Köln - Islamic Relief Deutschland und ihr internationales Netzwerk haben in diesem Ramadan über eine Million Menschen mit Lebensmittelhilfen erreicht, um verschärftem Hunger und Nahrungsmittelknappheit entgegenzuwirken.
10.04.2024 - 05:00:00Ramadan-Fest: Islamic Relief erreicht über 1 Million Menschen weltweit mit Lebensmittelhilfen. Unter dem Motto "Ramadan ist die Zeit für Mitgefühl" leisteten deutsche Spenderinnen und Spender in diesem Jahr wieder einen erheblichen Beitrag gegen Hunger. Trotz erschwerter Bedingungen für humanitäre Hilfe in Konfliktregionen, wie in Gaza oder im Sudan, konnten Menschen in 30 Ländern dank der Lebensmittelhilfe eine Pause von ihrem täglichen Überlebenskampf einlegen. Auch Bibi Mehrab aus Afghanistan und ihre vier verwaisten Enkelkinder sind erleichtert über die Unterstützung.
Für Menschen, die Krisen wie Flucht, Naturkatastrophen und Krieg ausgesetzt sind, ist eine unsichere Versorgung mit Nahrungsmitteln tägliche Realität. Sie leiden oftmals unter den Folgen von Hunger und an Mangelernährung. Klimaextreme, weltweite Konflikte und steigende Preise für Lebensmittel führen für Millionen Menschen weltweit zu einem täglichen Überlebenskampf. In einem Lager in der Provinz Balch im Norden Afghanistans sorgt sich auch Bibi Mehrab, eine Witwe und Großmutter von vier Kindern, täglich um die Ernährung ihrer verwaisten Enkelkinder. Die 65-Jährige verdient ihren Lebensunterhalt, indem sie in den Häusern anderer Leute Hausarbeiten verrichtet und Wolle webt. Doch das Geld reicht oft nicht aus, erzählt Bibi Mehrab, die mit ihrer Familie in einem Zelt lebt:
"Meine Familie ist mit einer Vielzahl von Hindernissen konfrontiert, von denen das dringendste der Mangel an Nahrungsmitteln für meine Enkelkinder ist. Diese schlimme Situation führt oft dazu, dass sie regelmäßig Hunger leiden müssen, was für mich als ältere Frau und Analphabetin eine herzzerreißende Realität ist. Ich fühle mich machtlos und unfähig, für meine jungen Enkelkinder zu sorgen, die nicht in der Lage sind, zu arbeiten, und bin oft von einem Gefühl der Hilflosigkeit überwältigt."
Für Bibi Mehrab und ihre Enkelkinder bedeutet die Lebensmittelhilfe im Ramadan eine große Erleichterung und Verschnaufpause, denn die Großmutter konnte davon zwei Monate lang ihre gesamte Familie ernähren. Sie sagt: "Die Hilfe war wirklich von unschätzbarem Wert, denn sie versorgte uns mit lebenswichtigen Vorräten, darunter fast 100 kg Weizenmehl, 10 Liter Öl, 1 kg Salz und 8 kg Hülsenfrüchte. Diese Vorräte sorgten dafür, dass meine Enkelkinder zwei Monate lang genug zu essen hatten, um sich zu ernähren, und linderten die ständige Sorge vor Hunger, die unseren Haushalt plagte."
Wie Bibi Mehrab und ihre Enkelkinder unterstütze Islamic Relief auch in diesem Jahr tausende Menschen in dem Land mit einem Ramadan-Lebensmittelpaket. Doch der Hunger in Afghanistan wächst. Von verheerenden Klimaextremen und schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen heimgesucht sind 15,8 Mio. Menschen bis März 2024 mit akuter Ernährungsunsicherheit (IPC-Phase 3, Krise) oder Schlimmerem konfrontiert (Quelle: IPC). Dies sind 36 Prozent der gesamten Bevölkerung in dem Land.
Konfliktbedingter Hunger in Gaza und im Sudan bereiten große Sorge
Menschen, die von Flucht, Hunger, Krieg und Naturkatastrophen besonders betroffen sind, stehen im Fokus der Lebensmittel-Verteilungen im Ramadan. Denn eine unsichere Versorgung mit Nahrungsmitteln ist für Millionen in Not die tägliche Realität, die durch bewaffnete Konflikte und Krieg verschärft wird.
Fast 18 Millionen Menschen im Sudan sind nach über elf Monaten Bürgerkrieg von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Dies ist die höchste Zahl, die jemals während einer Erntesaison verzeichnet wurde (Quelle: FAO). Aus dem jüngsten IPC-Bericht geht hervor, dass in den Gebieten, in denen der Konflikt intensiver war, darunter West-Darfur, Khartum und Süd-Kordofan, die Bevölkerung mit der größten Ernährungsunsicherheit konfrontiert ist, der IPC-Phase 3 oder höher.
Währenddessen leiden 2,1 Millionen Menschen in Gaza jetzt unter akuter Ernährungsunsicherheit und insbesondere im Norden steht eine Hungersnot kurz bevor. Es wird prognostiziert, dass bis Juli 2024 alle Bewohner Gazas, das sind über 2,2 Millionen Menschen, von akuter Ernährungsunsicherheit und Schlimmerem betroffen sein werden. Davon sollen 50 Prozent von katastrophaler Ernährungsunsicherheit betroffen sein, also einer Hungersnot, der schlimmsten Klassifizierung von Hunger (Quelle: IPC).
Angesichts der vorherrschenden Konflikte und Krisen, bedankt sich Islamic Relief Deutschland am Festtag besonders bei den Helferinnen und Helfern weltweit. Die Gedanken, so Geschäftsführer Tarek Abdelalem, sind am diesjährigen Ramadan-Fest besonders bei den betroffenen Menschen und den lokalen Teams vor Ort. Er sagt:
"Unsere Gedanken sind heute bei unseren Helferinnen und Helfern in Gaza und im Sudan, die wie Millionen weiterer Menschen weltweit um die Sicherheit ihrer Familien bangen müssen. Neben der Freude, die wir zum Fest empfinden, weil wir in diesem Jahr über eine Million Menschen mit Lebensmitteln zum Ramadan erreicht haben, empfinden wir auch große Sorge um unsere Helferinnen und Helfer, die in diesem Moment von gewaltvollen Konflikten direkt betroffen sind. In Gaza, im Sudan und in weiteren Projektländern, leisten unsere Teams vor Ort oftmals unter Extrembedingungen humanitäre Hilfe und verteilen Lebensmittel im Ramadan. Unser Dank gebührt an diesem Festtag besonders ihnen."
Appell an die internationale Staatengemeinschaft zu handeln
Weitere Länder im Fokus der Ramadan-Verteilungen sind unter anderem Länder wie Afghanistan, Äthiopien, Jemen, Libanon, Pakistan und der Sudan, die von Konflikten, politischer Instabilität und den Folgen des Klimawandels besonders betroffen sind. 783 Millionen Menschen weltweit leiden an Hunger. Davon sind im Jahr 2024 bis zu 309 Millionen Menschen in 72 Ländern von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen (WFP).
"Erhalt und Schutz von Menschenleben sollten nicht nur für uns als Hilfsorganisation, sondern auch für die gesamte internationale Staatengemeinschaft eine Priorität darstellen. Deshalb appellieren wir auch am Festtag an die Weltgemeinschaft, sich mit uns im Kampf gegen Hunger und für den Schutz von Menschenleben einzusetzen. Gemeinsam können wir in Lösungen investieren, die Ernährungssicherheit, Stabilität und Frieden für Menschen in Not gewährleisten. Die Zeit rennt uns davon und wir können nicht mitansehen, wie immer mehr Menschen in der Welt Hunger erleiden", sagt Abdelalem.
Lebensmittelpakete gegen Hunger und Unterernährung in mehr als 30 Ländern
Wie Bibi Mehrab und ihre Enkelkinder aus Afghanistan, hat Islamic Relief Deutschland in diesem Ramadan gemeinsam mit ihrem globalen Partner-Netzwerk weltweit über eine Million Menschen mit Lebensmittelpaketen erreicht. In insgesamt 30 Ländern und Regionen haben lokale Teams vor Ort die Lebensmittel verteilt: Afghanistan, Albanien, Äthiopien, Bangladesch, Bosnien und Herzegowina, Indien, Indonesien, Irak, Italien, Jordanien, Kenia, Kosovo, Libanon, Nordmazedonien, Malawi, Mali, Myanmar, Nepal, Niger, Pakistan, Spanien, Sri Lanka, Sudan, Südafrika, Gaza, Philippinen, Somalia, Syrien, Türkei, Jemen.
Und auch in diesem Jahr erhielten wieder zehntausende Kinder Festtagsgeschenke in Form von Kleidung, Schuhen oder Schultaschen, u.a. in Afghanistan, Bangladesch, Somalia, Sudan, Syrien und in der Türkei.
Wie in jedem Jahr liegt bei der Ramadan-Verteilung ein besonderer Fokus auf Waisen, Witwen, Menschen mit Behinderung, älteren Menschen, Vertriebenen und Geflüchteten. Mit einem Lebensmittelpaket von Islamic Relief wird eine fünfköpfige Familie einen Monat lang ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt.
Weitere Informationen unter: www.islamicrelief.de/ramadan/
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