Dana, Vowinckel

Dana Vowinckel erhält den mit 15.000 Euro dotierten Buchpreis Familienroman 2024 der Stiftung Ravensburger Verlag für ihren Roman Gewässer im Ziplock

30.09.2024 - 08:30:04

Dana Vowinckel erhält den mit 15.000 Euro dotierten Buchpreis Familienroman 2024 der Stiftung Ravensburger Verlag für ihren Roman Gewässer im Ziplock. Ravensburg/Berlin/New York - Mit dem Buchpreis Familienroman 2024 der Stiftung Ravensburger Verlag wird die in Berlin und New York lebende Schriftstellerin Dana Vowinckel (28) für ihren ersten Roman "Gewässer im Ziplock" ausgezeichnet. Stiftungsvorstand Johannes Hauenstein übergibt den mit 15.000 Euro dotierten Preis am 11. November 2024 in Berlin. An diesem Abend wird auch der Leuchtturmpreis Ehrenamt der Stiftung an Magdalena Dressler, Robin Kohler und Anna Kohler für ihren Verein "Break the Fake" verliehen.

Dana Vowinckel wurde 1996 als Tochter einer Deutschen und eines Amerikaners in Berlin geboren. Sie studierte Linguistik und Literaturwissenschaft in Berlin, Toulouse und Cambridge. "Gewässer im Ziplock" ist ihr erster Roman. Er wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschlandfunk-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2021, dem Mara-Cassens-Preis 2023 für das beste Debüt und dem Literaturpreis der deutschen Wirtschaft 2024, und war für den Preis der Leipziger Buchmesse 2024 nominiert. 2023 erhielt Dana Vowinckel für die Erzählung "In my Jewish Bag" den Ersten Preis beim Wettbewerb "L'Chaim. Schreib zum jüdischen Leben in Deutschland."

Der Roman "Gewässer im Ziplock"

Es handelt sich um die Geschichte einer jüdischen Familie, deren Mitglieder kaum unterschiedlicher sein könnten. Die Eltern der 15-jährigen Erzählerin Margarita leben getrennt. Der alleinerziehende Vater, gebürtiger Israeli, arbeitet in Berlin als Kantor einer jüdischen Gemeinde. Die Mutter, eine amerikanische Linguistin, hat Mann und Kleinkind früh verlassen, weil sie es nicht ertrug, in Deutschland zu leben. Ihre Tochter hat sie viele Jahre nicht gesehen. Die Großeltern mütterlicherseits leben in Chicago. Margarita besucht in Berlin eine jüdische Schule und verbringt viele Ferien bei den Großeltern in Amerika, ohne die Mutter zu treffen. Der im Roman beschriebene Sommer verläuft jedoch anders: Sie wird zu ihrer Mutter nach Jerusalem geschickt, wo diese ein Fellowship hat. Mutter und Tochter reisen durch Israel, doch die Konflikte eskalieren. Schließlich nimmt Margarita Reißaus und trifft in Tel Aviv einen jungen Israeli wieder, den sie im Flugzeug kennengelernt hat und mit dem ihre Mutter aufgrund politischer Differenzen in Streit geraten ist. Aus Sorge um die Tochter reist der Vater nach Israel, ehe sich die ganze Familie am Krankenbett der Großmutter in Chicago einfindet. Hier versuchen sie, gemeinsam neue Lösungen und Wege zu finden.

Begründung der Preisvergabe

Der Roman vermittelt anschaulich Einblicke in den Alltag und die Erfahrungen jüdischer Familien in Deutschland, zugleich ist es eine Coming-of-Age-Geschichte. Fragen der Identität beschäftigen die pubertierende Tochter. Die Unterschiede in Biografie, Mentalität, religiösen und politischen Einstellungen und Verhalten ihrer Eltern und Großeltern empfindet das Mädchen als verwirrend. In dem familiären Durcheinander an Gefühlen und Standpunkten sucht Margarita nach einer eigenen Position. Sie wächst dreisprachig auf - Deutsch, Amerikanisch, Iwrit - und bewegt sich sprachlich geschmeidig, psychologisch aber überfordert in den Welten ihrer Eltern und Großeltern, wodurch der Roman eine besondere Intensität gewinnt. Eine wichtige Parallelperspektive nimmt der Vater ein, dessen Arbeit als Kantor sehr genau beschrieben wird, während die linguistischen Lieblingsthemen der Mutter geschildert werden, ohne ihre Perspektive einzunehmen - die emotionalen Ausbrüche der Professorin erleben die Leser aus Sicht der Tochter. Mit diesem literarischen Kunstgriff gelingt es der Autorin (nicht ohne Komik), Nähe und Abstand der Figuren zueinander in souveräner Weise zu vermitteln und zu einem versöhnlichen und konstruktiven Ende mit veränderten, positiven Perspektiven für das Eltern-Tochter-Verhältnis zu führen.

Auszeichnung für familienbezogenen Roman oder Erzählungen

Der zum 14. Mal verliehene Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag zeichnet jährlich den Autor oder die Autorin einer deutschsprachigen Publikation erzählender Prosa (Roman, Erzählung, Anthologie, Autobiografie, autofiktionaler Text) aus. Die Preissumme von 15.000 Euro erhält ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin, "der oder die mit literarischen Stilmitteln ein zeitgenössisches Bild der Familie zeichnet".

Die Berater und Entscheider

Bei der Auswahl des Buchpreises lässt sich die Stiftung von Fachleuten aus Literaturkritik und Buchhandel beraten. Im Jahr 2024 waren dies Dr. Uwe Wittstock (Literaturkritiker und Buchautor), Sandra Kegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Cornelia Geißler (Berliner Zeitung), Mareike Fallwickl (Literaturbloggerin und Buchautorin), Michael Riethmüller (Buchhandlung RavensBuch) und Andrea Reidt federführend (Journalistin und Buchautorin).

Verleihung zweier Auszeichnungen im November in Berlin

Die Preisverleihung findet am 11. November 2024 in der Berliner Landesvertretung Baden-Württemberg statt. Die Laudatio hält der Literaturkritiker Dr. Uwe Wittstock. Bei dieser Gelegenheit wird auch die zweite Auszeichnung der Stiftung Ravensburger Verlag überreicht: der ebenfalls mit 15.000 Euro dotierte "Leuchtturmpreis Ehrenamt 2024 für vorbildliches Engagement im Sektor familiäre, institutionelle oder ehrenamtliche Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen". Diesen erhalten Magdalena Dressler, Robin Kohler und Anna Kohler, die mit ihrem Verein "Break the Fake" Wissen und Strategien zum kritischen Umgang mit Informationen vermitteln.

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