprecher sagt an diesem Tag vier der Suche: «Wir setzen alles daran, den Jungen lebend zu finden. Aber wir können natürlich nichts ausschließen.» Derweil gibt es eine neue Entwicklung: Es gibt ein Video, das laut Polizei «mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit» Pawlos zeigt. Es sei zu sehen, wie ein Junge auf einer stark befahrenen Straße stehe. Neben ihm sei ein Verkehrsteilnehmer zu erkennen, der ihn von der Fahrbahn begleite. Es ist bislang das letzte Lebenszeichen des Jungen. 

Der Sechsjährige besuchte eine Förderschule in der Stadt, am Dienstagmittag lief er ohne ersichtlichen Grund davon. Kurz darauf sah ihn ein Passant an dem kleinen Bahnhof nahe der Lahn, nur wenige hundert Meter von der Schule entfernt. Dort endet auch die von den Spürhunden aufgenommene Spur. Und nun das Video: Die Polizei geht davon aus, dass es bald nach der Sichtung am Bahnhof aufgenommen wurde, und zwar ebenfalls nahe der Lahn, wo die Taucher am Freitag im Einsatz sind. Pawlos ist laut Polizeiangaben räumlich nicht orientiert und sehr schreckhaft. 

Bunte Luftballons

Nach ihm wurde mit einem Großaufgebot gesucht. Hunderte Einsatzkräfte sowie Rettungshunde, Reiterstaffel, Boote, Hubschrauber - alles war in den vergangenen Tagen im Einsatz. In der Innenstadt wurde ein Tonband abgespielt, auf dem Pawlos Mutter nach ihm ruft. Verteilt in der Stadt sind immer noch bunte Luftballons zu sehen, aufgehängt in der Hoffnung, ihr Anblick könnte Pawlos aus einem Versteck locken. 

Die Bürgerinnen und Bürger des Städtchens in Mittelhessen sind bewegt von dem Verschwinden des Jungen. Sie schauten in ihren Kellern und Gartenhäuschen nach, Reiter hielten bei ihren Ausritten Ausblick nach dem Jungen, bei der Polizei gingen etliche Hinweise auf mögliche Verstecke in Weilburg und der Umgebung ein. Das zeige die große Anteilnahme der Bevölkerung, sagt ein Polizeisprecher.

Wie kann das passieren?

Dass Pawlos schon so lange verschwunden ist, macht auch den Bewohnern Weilburgs Sorgen. «Er muss sich ja auch selbst versorgen», sagt Katharina Beck, die während ihrer Mittagspause am Lahnufer steht, selbst dreifache Mutter ist und zu den Tauchern schaut. Wie «in einem Wimmelbild» halte sie zudem Augen und Ohren offen. Als Elternteil mache sie sich auch Gedanken, wie so etwas überhaupt passieren könne. «Es ist mir unerklärlich, wie ein Kind aus der Schule weglaufen kann.» Laut Informationen des Kultusministeriums sind Förderschulen keine abgeschlossenen Anstalten.

@ dpa.de