Trotz Narben getröstet mit hoffnungsvollem Blick in die Zukunft schauen / Buchpreis Familienroman ehrt autobiografische Erzählung von Yannic Han Biao Federer
06.10.2025 - 08:00:00Trotz Narben getröstet mit hoffnungsvollem Blick in die Zukunft schauen / Buchpreis Familienroman ehrt autobiografische Erzählung von Yannic Han Biao Federer. Ravensburg/Köln/Berlin - Mit dem Buchpreis Familienroman 2025 der Stiftung Ravensburger Verlag wird der in Köln lebende Autor Yannic Han Biao Federer für seine Erzählung "Für immer seh ich dich wieder" ausgezeichnet. Der autobiografische Roman handelt von einem Paar, das sein Kind wenige Wochen vor dem Geburtstermin verliert. Die mit 15.000 Euro dotierte Ehrung bekommt der 39-jährige Schriftsteller, Dramatiker, Essayist und Hörfunkautor am 24. November 2025 überreicht. An dem Festakt in Berlin wird auch der Leuchtturmpreis Ehrenamt an den Verein related e. V. aus Neukölln verliehen, der sich für Bildungsgerechtigkeit einsetzt. Ein Sonderpreis geht an die Bildungsstätte Anne Frank aus Frankfurt am Main.
Yannic Han Biao Federer wurde 1986 im südbadischen Breisach als Sohn eines chinesischen Indonesiers und einer Deutschen geboren. Er studierte Germanistik und Romanistik in Bonn, Florenz und Oxford. Mit dem Roman "Und alles wie aus Pappmaché" debütierte er 2019, es folgte 2022 der Roman "Tao". Für seine Prosaarbeiten wurde Federer mit dem Literaturstipendium des Landes Baden-Württemberg, Förderpreisen und Arbeitsstipendien ausgezeichnet. Preisgekrönt sind auch seine Theaterstücke "Drive in" und "Asiawochen". Zwei Jahre arbeitete der Autor im Literaturhaus Köln, aktuell ist er Lehrbeauftragter am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn.
Der Roman "Für immer seh ich dich wieder"
Die autobiografische Erzählung, erschienen im Suhrkamp Verlag, handelt von einem jungen Paar, das sein erstes Kind wenige Wochen vor dem Geburtstermin verliert. Der Fötus war ausgereift, wurde aber durch eine seltene Anomalie in der Gebärmutter nicht mehr versorgt. Charlotte und Yannic hatten sich auf ein neues Leben als Familie gefreut. Doch dann ereignet sich die Katastrophe, ihr Sohn, Gustav Tian Ming, kommt tot zur Welt. Statt Wickeltisch und Stillkissen müssen sie einen Kindersarg aussuchen, ein Grab kaufen, eine Beerdigung organisieren und mit ihrer Trauer fertig werden. Erschütterte Verwandte und Freunde reisen an oder nehmen Anteil aus der Ferne, tragen zum Zeitpunkt der Beisetzung Opferschalen in den Tempel. Und während Charlotte und Yannic mit einer Bürokratie zu kämpfen haben, die mit totgeborenen Kindern kaum umzugehen weiß, beginnt der Schriftsteller aufzuschreiben, was um ihn her geschieht. Es ist ein Versuch zu begreifen, was ihnen widerfahren ist, eine Sprache zu finden für die Trauer und den Schmerz, aber auch für die Wärme und Liebe, die sich darin verbirgt. Zusätzlich beschäftigt den Autor "die Verfolgung, die Gewalt, die Flucht, das Schweigen und die Angst" in der Familie seines Vaters. Wenn "das Traumatische unförmig" bleibe, könne es nicht vergehen. "Erst wenn es erzählt wird, immer wieder erzählt wird, kann es Erinnerung werden."
Begründung der Preisvergabe
Das sehr persönliche Buch von Yannic Han Biao Federer reicht weit über die private Katastrophe hinaus. Der hochliterarische Text greift einerseits ein gesellschaftliches Tabuthema auf und zeigt zugleich, wie stark der Zusammenhalt einer Familie sein kann. Die verwaisten Eltern stellen sich dem Tod ihres Kindes und bilden mit Gustav Tian Ming eine Familie. Auch der Halt durch die eigenen Eltern, die Geschwister, weitere Verwandte und Freunde spielt eine wichtige Rolle, das junge Paar fühlt sich in ein stabiles soziales Gefüge eingebettet. In ästhetischer Hinsicht ist diese Erzählung bemerkenswert, der Autor berichtet das Ereignis nicht mit konventionellen Mitteln, sondern ringt von Anfang an um eine angemessene künstlerische Form. Dies gelingt ihm mit Bravour. Obwohl lebenslang eine Narbe zurückbleiben wird, blickt das Paar am Ende der Geschichte getröstet und hoffnungsvoll in die Zukunft.
Auszeichnung für familienbezogenen Text
Der zum 15. Mal verliehene Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag zeichnet jährlich den Autor oder die Autorin einer deutschsprachigen Publikation erzählender Prosa (Roman, Erzählung, Anthologie, Autobiografie, autofiktionaler Text) aus. Die Preissumme von 15.000 Euro erhält ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin, "der oder die mit literarischen Stilmitteln ein zeitgenössisches Bild der Familie zeichnet".
Die Berater und Entscheider
Bei der Auswahl des Buchpreises lässt sich die Stiftung von Fachleuten aus Literaturkritik und Buchhandel beraten. Im Jahr 2025 waren dies Dr. Uwe Wittstock (Literaturkritiker und Buchautor), Sandra Kegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Cornelia Geißler (Berliner Zeitung), Mareike Fallwickl (Literaturbloggerin und Buchautorin), Michael Riethmüller (Buchhandlung RavensBuch) und Andrea Reidt federführend (Journalistin und Buchautorin).
Verleihung von drei Auszeichnungen im November in Berlin
Die Preisverleihung findet am 24. November 2025 in der Berliner Landesvertretung Baden-Württemberg statt. Die Laudatio auf den Buchpreis Familienroman hält der Literaturkritiker Dr. Uwe Wittstock. Bei dem Festakt werden auch zwei weitere Auszeichnungen der Stiftung Ravensburger Verlag überreicht. Der ebenfalls mit 15.000 Euro dotierte "Leuchtturmpreis Ehrenamt 2025 für vorbildliches Engagement im Sektor familiäre, institutionelle oder ehrenamtliche Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen" geht an related e. V. aus Berlin. Der Verein aus dem Stadtteil Neukölln klärt über ungleiche Lernchancen an Schulen auf. Ein Sonderpreis anlässlich des 25-jährigen Stiftungsjubiläums geht in diesem Jahr an die Bildungsstätte Anne Frank. Die mit 25.000 Euro verbundene Auszeichnung würdigt die herausragende Bildungsarbeit des Vereins aus Frankfurt am Main.
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