Der vermisste Junge in Weilburg scheint weiterhin wie vom Erdboden verschluckt, auch Taucher werden nicht fündig.
28.03.2025 - 16:05:50Suche nach Pawlos: Auch Taucher finden keine Hinweise
Die Ungewissheit über das Schicksal des kleinen Pawlos bleibt: Auch Spezialtaucher von Polizei und Feuerwehr haben in der Lahn keinerlei Hinweise auf das Kind gefunden. Schon seit Dienstagmittag wird der Sechsjährige vermisst.
Vom gegenüberliegenden Ufer aus verfolgten mehrere Dutzende Menschen den Einsatz der Taucher, darunter auch Anwohner und Angehörige. «Wir hoffen einfach, dass wir ihn lebend finden», sagt eine junge Frau, nach eigenen Angaben eine Familienangehörige des Jungen. Sie sei extra aus der Schweiz angereist. Es sei schlimm, dass man nur abwarten und kaum helfen könne.
In der Nähe des Flusses war der laut offiziellen Angaben «autistisch veranlagte» Junge, der das Wasser liebe, zuletzt gesehen worden. Die Lahn schlängelt sich durch die 13.000-Einwohner-Stadt, ist umgeben von unendlich vielen Bäumen, Büschen, Sträuchern, Felsvorsprüngen und Felsnischen - ein komplexes Terrain für die Einsatzkräfte. Von einem Verbrechen gehen die Ermittler weiterhin nicht aus.
Neues letztes Lebenszeichen
«Wir setzen alles daran, den Jungen lebend zu finden. Aber wir können natürlich nichts ausschließen», sagt an diesem Tag vier der Suche ein Polizeisprecher. Am Mittag wird bekannt: Bislang haben die Taucher nichts gefunden. Doch immerhin gibt es eine neue Entwicklung: Es gibt ein Video, das laut Polizei «mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit» Pawlos zeigt. Es sei zu sehen, wie ein Junge auf einer stark befahrenen Straße stehe. Neben ihm sei ein Verkehrsteilnehmer zu erkennen, der ihn von der Fahrbahn begleite. Es ist bislang das letzte Lebenszeichen des Jungen.
Der Sechsjährige besuchte eine Förderschule in der Stadt, am Dienstagmittag lief er ohne ersichtlichen Grund davon. Kurz darauf sah ihn ein Passant an dem kleinen Bahnhof nahe der Lahn, nur wenige hundert Meter von der Schule entfernt. Dort endet auch die von den Spürhunden aufgenommene Spur. Und nun das Video: Die Polizei geht davon aus, dass es bald nach der Sichtung am Bahnhof aufgenommen wurde, und zwar ebenfalls nahe der Lahn, wo die Taucher am Freitag im Einsatz sind. Pawlos ist laut Polizeiangaben räumlich nicht orientiert und sehr schreckhaft.
Bunte Luftballons
Nach ihm wurde mit einem Großaufgebot gesucht. Hunderte Einsatzkräfte sowie Rettungshunde, Reiterstaffel, Boote, Hubschrauber - alles war in den vergangenen Tagen im Einsatz. In der Innenstadt wurde ein Tonband abgespielt, auf dem Pawlos Mutter nach ihm ruft. Verteilt in der Stadt sind immer noch bunte Luftballons zu sehen, aufgehängt in der Hoffnung, ihr Anblick könnte Pawlos aus einem Versteck locken.
Die Bürgerinnen und Bürger des Städtchens in Mittelhessen sind bewegt von dem Verschwinden des Jungen. Sie schauten in ihren Kellern und Gartenhäuschen nach, Reiter hielten bei ihren Ausritten Ausblick nach dem Jungen, bei der Polizei gingen etliche Hinweise auf mögliche Verstecke in Weilburg und der Umgebung ein. Das zeige die große Anteilnahme der Bevölkerung, sagt ein Polizeisprecher.
Wie kann das passieren?
Dass Pawlos schon so lange verschwunden ist, macht den Bewohnern ebenfalls Sorgen. «Er muss sich ja auch selbst versorgen», sagt die Weilburgerin Katharina Beck besorgt, die während ihrer Mittagspause am Lahnufer steht und zu den Tauchern schaut. Wie «in einem Wimmelbild» halte sie zudem Augen und Ohren offen. Als Elternteil mache sie sich auch Gedanken, wie so etwas überhaupt passieren könne. «Es ist mir unerklärlich, wie ein Kind aus der Schule weglaufen kann.» Laut Informationen des Kultusministeriums sind Förderschulen keine abgeschlossenen Anstalten.